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Nachricht vom 29.06.2022    

Altenkirchen: Ausschuss erzürnt über Forderung nach mehr Geld fürs "Spiegelzelt"

Für viele Mandatsträger in der Stadt Altenkirchen und der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld wird die Finanzierung des "Spiegelzeltes" inzwischen zu einem "roten" Tuch: Die Diskussionen als Folge der Forderungen nach höheren Zuschüssen von der öffentlichen Hand werden mehr und mehr intensiver geführt.

Das Spiegelzelt soll in diesem Jahr wieder seine Pforten auf dem Altenkirchener Schlossplatz öffnen. (Foto: Archiv)

Altenkirchen. Das „Spiegelzelt“ ist ohne Zweifel das Leuchtturmprojekt in Sachen Kultur rund um Altenkirchen und darüber hinaus. Unstrittig ist, dass es sich von allein nicht trägt. So müssen Sponsoren akquiriert, Zuschüsse von öffentlicher Hand beantragt werden, damit Organisator Helmut Nöllgen finanziell über die Runden kommt. Inzwischen ist es schöner Usus, dass sich die lokalen politischen Gremien schwer tun, den Forderungen nach immer höheren Zuschüssen ohne Wenn und Aber zu folgen. Vermehrt entwickeln sich in Zusammenkünften teils vehement geführte Diskussionen, ob einem Verlangen nach einer Steigerung in dem eingebrachten Maß denn stattgegeben wird. So hatte der geneigte Zuhörer in der Sitzung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschusses der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld (VG) am 11. März zwischen den Zeilen der Beschlussvorlage für die monetäre Unterstützung herauslesen können, dass es in den Wochen zuvor ziemlich gekracht haben musste zwischen der VG auf der einen und dem Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller auf der anderen Seite. Nach intensivem Austausch hatte das Gremium schließlich trotz gefühlten unterschwelligen Widerstandes einstimmig den VG-Anteil von 20.000 auf 25.000 Euro geschraubt und somit die Bahn frei gemacht, damit die avisierten 50.000 Euro (anstelle von 40.000 Euro) aus der Geldbörse des Kultursommers und damit des Landes überwiesen werden können. In diesem Zusammenhang hatte Nöllgen zudem angedeutet, die Veranstaltungsserie vor der Wiedhalle in Neitersen zu organisieren, was bei den VG-Oberen auf wenig Gegenliebe gestoßen war, in diesem Fall die Zuschüsse von der VG gestrichen worden wären, denn „das Spiegelzeit gehört nach Altenkirchen“.

Von 8000 auf 14.000 Euro
So sah sich der Hauptausschuss der Stadt Altenkirchen in seinem Treffen am späten Mittwochnachmittag (29. Juni) gleichwohl mit einer Aufstockung der Förderung konfrontiert. Das Schreiben vom 23. Juni, in dem Nöllgen als Organisator des Spiegelzeltes (27. August bis 23. September) einen Anstieg von bislang 8000 auf 14.000 Euro städtischen Zubrotes als unabdingbar deklariert hatte, stieß vielen Mitgliedern sauer auf. So konstatierte Dr. Kristianna Becker (CDU) den Ton des Briefes als „unverschämt und erpresserisch“. Auch Peter Müller (Bündnisgrüne) bemerkte, dass der Ton gar nicht ginge, er dennoch das Spielzelt, unabhängig von Helmut Nöllgen, als die größte Kulturveranstaltung mit „schwieriger Finanzierung“ einstufte. „Ich bin über den Ton mehr als unangenehm berührt“, ergänzte er. Jens Gibhardt (SPD) gestattete eine Kostensteigerung von 30 bis 40 Prozent wie in allen Bereichen, betonte, dass die Sache für ihn ein „Geschmäckle“ habe, weil seiner Ansicht das Geld auch zum derzeit stattfindenden Kultursalon in Neitersen verschoben werde, „womit ich Probleme habe“. „Unverschämt“, charakterisierte Daniela Hillmer-Spahr (SPD) den Wortlaut des Schreibens, wie auch die an die Verbandsgemeinde gewesen seien. Nöllgen hätte die Möglichkeit zu angebotenen Dialogen nicht angenommen, nun Vorhaltungen zu machen „ist frech und unverschämt. Wie wir kommunizieren, ist schon bedauerlich“. Aber: „Wir müssen aufpassen, dass wir als Rat nicht so dastehen, dass es wegen uns kein Spiegelzelt gibt. Wir dürfen nicht zum Buhmann werden.“



