Pressemitteilung vom 29.07.2022
Zukunftswerkstatt: Netzwerk soziale Gerechtigkeit soll Zukunft haben
Mehr als 90 Prozent der Bürger halten soziale Gerechtigkeit als Leitwert für wichtig. Gleichzeitig droht für eine Dreiviertelmehrheit in Zeiten von Krieg, Pandemie und Klimawandel eine zunehmende Gerechtigkeitslücke in unserer Gesellschaft.
Westerwaldkreis. Bei diesen Bedingungen sollte man annehmen, dass auch im Westerwald viele Menschen bereit sind, für Gerechtigkeit zu streiten und sich zu engagieren. Zumindest im Hinblick auf die Zukunft des Forums Soziale Gerechtigkeit in der Region scheint sich das Interesse allerdings in Grenzen zu halten: zu einem Treffen war nur ein Dutzend Interessenten gekommen. Doch die wollen weitermachen und viele Wäller für ein künftiges soziales Engagement in dem Netzwerk gewinnen.
Eingeladen zu dem Treffen hatte das Forum soziale Gerechtigkeit in Kooperation mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) Westerwald – Rhein-Lahn. Nach zwei Coronajahren ohne Veranstaltungen begrüßte Uli Schmidt als Gründer und Koordinator des Forums Soziale Gerechtigkeit die Teilnehmenden im Pfarrheim Niederelbert.
In einem “Sozialbericht“ aus Berlin zeigte die Bundestagsabgeordnete Dr. Tanja Machalet wichtige sozialpolitische Vorhaben der Bundesregierung auf. “Mit der Einführung des Mindestlohns von 12 Euro haben wir ein großes Gerechtigkeitsproblem zumindest spürbar entschärft“, so die Abgeordnete, die auch dem Parlamentsausschuss für Arbeit und Soziales angehört. Bestandsverbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente und die angekündigte Einführung eines Bürgergeldes seien weitere Eckpunkte. “Mir persönlich liegt die Einführung einer Kindergrundsicherung besonders am Herzen, um das Aufwachsen von zu vielen Kindern in Armut künftig wirksamer verhindern zu können“, so Machalet. Sie trat energisch dafür ein, das Forum Soziale Gerechtigkeit in geeigneter Form fortzuführen und sagte ihre Unterstützung zu.
Mit einem Bericht über die Arbeit des Forums seit Gründung im Jahr 2009 und über etwa hundert folgende Veranstaltungen eröffnete Uli Schmidt die Aussprache über die Zukunft des bis vor Corona unüberhörbaren Sozialnetzwerkes im Westerwald. “Wir wollten damals sozialpolitisch vernachlässigte Themen mehr ins Licht der Öffentlichkeit bringen und Sprachrohr für diejenigen sein, die in unserer erfolgsorientierten Gesellschaft mit ihren Problemen zu wenig Gehör finden“, so Schmidt. In monatlichen Foren habe man diejenigen zusammengebracht, die vom jeweils vorgegebenen Thema in irgendeiner Form betroffen oder zumindest daran interessiert sind. Auch der immer kritische Blick auf Sozialbehörden, Kommunalparlamente und Sozialorganisationen sei der Sache dienlich gewesen. Nun gelte es, dem Netzwerk nach Corona eine neue organisatorische Grundlage und damit Zukunft zu geben.
Aber wie soll diese aussehen? Ein hoher sozialer Handlungsbedarf wurde von allen Teilnehmenden gesehen, der ein starkes Wäller Sozialnetzwerk weiterhin unentbehrlich mache. “Wir müssen davon ausgehen, dass auch bei uns im Westerwald im kommenden Winter Menschen erfrieren werden“, meinte eine sozial engagierte Teilnehmerin. Der Ruf nach mehr “Gemeindeschwestern“ und mehr Bürgerschaftlichem Engagement wurde laut. Zudem beeinflusse das Gerechtigkeitsgefühl immer mehr die Beteiligung an Politik und bei zunehmenden sozialen Verwerfungen drohe Zulauf für populistische und radikale Parteien.
Als nächster Schritt zur Reaktivierung des Forums soll zu einem Zukunftsworkshop “Forum Soziale Gerechtigkeit 2.0“ eingeladen werden. Dieser findet am Montag, dem 24. Oktober im Forum St. Peter Montabaur (Pfarrzentrum, Auf dem Kalk 11) statt.
Es werden dabei die Themen erarbeitet, die künftig im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen sollen. Abschließend geht es darum, wie das organisatorisch umgesetzt werden kann. Dies ist die letzte Möglichkeit, sich einzubringen, damit das Forum wieder aktiv sein kann.
Weitere Infos und Anmeldung bei Dr. Georg Poell (g.poell@bistumlimburg.de) oder Uli Schmidt (uli@kleinkunst-mons-tabor.de). (PM)
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