Kinderschutzbund Westerwald: Pandemie-Folgen werden wohl noch lange nachwirken
Die Pandemie prägte auch im Jahr 2021 die Arbeit des Kinderschutzbundes Westerwald. Das wurde deutlich auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Kreisverbands. Die Rückschau machte auch greifbar, wie sehr die Schwächsten unserer Gesellschaft unter der Krise litten und leiden. Der Kinderschutzbund hat in dem Zusammenhang eine wichtige Forderung.
Region. Besonders Kindern und Familien habe dieses mit großen Herausforderungen geprägte Jahr viel abverlangt. Diese Aussage der Vorsitzenden des Kinderschutzbundes Westerwald auf der Jahreshauptversammlung des Kreisverbands lässt aufhorchen. Heidi Ramb ging in ihrer Rückschau nämlich auf Erzählungen von Sozialpädagogen ein. Sie hatten Aussagen von Grundschulkindern wiedergeben. Beispiele, die einen Einblick in die von der Pandemie geprägten Gefühlswelt der Kleinen geben: „Meine Mutter hat eine Immunschwäche. Wir haben Angst, dass sie Corona bekommt“, oder „Ich hatte Angst, dass ich nie mehr in die Schule gehen kann“, oder „Ich bin viel allein und vermisse meine Freunde“.
Und die Herausforderungen machten sich auch quantitativ stark bemerkbar: Trotz zeitweisen Schulschließungen stieg der Bedarf an Gesprächen um über 20 Prozent auf fast 2.800 an, sowohl mit Kindern als auch mit Eltern. Auch Gespräche mit Lehrern sind um gut ein Drittel auf über 1.340 gestiegen.
Die Sozialarbeiterinnen des Kinderschutzbundes in zwei Realschulen plus unterstützten in 538 Beratungsgesprächen mit rund 200 Schülern in Problemsituationen, vorwiegend in Konflikten untereinander sowie aus dem häuslichen Umfeld. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie bestimmten auch hier die Gespräche mit Sorgeberechtigten und Lehrkräften.
„Schulen müssen unbedingt geöffnet bleiben“
„Die Folgen der Pandemie werden wohl noch lange nachwirken“, prognostizierte Ramb. Doch: Die Schulen als wichtiger Lebens- und Lernraum müssten künftig unbedingt geöffnet bleiben. „Die im Präsenzunterricht vermittelten Fähigkeiten sind ein wichtiger Entwicklungsraum für Kinder, auch im Blick auf das Einüben demokratischer Regeln zum mündigen Bürger“, so die Vorsitzende zu der Forderung, die Schulen offen zu halten.
In der Rückschau berichtete Vorsitzende Heidi Ramb auch davon, wie sehr Corona im Jahr 2021 ebenfalls die Arbeit des Kreisverbands-Büros geprägt habe. Besonders hob hier die Vorsitzende das Engagement der Mitarbeiterinnen in der Geschäftsstelle, Andrea Norres und Andrea Gärtner, hervor. Sie hätten ohne Unterbrechung weitergearbeitet und so für einen guten Ablauf und Kommunikation gesorgt. Mit Erleichterung stellte die Vorsitzende außerdem fest, dass finanzielle Kürzungen und Kurzarbeit auch im zweiten Pandemie-Jahr vermieden werden konnten. Eine weitere gute Nachricht: Trotz vieler Belastungen konnten fast alle Hilfeangebote nicht nur aufrechterhalten, sondern an vielen Stellen auch fortentwickelt werden.
So zum Beispiel die Baumpaten-Aktion „Westerwald-Kinder“, die von Beginn an auf große Resonanz und Unterstützung von Bürgermeistern, Förster sowie dem Seniorenbeirat stieß. Einige Schulklassen beteiligten sich rege. Was am Weltkindertag 2020 mit einer Streuobstwiese begann, setzte sich im Jahr 2021 unter dem Slogan „Für die Umwelt. Für die Kinder“ mit der Pflanzung von 11.000 Bäumchen auf sieben Aufforstungsflächen fort, u.a. in der Nähe der „Strühtenhütte“. Auf Holzwänden verkünden Tontäfelchen Wünsche der Spender*innen für die Kinder. Dank der vielen helfenden Hände, besonders der engagierten Teams vom „Jugendhaus Zweite Heimat“, des Kinderschutzbundes und beteiligter Künstler konnte das Projekt so erfolgreich umgesetzt werden. Ende des Jahres 2021 endete die Baumpaten-Aktion des Kinderschutzbundes und wurde an das „Jugendhaus Zweite Heimat“ übertragen.
