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Nachricht vom 13.09.2022    

Erste Bilanz nach einem Jahr als Gemeindeschwester plus in der VG Montabaur

Viele Menschen brauchen auch im hohen Alter noch keine Pflege, haben aber ab und an mal Schwierigkeiten, den manchmal beschwerlichen Alltag meistern zu können. In der Verbandsgemeinde Montabaur können sich ältere Menschen ab 80 Jahren mit ihren Sorgen und Nöten an die Gemeindeschwester plus wenden.

"Ohne mein schwarzes Buch wäre ich aufgeschmissen", lacht Schwester Barbara Spiegelhoff und drückt ihren Terminplaner fest an sich. Die erste Gemeindeschwester plus der VG Montabaur zog eine erste Bilanz ihrer Arbeit. (Foto: privat)

Montabaur. Die Gemeindeschwester plus in Montabaur heißt Schwester Barbara Spiegelhoff und ist seit nunmehr einem Jahr in der Verbandsgemeinde im Einsatz. Bei der Gemeindeschwester plus handelt es sich um ein Kooperationsprojekt der Verbandsgemeinde Montabaur und des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung sowie der in Rheinland-Pfalz vertretenen gesetzlichen Krankenkassen und Krankenkassenverbände. Als Schwester Barbara Spiegelhoff vor einem Jahr ihren Dienst antrat, galt es zunächst, einiges an Pionierarbeit zu leisten, schließlich ist sie die erste Gemeindeschwester plus in der VG Montabaur überhaupt. Im Laufe der zurückliegenden zwölf Monate hat sich das Angebot mittlerweile etabliert und wird rege genutzt.

Insgesamt gibt es in der Verbandsgemeinde mit ihren 24 Ortsgemeinden und der Stadt Montabaur inklusive der sieben Stadtteile mehr als 2.500 Senioren, die 80 Jahre und älter sind und zu Hause in den vertrauten vier Wänden leben. Viele dieser potentiellen Klienten durfte Schwester Barbara Spiegelhoff bereits kennenlernen. „Meine Arbeit ist ein bisschen wie ein Strauß vieler bunter Lebensgeschichten“, bilanziert die 62-Jährige mit einem Lächeln ihr erstes Jahr als Gemeindeschwester plus. Dabei war gerade der Start des Projektes im vergangenen Jahr keinesfalls ein Selbstläufer.

„Zunächst galt es, die Gemeindeschwester plus bekannt zu machen“, erinnert sich Spiegelhoff zurück. Dies gelang zum einen über regelmäßige Hinweise im Wochenblatt und einen Brief des Bürgermeisters an alle betreffenden Senioren, zum anderen aber vor allem auch mit jeder Menge Netzwerkarbeit. Immer wieder war die neue Gemeindeschwester plus in den Kommunen und Kirchengemeinden unterwegs, nahm an zahlreichen Veranstaltungen teil, knüpfte Kontakte zu Vereinen, Institutionen und Organisationen und stellte sich fleißig überall vor. „Ich bin nun mal darauf angewiesen, dass die Menschen zunächst mich kontaktieren, bevor ich aktiv werden kann. Dafür müssen sie aber erstmal wissen, dass es mich überhaupt gibt“, erklärt die gebürtige Rheinländerin, die nach dem Abitur eine Ausbildung zur Krankenschwester absolvierte und sich vor fast 40 Jahren der Gemeinschaft der Dernbacher Schwestern (Arme Dienstmägde Jesu Christi, ADJC) anschloss.

Mittlerweile kennen viele die Gemeindeschwester plus und nutzen das Angebot gerne. Viel Zeit in ihrem Büro im Montabaurer Quartier Süd verbringt Schwester Barbara Spiegelhoff nur selten, meist ist sie in der Verbandsgemeinde unterwegs und stattet den Klienten einen Hausbesuch ab. „Es gibt auch immer wieder mal Anliegen, die schnell und unkompliziert am Telefon geregelt werden können. Das sind aber eher die Ausnahmen. Grundsätzlich biete ich jedem, der mich kontaktiert, an, dass ich ihn persönlich zu Hause besuche. Die meisten nehmen dies auch sehr gerne an“, berichtet sie aus der Praxis.

Mittlerweile rund 170 Klienten
Pflegerische Tätigkeiten führt die Gemeindeschwester plus dabei nicht aus. Ihre Hauptaufgaben beinhalten das Beraten, Begleiten und Vernetzen. „Ich habe ein offenes Ohr für die älteren Menschen, hör zu, nehme wahr und vermittle“, erklärt Spiegelhoff ihre Arbeit. Sie kümmert sich um die vielfältigen Belange der Seniorinnen und Senioren im Vorfeld ambulanter oder stationärer Pflege und informiert über die zahlreichen Hilfsangebote, die die Menschen in Anspruch nehmen können, um den Alltag zu erleichtern. Rund 170 Klienten hat die Gemeindeschwester plus in ihrem ersten Jahr unterstützt, mal waren es alleinstehende Personen, mal Paare. Hin und wieder kommt es auch vor, dass sie von Angehörigen kontaktiert wird, die um Rat oder Hilfe für die Mutter oder den Vater bitten.



