Grundschüler lernen Mutterkuhhaltung auf dem Lindenhof in Nisterberg kennen
Von Helmi Tischler-Venter
Zu den Projekten der Regionalinitiative „Wir Westerwälder“ der drei Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis gehört die „Wäller Schnecke“. Außerschulische landwirtschaftliche Lernorte sind eine Herzensangelegenheit der Landräte. Zur Abrundung des Themas hatte Vorständin Sandra Köster eine Schulklasse auf den Lindenhof in Nisterberg eingeladen.
Nisterberg. Die Dritt- und Viertklässler der Grundschule Friedewald hatten ihren Spaß mit Heu, Stroh und Rindern auf dem außerhalb des Ortes gelegenen Hof. Am liebsten wären alle Kinder gleichzeitig in den Traktor geklettert. Landwirt Markus Kühn beantwortete geduldig die vielen Fragen der Grundschüler. Dass es weder Hühner noch Milch auf dem Bauernhof gibt, erstaunte die jungen Besucher. Sie erfuhren, dass Familie Kühn die Nachzucht ihrer 80 bis 85 Mutterkühe bis zur Schlachtreife behält, sodass rund 230 Tiere auf und von der mit 140 Hektar relativ kleinen Fläche des Vollerwerbsbetriebs leben.
Die Trächtigkeit dauert bei einer Kuh neun Monate und zehn Tage. Die Tiere kalben fast alle allein. Die Kälber werden über das ganze Jahr geboren. Sie können bereits eine halbe Stunde nach der Geburt saufen und nach ein bis zwei Stunden laufen. Bauer Kühn erklärte, dass das Euter der Kuh wie ein Schwamm aufgebaut ist, mit vielen Milchdrüsen, in denen die Milch für das Kalb gebildet wird. Nach acht bis zehn Tagen fangen die Kälbchen an, Gras und Heu zu fressen. Die Kälber werden Anfang November reingeholt und Ende November von den Müttern getrennt.
Die schlachtreifen Kälber werden von Markus Kühn selbst einen nahegelegenen Schlachthof gefahren, das erspart den Tieren Stress. Die Bullen werden über zwei Jahre zu dunklem, reifem Fleisch mit einem Schlachtgewicht von 400 Kilogramm gezüchtet. Das Fleisch wird in der Region verkauft.
Die Kühe bleiben im Sommer ständig draußen. Die Wölfe, die in Hofnähe herumziehen, bereiten dem Bauern Sorgen, denn Herdenschutzzäune für die gesamte Fläche sind extrem teuer. Eine weitere Gefahr geht von giftigem Jakobskreuzkraut aus, dass sich wegen der reduzierten Düngung von Grünflächen, rasant ausbreitet.
Wenn die Kühe im Winter im Stall stehen, müssen täglich drei Rundballen Stroh eingestreut werden. Zusätzlich verbraucht der Betrieb 1.400 Siloballen Heu pro Jahr. Im letzten Jahr konnten etwa 2.000 Ballen Heu eingefahren werden, auch in diesem Jahr fiel die Heuernte gut aus. Transport und Stapeln der schweren Rundballen funktioniert nur mit der Gabel des Traktors.
Markus Kühn wies darauf hin, dass sich der nächste landwirtschaftliche Betrieb in Friedewald befindet und nur noch ein Milchviehbetrieb in Dermbach existiert, sodass die Bürger der Verbandsgemeinde mit Molkereiprodukten und Rindfleisch aus regionaler Produktion unterversorgt sind.
Landrat Doktor Peter Enders bestätigte, es sei wieder wichtig geworden, für die Region und die Produktion von Lebensmitteln zu werben. Daher freute er sich über das rege Interesse der Grundschüler und ihre vielen Fragen. Ohne Landwirte würde sich unsere Kulturlandschaft verändern, daher dankte er Markus Kühn für sein Engagement. Der machte der Grundschule das Angebot, dass jedes Jahr Schüler kommen und seinen Betrieb erkunden können.
Auf die Kinder wirkte der Bauernhof wie ein Riesenspielplatz, auf dem sie Heu an Rinder verfüttern durften. Zudem hatte die Vorsitzende des Landfrauen-Bezirks Friedewald, Angelika Hees einen leckeren Zitronenmelissensirup bereitet, der mit Wasser verdünnt wurde. Auch die Landfrauen Gerlinde Eschemann und Monika Künkler beteiligten sich an dem außerschulischen Termin. Ernährungsberaterin Melanie Henn spielte mit den Kindern zum Abschluss ein aktions- und lehrreiches Spiel zu heimischem Gemüse, bevor es an den Grill ging.
Nach Gemüseanbau auf dem Wiesenhof in Maxsain, Kräuterzucht in Linz, und dem Milchviehhof Kaisereiche in Dierdorf,
bildet der Mutterkuhbetrieb Kühn den Abschluss der außerschulischen Lernorte in der Projektreihe „Wäller Schnecke“. (htv)
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