Verkürzung vorgeschlagen
Gabi Sauer (SPD) stellte die Frage ob kritischer Finanzierung: „Warum kürzt Nöllgen das Programm nicht auf 14 Tage anstelle es sechs Wochen laufen zu lassen?“. Der Ton passe allen nicht, ergriff Ralf Lindenpütz (CDU) das Wort und teilte mit, dass eine Recherche seinerseits ergeben hätte, dass ein Spiegelzelt aus Belgien viel billiger anzumieten sei. „Wenn ich von jemandem Geld haben will, führe ich Gespräche“, nannte Jürgen Kugelmeier (FWG) das aus seiner Sicht probatere Mittel gegenüber dem Schriftstück, ehe er versuchte, eine Brücke zu bauen: „Sind wir nicht froh, dass das Spiegelzelt in Altenkirchen ist? Alles wird teurer, ich kann die Kostensteigerungen verstehen. Aber: Es ist ja nicht das erste Mal. So geht man nicht miteinander um.“ Trotz aller Kritik stellte sich der Ausschuss bei der Abstimmung (der Stadtrat wird sich in seiner Sitzung am 12. Juli ebenfalls noch des Themas annehmen) dem Ansinnen der Steigerung nicht quer. Mit acht Ja- und drei Neinstimmen votierte er für ein maximales Plus von 6000 Euro, wenn ein Defizit nachgewiesen wird. Zuvor hatte Paul-Josef Schmitt, der momentan als Erster Beigeordneter die Amtsgeschäfte des (zurückgetretenen) Bürgermeisters führt, zu Protokoll gegeben, dass er erst über die VG erfahren habe, dass das Spiegelzelt überhaupt stattfindet.

Auszüge aus Nöllgens Schreiben
Auszüge aus dem Schreiben Nöllgens an die Stadt Altenkirchen: „...Abschließend ist zu sagen: Das Spiegelzeit 2022 ist unter aktuellen Bedingungen der Pandemiejahre, des unveränderten Standortes mit allen genannten Problempunkten nicht durchzuführen. Mit Hinblick auf die alleinige finanzielle Verantwortung und die damit unmittelbar verbundene Sorge um den Fortbestand des Kulturbüros Haus Felsenkeller e.V. über das Jahr 2022 hinaus müssten wir das Großprojekt Spiegelzelt eigentlich absagen.“ Derzeit beläuft sich der Etat (Gesamtausgaben) auf 306.164 Euro, die inklusive der Erhöhung des städtischen Zuschusses von 8000 auf 14.000 Euro gegenfinanziert sind.

Spiegelzelt als Kooperationsprojekt
Das Spiegelzelt, ein Kooperationsprojekt von VG und Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller, wird seit dem Jahr 2001 (Anteil Land 65.000 Mark/Anteil VG 10.000 Mark) organisiert. Grundsätzlich fließen noch Eintritts- und Sponsorengelder in die Finanzierung mit ein. Seit 2002 wird es im Zwei-Jahres-Rhythmus auf dem Schlossplatz aufgebaut. In den Jahren 2020 und 2021 (verschoben von 2020) fiel die Veranstaltungsserie wegen der Corona-Pandemie aus. 2018 steuerte das Land aus Mitteln des Kultursommers 40.000 und die VG 20.000 Euro bei. In den Jahren 2006, 2010 und 2012 musste die VG das Projekt mit 4000, 8000 und 3983 Euro nachfinanzieren. (vh)



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