Die Gründe für den Anruf bei der Gemeindeschwester plus sind vielfältig. Oft sind es ganz praktische Dinge, mit denen sie sich beschäftigt. „Wie bei einer älteren Dame etwa, die ganz frisch in die Verbandsgemeinde gezogen war, und mich fragte, ob ich helfen könnte, für sie einen Hausarzt, eine Apotheke und einen Friseur in der Nähe ausfindig zu machen“, berichtet Spiegelhoff. Manchen vermittelt sie schon mal eine Nachbarschaftshilfe für den täglichen Einkauf, eine Mitfahrgelegenheit zum Arzt oder ein Umzugsunternehmen. Anderen gibt sie Tipps im sicheren Umgang mit dem Rollator oder stellt bei Fragen rund um das Thema Pflege den direkten Kontakt zum örtlichen Pflegestützpunkt in Montabaur her. Und wieder andere brauchen auch nur mal jemand zum Reden.

„Eine ältere Dame rief sogar mal an und wollte mich einfach nur kennenlernen, für den Fall, dass sie meine Hilfe später irgendwann mal in Anspruch nehmen müsste“, lacht die Gemeindeschwester plus, die besonders vom dem Vertrauen berührt ist, dass die Menschen ihr immer wieder entgegenbringen. Seit einiger Zeit bietet sie überdies regelmäßig ein spezielles Bewegungsangebot für ältere Menschen an.

Der erste Besuch bei einem Klienten ist für sie immer etwas Besonderes. „Man weiß ja nicht, was einen erwartet“, sagt sie und ergänzt: „Oft vermittelt mir die häusliche Umgebung ein ganz anderes Bild, als das, was ich am Telefon höre.“ Erstmal vor Ort, erkennt ihr geschultes Auge meist sehr schnell, ob ein höherer Pflegebedarf nötig ist. „Leider rufen viele Menschen oft auch erst sehr spät an. Sie wollen nicht wahrhaben, dass sie Hilfe benötigen.“ Da muss die Gemeindeschwester plus dann Überzeugungsarbeit leisten. „Männer tun sich da oft schwerer als Frauen“, berichtet sie aus ihrer Arbeit.

Auch mit dem Thema Vereinsamung älterer Menschen muss sich Spiegelhoff bei ihren Touren durch die Verbandsgemeinde immer wieder auseinandersetzen. „Glücklicherweise spielt dies bei uns im eher ländlich geprägten Raum keine so große Rolle, meist ist das soziale Umfeld der älteren Menschen intakt und es sind Angehörige, Nachbarn und Freunde vorhanden. Dennoch ist die Einsamkeit älterer Menschen auch hier durchaus punktuell sehr spürbar.“ Insbesondere die Corona-Pandemie habe Spuren hinterlassen, berichtet sie. „Oftmals liegen Angebote für ältere Menschen immer noch brach, dadurch haben viele den gesellschaftlichen Anschluss verloren“, sagt Schwester Barbara Spiegelhoff. Auch ihnen hilft die Gemeindeschwester plus, gibt Tipps, wo sie sich über Angebote informieren und diese wahrnehmen können.

Unverbindlichkeit als Erfolgsrezept
Das Erfolgsrezept des Projektes sieht Spiegelhoff insbesondere darin, dass es sich bei der Gemeindeschwester plus um ein niedrigschwelliges Angebot handelt: „Man kann völlig unverbindlich anrufen und erhält einen unverbindlichen Hausbesuch, ohne gleich zig Formulare ausfüllen zu müssen. Das schätzen die Menschen sehr“, berichtet sie aus ihrer Erfahrung. Und was war ihr bisher schönstes Erlebnis in einem Jahr als Gemeindeschwester plus? „Da kann man kein einzelnes Ereignis hervorheben. Es sind einfach die Begegnungen. Die vielen tollen Begegnungen mit vielen tollen Menschen“, sagt Schwester Barbara Spiegelhoff und freut sich schon wieder, weitere neue Geschichten für ihren bunten Strauß sammeln zu können.

Weitere Infos:
Das Angebot ist kostenlos. Wer Kontakt mit Schwester Barbara Spiegelhoff aufnehmen will: Gemeindeschwester plus, Bonhoefferstraße 3, 56410 Montabaur, Telefon: (02602) 9 47 96 37, Mobil: (0151) 67 96 43 24, E-Mail: gemeindeschwesterplus@cv-ww-rl.de. (PM)



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