Bei ukrainischer Hymne kamen die Tränen: Gemeinsames Fest in Westerburg
Rund 100 Geflüchtete und ehrenamtliche Helfer haben im Westerburger Ratssaal ein schönes Erntedankfest gefeiert. Zum dritten Mal hatte der "Arbeitskreis Soziales Westerburg" zum "Café International" eingeladen, das auch dieses Mal ein bewegendes Zusammenkommen der Kulturen war – vor allem der Deutschen und der Ukrainischen.
Westerburg. Während der Feier packten ein gutes Dutzend Ehrenamtler und ukrainische Gäste kräftig mit an. Der evangelische Pfarrer Maic Zimmermann sprach im Ökumenischen Friedensgebet über die verschiedenen Ursachen von Kriegen. Etwa dem Streben nach Macht oder religiöse Verblendung und betonte, wie sinnlos Kriege letztlich sind. Marina Jung von der katholischen Pfarrei Liebfrauen, Harald Börner von der Freien Evangelischen Gemeinde Westerburg und Nadine Bongard vom Diakonischen Werk Westerwald beteten stellvertretend für alle Anwesenden gemeinsam für ein Ende des Krieges - Kraft zur Versöhnung und für Frieden.
Einheimische wie neue Nachbarn ließen sich anschließend Suppen und Erntedankbrot sowie Kaffee und Kuchen schmecken – von allem gab es dank fleißiger freiwilliger Köchinnen und Köche reichlich. Außerdem stellte Magdalena Klejdzinska-Stahl vom Diakonischen Werk die Arbeit des Jugendmigrationsdienstes vor. Ein besonderes Highlight war das kleine Konzert der begabten 18-jährigen Ukrainerin Elizabeth Korzun, die seit April in Westerburg lebt. Sie sang für alle das Lied "Obnimi menja": "Wir werden uns umarmen, wenn der Krieg vorüber ist", heißt es in dessen Text.
Nationalhymne sorgte für Tränen
Wie sehr den Geflüchteten ihre Heimat Ukraine am Herzen liegt, wurde spürbar, als die ukrainische Hymne erklang und alle sich von ihren Plätzen erhoben – viele mit Tränen in den Augen. Aber Leid und Freude wohnen oft dicht zusammen, und so wurde bei zwei weiteren ukrainischen Liedern wieder kräftig mitgeklatscht und sogar durch den Westerburger Ratssaal getanzt.
Wie gut das friedliche Zusammenleben unter Kindern schon gelingt, machten Ilja, Denis, Elmira und Zlata deutlich – Grundschulkinder, die zusammen mit ehrenamtlicher Übersetzerin Swetlana Stärzer Gedichte in verschiedenen Sprachen vorbereitet hatten und für die Gäste aufsagten. Marcel und seine Schwester Carina verschenkten viele ihrer mitgebrachten, eigenen Spielsachen an die anderen Kinder. Jugendliche Helferinnen der katholischen Gemeinde schminkten die jungen Gäste, und auch die Bastelangebote wurden gern genutzt – und das nicht nur von den Kleinen.
"Ein gelungenes Fest, das das Motto der Interkulturellen Woche "Offen geht" unterstreicht", finden Nadine Bongard, Ehrenamtskoordinatorin der Diakonie und das Team der freiwilligen Helfer. Dass ein Zusammenleben in Frieden, Sicherheit und Solidarität miteinander möglich ist, ja sogar bereichernd und schön sein kann, war beim "Café International" in Westerburg spürbar.
Im Detail: Der "Arbeitskreis Soziales Westerburg"
Der Arbeitskreis ist ein Zusammenschluss der in der Verbandsgemeinde Westerburg tätigen Behörden, Kirchen, Schulen und Hilfseinrichtungen, deren Anliegen das Wohlergehen und friedliche, solidarische Miteinander der hier lebenden Menschen ist. Die Stadt und die Verbandsgemeinde Westerburg unterstützten die Aktion: Sie stellen den Ratssaal und dessen Ausstattung zur Verfügung. (PM)
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