In Betzdorf wird Westerwälder Kulturpreis an Graf von Walderdorff vergeben
Im Rahmen des Konzertes vom Symphonieorchester Süd-Westfalen haben die Westerwälder Service-Clubs (Rotary und Lions) den Westerwälder Kulturpreis überreicht: Der Empfänger ist Emmanuel Graf von Walderdorff. Anerkennungspreise erhielten Marlen Seubert und Alfred Stroh. Mit den Preisen wurde die Arbeit der Kunstschaffenden auf herausragende Weise gewürdigt.
Betzdorf/Wallmerod. Es war eine ganz besondere Veranstaltung am frühen Samstagabend in der Stadthalle in Betzdorf. Michael Nassauer, der künstlerische Leiter der Musikgemeinde Betzdorf-Kirchen, die seit vielen Jahren ein Garant für hochwertige Konzerte ist, hatte zum Start in die neue Musikgemeinde-Saison 2022/23 geladen und dafür alle Register gezogen. "Damit dies alles möglich ist, haben wir viele Helfer. Nicht nur die Politiker, die uns die Zuschüsse gewähren, sondern auch Sponsoren wie Sparkasse und Rhenag sind mit an Bord“, sagte Nassauer. Er sei sehr dankbar dafür, sei doch sonst eine solche Veranstaltung nicht möglich. Die Anwesenden, darunter in Doppelfunktion Landrat und Rotarier Peter Enders, erwartete nicht nur ein wunderbares sinfonisches Programm, sondern eine Besonderheit, die Verleihung des Westerwälder Kulturpreises, der zum fünften Mal, seit 2014 von den sieben Service-Clubs (Lions Club Altenkirchen-Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Bad Marienberg, Montabaur-Hachenburg, Montabaur Mons-Tabor und Westerwald sowie die beiden Rotary Clubs Montabaur und Westerwald) verliehen wurde. Zudem feiert der Lions-Club Westerwald, dem Michael Nassauer vorsteht, in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag.
Unter dem Dirigat von Nabil Shebata, seit 2019 Chefdirigent der Philharmonie Südwestfalen, eröffnete das Orchester den Abend feierlich mit dem Cellokonzert in h-moll, Opus 104, von Antonín Dvořák, einem der berühmtesten Cellokonzerte und bekanntesten Werk Dvořáks. Liedthemen und ebenso Anleihen an Volkslieder und überhaupt an die Folklore in Gestalt von Tänzen seiner böhmischen Heimat sind in Dvořáks Werken oft anzutreffen. Das Cellokonzert h-Moll op. 104 macht da keine Ausnahme. Extra aus Amerika eingeflogen übernahm Tim Park, der als Konzertsolist mit Solo- und Kammermusikprogrammen in den bedeutenden Konzertsälen der Welt auftritt, den Solopart und musizierte hingebungsvoll auf einem Cello von Gennaro Gagliano aus dem Jahre 1740 in einer Technik von vollkommenen Geschmeidigkeit, stets dem musikalischen Diskurs dienend.
So eingestimmt konnte neben zwei Anerkennungspreisen dem gespannt wartenden Publikum der Preisträger des Jahres 2022 verkündet werden. Martin Fries, der Sprecher der Service-Clubs, konnte in Anwesenheit von Landrat Peter Enders sowie von Vertretern der sieben beteiligten Service-Clubs, den Kulturpreis in Höhe von 4000 Euro an Emmanuel Graf von Walderdorff überreichen. Dieser plant im kommenden Jahr eine Ausstellung der Werke des 2021 im Alter von 80 Jahren verstorbenen, österreichischen Keramikkünstlers Franz Josef Altenburgs. Mit seiner eigenwilligen Formensprache, die dieser in der stetigen Beschäftigung mit seiner Umgebung entwickelte, zählte Altendorf zu den renommiertesten Vertretern der modernen Keramikkunst Österreichs.
Im Jahre 2004 hatten Walderdorff und Altenburg, der 1979 den Westerwald-Preis gewann, eine gemeinsame Ausstellung auf Walderdorffs Hofgut Schloss Molsberg (bei Wallmerod) im Westerwald, in deren Rahmen eine enge Freundschaft entstand. Jetzt ist es dem Kunsthändler und Galeristen gelungen, den Kulturstandort Westerwald zusätzlich zu stärken, indem er die Werke Altenburgs, die sonst im Museum für angewandte Kunst in Wien zu sehen sind, in das Keramikmuseum nach Höhr-Grenzhausen zu vermitteln. Parallel dazu eröffnet er im kommenden Jahr eine Ausstellung in seiner Galerie.
Walderdorff freute sich sehr über den Kunstpreis und betonte, wie wichtig es sei, dass mit der Auslobung zweier weiterer Preise eine Anerkennung geschaffen worden sei. "Anerkennung ist wichtig, da wir als Kunstschaffende trotz der vielen Arbeit oft nicht richtig wahrgenommen werden. Die Künstlerin Marlen Seubert aus Bad Marienberg erhielt einen der Anerkennungspreise für ihre Ausstellung "hautnah“ im Stöffel-Park in Elspe. Momentan ist die Ausstellung, die sich in mit dem Themenspektrum Vertreibung, Exil, Krankheit, Not und Gewalt beschäftigt, in Spanien zu besichtigen.
Alfred Stroh, der zurzeit im Urlaub weilt, erhielt den Anerkennungspreis für seine in Birnbach gegründete Initiative "Musik in alten Dorfkirchen“, in deren Rahmen er bereits zahlreiche Musiker in den kleinen Westerwaldort holen konnte. Stellvertretend für ihn nahm Hans-Werner Becker, der Strohs Arbeit maßgebend begleitet und künstlerisch tätig ist den Preis entgegen. Abschließend dankte Martin Fries der Kunsthistorikerin Dr. Ulrike Fuchs, auf deren Anregung der Kulturpreis alle zwei Jahre vergeben wird, für ihr seit rund zehn Jahren engagiertes Wirken im Westerwald mit einen Blumenstrauß. Nach der Pause setzten dann Chefdirigent Nabil Shehata und die Philharmonie Südwestfalen einen glanzvollen Schlusspunkt unter die Veranstaltung mit Franz Schuberts Sinfonie Nr. 8 C-Dur ("Große C-Dur“)D 944, ein Meisterwerk, das heute keiner größeren Fürsprache mehr bedarf. Die Musiker wurden dafür nochmals, wie schon für Antonín Dvořáks "Konzert für Violoncello und Orchester“, verdient stürmisch gefeiert. (ma)
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