Neustart der Schwimmkurse/ Kita-Arbeit ausgeweitet
Dank ehrenamtlicher Helferinnen und einer Spende der Else-Schütz-Stiftung konnte gemeinsam mit der Goethe-Schule das Projekt „Schwimmkurs“ für Grundschul-Kinder begonnen werden. Trotz Corona bedingter Unterbrechungen konnten erste Seepferdchen-Abzeichen vergeben werden. Eine wichtige Maßnahme laut der Vorsitzenden Ramb, da inzwischen mehr als die Hälfte aller Kinder dieses Alters nicht schwimmen könnten.
Unsere bereits im Jahr 2019 in Selters gestartete „Mobile Elternberatung in Kitas“ wurde jetzt auf der Grundlage des neuen Kita-Gesetzes Rheinland-Pfalz ausgeweitet. Der Westerwaldkreis beauftragte den Kinderschutzbund mit der Kita-Sozialarbeit an 17 Kitas der Verbandsgemeinden Höhr-Grenzhausen und Selters. Dieses familienunterstützende Beratungsangebot findet zu festen Gesprächszeiten in der jeweiligen Kita statt. So ist der Zugang für die Eltern niedrigschwellig und nahe in den bereits bekannten Räumlichkeiten. Die Eltern können in Erziehungsfragen beraten und in ihrer Elternrolle gestärkt werden.
Veränderungen im Vorstand
Die Herausforderung in den kommenden Monaten wird die Erneuerung und Umgestaltung des Vorstands sein. Nach über 25 Jahren als Vorsitzende wird Heidi Ramb im nächsten Jahr nicht mehr kandidieren. Auch Schatzmeister Gerd Meurer und Geschäftsstellenleiterin Andrea Gärtner werden in den Renten-Ruhestand treten. Bereits ausgeschieden ist der zweite Vorsitzende Joachim Türk, der sich neben seiner beruflichen Tätigkeit im Vorstand des Landes- und Bundesverbandes des Kinderschutzbundes engagiert. Zur neuen zweiten Vorsitzenden wählte die Mitgliederversammlung einstimmig Kathrin Kienle. Sie ist als Rechtsanwältin erfahren in Gerichtsprozessen zu sexuellem Missbrauch von Kindern und in fachbezogenen Netzwerken verankert.
Ramb dankte in ihren Ausführungen ausdrücklich allen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern für ihr überzeugendes Engagement, das sich in über 3.180 Ehrenamtsstunden widerspiegelt, allen 155 Mitgliedern für ihre Treue, allen Spendern, Unterstützern und Kooperationspartnern, den kommunalen Schulträgern für das Vertrauen und die Wertschätzung. Dank galt auch dem Land für den so wichtigen und verlässlichen Zuschuss zu den „Mobilen Sorgenbüros“. Ganz besonders dankte die Vorsitzende den Bürgermeistern Michael Thiesen und Thilo Becker für die umfangreiche Unterstützung, ohne die die Arbeit so nicht möglich wäre.
Die Arbeit des Kinderschutzbundes ist stark vom Spendenaufkommen abhängig. Von einer positiven Finanzlage konnte Schatzmeister Gerd Meurer berichten. Doch bedarf es stetiger Anstrengung, die so wichtige Arbeit zu sichern. Neue Mitglieder, die die „Lobby für Kinder“ unterstützen oder Ehrenamtliche, die Interesse an einer Mitarbeit haben, z.B. in der Öffentlichkeitsarbeit, sind sehr willkommen. (PM/ddp)
Infos unter: Deutscher Kinderschutzbund e.V., KV Westerwald / OV Höhr-Grenzhausen
Hermann-Geisen-Str. 44, 56203 Höhr-Grenzhausen, Tel: 02624 - 4488, info@kinderschutzbund-westerwald.de; www.kinderschutzbund-westerwald.de.
Spendenkonten: KSK WW-Sieg: DE91 5735 1030 0020 0029 45;
Westerwaldbank eG: DE24 5739 1800 0097 0611 030; NASPA: DE11 5105 0015 077539 94
Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.
Mehr dazu:
Coronavirus
Lokales: Höhr-Grenzhausen & Umgebung
Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Höhr-Grenzhausen auf Facebook werden!