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Nachricht vom 22.09.2022    

Bäcker kämpfen um den Erhalt ihres Traditionshandwerks

Steigende Energie- und Rohstoffkosten bringen viele Bäcker-Betriebe ans Limit. Bei einem gemeinsamen Termin von Bäcker-Innung, Kreishandwerkerschaft und der Bundestagsabgeordneten Dr. Tanja Machalet im Traditionsbetrieb von Peter Nink wurden die Herausforderungen deutlich.

Die Bäckereien in der ganzen Region Sorgen sich im ihre Zukunft. (Fotos: privat)

Heiligenroth/Region. „Die Lage ist ernst“, eröffnete Bäckermeister Peter Nink am frühen Morgen das Gespräch, zu dem sich die SPD-Abgeordnete Dr. Tanja Machalet, Vertreter der Bäcker-Innung und Kreishandwerkerschaft in Ninks Backstube in Heiligenroth getroffen hatten. Wie ernst die Lage tatsächlich ist, konnte man bereits der Berichterstattung der vergangenen Tage entnehmen. Auch bei Ninks Backstube sind die Energiekosten eine extrem hohe Belastung, werden ihre Öfen doch mit Gas beheizt.

Rohstoffpreise um 250 Prozent gestiegen
Doch nicht nur die Energiepreise machen den Bäckern zu schaffen. Auch Rohstoffe sind um durchschnittlich 250 Prozent teurer geworden. Wo Hefe vor nicht allzu langer Zeit noch 80 Cent kostete, werden nun 2,08 Euro fällig. Mehl, Zucker, Salz, kein Rohstoff ist preisstabil geblieben. Vor allem, wenn der heimische Weizen wie in diesem Jahr größtenteils nicht backfähig ist, weil der Proteingehalt zu gering ausfällt. Solche Preise hat es noch nie gegeben. Hubert Quirmbach, Obermeister der Bäcker-Innung, sieht täglich die Konsequenzen, die diese Entwicklung mit sich bringt.

„Allein in den letzten vier Wochen haben drei Traditionsbetriebe Insolvenz anmelden müssen“, berichtet er. Denn nicht nur die Rohstoff- und Energiekosten steigen in nie dagewesene Höhen, gleichzeitig bricht der Umsatz ein, weil auch die Kunden zunehmend sparen. Die typischen Kunden, die fürs Sonntagsfrühstück einkaufen, sind um rund zehn Prozent zurückgegangen. Diejenigen, die noch kommen, kaufen meist nur noch normale Brötchen statt Körnerbrötchen oder Croissants. Doch mit denen lässt sich nichts verdienen, der Preis deckt nicht mal die Kosten. „Um kostendeckend zu sein, müsste ein normales Brötchen rund 60 Cent kosten“, erklärt Quirmbach. „Aber das zahlt ja keiner, also können wir den Preis auch nicht verlangen.“

„Es muss was passieren, sonst stirbt der traditionelle Bäcker aus“
Die SPD Bundestagsabgeordnete Dr. Tanja Machalet, die den bedrückenden Schilderungen des Handwerks zuhörte, hat vollstes Verständnis für die katastrophale Lage der Bäcker. Fehlender Umsatz bei steigenden Kosten bringt nahezu jeden Bäcker ans Limit. Damit noch nicht genug, fehlt auch noch das Personal, sowohl in den Betrieben als auch beim Nachwuchs. In den Kreisen Neuwied, Altenkirchen und dem Westerwaldkreis haben insgesamt gerade einmal sieben Bäcker in diesem Jahr ihre Gesellenprüfung abgelegt. „Es muss was passieren, sonst stirbt der traditionelle Bäcker aus“, sind sich alle einig. Gerade nach den Einschränkungen durch Corona und den aktuellen Preisexplosionen ist der Schritt zur Insolvenz nämlich nur noch ein ganz kleiner. Selbst Betriebe mit über hundertjähriger Tradition haben diesen bereits gehen müssen.



„Wichtig wäre es, dass bei den ganzen Hilfspaketen auch mal was beim kleinen Mann ankommt“, fordert Quirmbach. „Konzerne werden ohne große bürokratische Hürden unterstützt, als ich neulich wegen einer Corona-Infektion eine Woche schließen musste, habe ich nichts bekommen. Eine Woche sind ein Umsatzverlust von 25 Prozent auf den Monat gesehen, um Unterstützung zu bekommen, müssten es aber 40 sein“, schließt Quirmbach.

„Auch wenn ich keinen Einfluss auf die Rohstoffe habe, so werde ich zumindest in Bezug auf die Energiekosten in Berlin dafür werben, dass die zugesagten Hilfen schnell bei den Betrieben ankommen“, verspricht Tanja Machalet. Auch die Schwierigkeiten für kleine Betriebe, bei Ausfällen vom Rettungsschirm mit aufgefangen zu werden, will sie in Berlin thematisieren.

„Wir nehmen die Ankündigungen der Europäischen Kommission und der Bundesregierung sehr positiv zur Kenntnis, mit den Geldern aus der Abschöpfung der Über- oder Zufallsgewinne den Menschen und den Betrieben bei den Energiekosten zu helfen. Wir konnten die Betriebe mit einem Bündel von Maßnahmen vor Insolvenzen durch die Corona-Krise bewahren, daher bin ich zuversichtlich, dass uns das jetzt auch wieder gelingt“, sagte die SPD-Politikerin abschließend. Denn ein Aussterben der Bäckerbetriebe könne niemand wollen. „Bäckereien gehören zu den Grundversorgern und sind auch systemrelevant, denn was wäre der Deutsche ohne sein gutes Brot“. (PM)


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