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Pressemitteilung vom 22.08.2022    

"Pflege ganz aktiv": Caritasverband plant "Revolution in der ambulanten Pflege"

Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn hat sich gemeinsam mit den Landesverbänden der Pflegekassen in Rheinland-Pfalz nicht weniger vorgenommen als eine "Revolution in der ambulanten Pflege": Seit der Aufnahme erster Gespräche zwischen den Gesundheitspartnern im Jahr 2021 bestand die Zielsetzung, ein Modell individualisierter Altenpflege zu ermöglichen.

Im Kuppelsaal von Schloss Montabaur fiel der Startschuss für das Versorgungsmodell. (Foto: Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn)

Montabaur. Dabei koordiniert ein Versorgungsteam vor Ort ein bedarfsgerechtes Unterstützungsangebot über ein regionales Netzwerk. Das Kernanliegen ist, die Autonomie pflegebedürftiger Menschen zu fördern und einen längeren Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen.

Das zunächst auf zwei Jahre befristete Versorgungsmodell basiert im Bereich der Pflegeversicherung nicht länger auf der Abrechnung von langfristig vertraglich festgelegten konkreten Einzelleistungen im Rahmen von Leistungskomplexen, sondern auf einer pauschalen Stundenvergütung. Damit gewinnt der pflegebedürftige Mensch mehr Kompetenzen und Autonomie über seine Versorgung und kann erforderliche Leistungen anhand des individuellen Bedarfs selbstbestimmt zusammenstellen.

Die Pflegekraft kann situationsorientierter im Rahmen ihrer fachlichen Kompetenzen entscheiden, welche Unterstützungsmaßnahme sinnvoll und aktivierend wirksam ist. Ein ganzheitlicher und aktivierender Ansatz: eben „Pflege ganz aktiv“.

Im Bereich der Häuslichen Krankenpflege in Rahmen der Krankenversicherung erfolgt die Vergütung innerhalb des Versorgungsmodells zukünftig in Form einer Monatspauschale, durch die alle behandlungspflegerischen Leistungen des jeweiligen Monats abgegolten sind.

Bei allen Vereinbarungspartnern wird durch die vereinfachte Abrechnungssystematik und Rechnungsstellung Bürokratie abgebaut. Die aufwändige Differenzierung nach Leistungskomplexen oder einzelnen Positionen sowie deren entsprechende Dokumentation auf dem Leistungsnachweis entfällt weitgehend. Auf diesem Wege können Kapazitäten für die Versorgung pflegebedürftiger Menschen freigesetzt und die Zeit der Pflegekräfte gewinnbringend für die Menschen vor Ort genutzt werden. Zudem steht eine Steigerung der Versorgungsqualität durch nahtlose Übergänge im Fokus.

Die Gesundheitspartner trafen sich dafür kürzlich im Kuppelsaal des Schloss Montabaur zum Start des Versorgungsmodells und diskutierten weitere Fragen und die nächsten Schritte.

Stimmen der Beteiligten zum Versorgungsmodell "Pflege ganz aktiv":

Stefanie Krones, Caritasdirektorin, Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e. V.:
„Wir sind uns bewusst, dass wir die Chance erhalten, ein Modell zu erproben für eine zukunftsfeste Versorgung pflegebedürftiger Menschen in unserer Region, dass unsere Erkenntnisse aber auch beispielgebend sein können für andere Kommunen in Rheinland-Pfalz und bundesweit darüber hinaus. Wir machen uns auf den Weg, dem Beispiel des niederländischen Buurtzorg-Modells folgend, uns den großen, noch zu beantwortenden Fragen des demografischen Wandels in Bezug auf die Lebensqualität im Alter und bei Pflegebedürftigkeit zu nähern: allen pflegebedürftigen Menschen auch zukünftig eine Versorgung von hoher Qualität anbieten zu können und den Pflegekräften eine attraktive, zufrieden stellende Berufsausübung zu ermöglichen.“



Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland:
„Wir freuen uns über den Start des innovativen Versorgungsmodells im Sinne der Pflegebedürftigen, ihrer Familien sowie der Pflegekräfte gleichermaßen. Sie alle profitieren und stehen hierbei im Mittelpunkt. Sei es durch den Bürokratieabbau, der zugleich neue Flexibilität für das Pflegepersonal schafft oder durch ein Plus an Selbstbestimmung und die Möglichkeit zum längeren Verbleib in der gewohnten Häuslichkeit. Unser Dank gilt allen Beteiligten für das gute Zusammenwirken zur Schaffung eines neuen Versorgungsmodells mit Leuchtturmcharakter."

Martin Schneider, Leiter der vdek-Landesvertretung Rheinland-Pfalz:
„Die Ersatzkassen in Rheinland-Pfalz unterstützen das innovative Versorgungsmodell, mit dem Ziel, die pflegerische Versorgung weiter zu verbessern und zukunftsfest zu machen. Gerade auch im ländlichen Raum müssen wir neue Wege finden, der demografischen Entwicklung zu begegnen, um den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen gerecht zu werden. Das bedeutet vor allem, Selbstständigkeit zu erhalten und einen längeren Verbleib in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen."

Sozialminister Alexander Schweitzer:
„Passgenaue Unterstützung für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen ist nötiger denn je, nicht zuletzt unter anhaltenden Pandemiebedingungen. Die Möglichkeit, Pflegeleistungen zeitbezogen abzurufen, ohne die komplizierte Vereinbarung aller Einzelleistungen, leistet hier einen wichtigen Beitrag. Der damit verbundene Bürokratieabbau entlastet zudem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ambulanten Pflegedienste und setzt Ressourcen frei, die dann für die eigentliche Pflege zur Verfügung stehen. Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg und bedanke mich für das Engagement, dieses Modell auf den Weg zu bringen."

Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit: „Ich gratuliere den gesetzlichen Krankenkassen und dem Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn e.V. zu diesem Modellprojekt und wünsche allen Beteiligten ein gutes Gelingen. Wir sehen hier, welche Möglichkeiten und Chancen eine am Patienten orientierte Versorgung in Zukunft haben kann. Die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patientinnen und Patienten entscheiden über die Art und den Umfang der Leistungserbringung. Das zusammen mit einem deutlichen Mehr an Flexibilität und weniger Bürokratie führen idealerweise zu einer größeren Zufriedenheit bei beiden, den Pflegebedürftigen und den Pflegekräften. Besonders hervorheben möchte ich, dass sich alle rheinland-pfälzischen Krankenkassenverbände am Modellprojekt beteiligen und nach meinem Eindruck gute Budgetlösungen gefunden haben. Wenn sich das Modell bewährt, gibt es hoffentlich auch eine Ausweitung auf andere Regionen in Rheinland-Pfalz.“

(PM)


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