Pressemitteilung vom 13.10.2022
Herbst-Konjunkturbericht des Handwerks: Optimismus für Zukunft sinkt
Die Beurteilung der Geschäftslage der Handwerksbetriebe der HwK Koblenz ist gedämpft. Im Herbst beurteilen 85 Prozent der befragten Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Koblenz ihre aktuelle Wirtschaftslage als gut oder befriedigend. Die Stimmung zum Winter kühlt sich deutlich ab: nur 59 Prozent der Befragten erwarten für den Winter eine stabile Konjunktur.
Region. "Vor dem Hintergrund einer Abwärtsbewegung der Gesamtwirtschaft war diese Abkühlung nicht anders zu erwarten", erklärt Ralf Hellrich als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HwK) Koblenz. Für den Herbst-Konjunkturbericht der HwK wurden 2.800 Betriebe quer durch alle Branchen befragt. Das entspricht mehr als zehn Prozent aller bei der Handwerkskammer eingetragenen Betriebe. Die Zahl der HwK-Mitgliedsbetriebe liegt aktuell bei 21.328 und hat sich damit im Jahresverlauf 2022 um 1.000 erhöht.
Immerhin 85 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut bis befriedigend. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 92 Prozent. "Damit ist der Abschwung im Handwerk bisher deutlich verhaltener als in anderen Wirtschaftsbereichen ausgefallen. Das Handwerk zeigt sich robust", erklärt Hellrich, geht aber auch auf gleich mehrere negative Faktoren ein, die die Handwerkskonjunktur beeinflussen. Hier nennt er die immer noch spürbaren Auswirkungen durch die Corona-Pandemie, aber auch Materialknappheit, Störung von Lieferketten, steigende Preise bei Rohstoffen und Energie wie auch den weiterhin anhaltenden Fachkräftemangel. "Das sind multiple Störungen, die wir verkraften müssen." Entsprechend fallen die Aussichten aus, denn wesentlich schwieriger wird die Situation über den Winter eingeschätzt. Für das nächste Quartal erwarten 59 Prozent (Vorjahreswerte in Klammern: 89 Prozent) der befragten Betriebe, dass sich die Geschäftslage verbessert oder zumindest gleich bleibt.
"Damit spiegeln die Ergebnisse die zu erwartende Abkühlung der Konjunktur über den Winter wider. Der weiter anhaltende Ukrainekrieg, die steigenden Preise für die Unternehmen in allen Bereichen, steigende Zinsen oder hohe Sozialabgaben spielen hierbei eine weitere Rolle." Was den Unternehmen fehle, sei eine klare Aussage zur weiteren Entwicklung, zu Perspektiven. Hier sei die Politik, Bund sowie Länder, stark gefordert, wirksame Entlastungen, die in der Wirtschaft ankommen, schnell umzusetzen, kommentiert Ralf Hellrich die vorliegenden Zahlen. "In vielen Bereichen gibt es weiterhin Lieferkettenstörungen, die ebenfalls auf die Konjunkturlage einwirken. Diese Einflüsse lassen bis ins nächste Jahr hinein insgesamt eine schwierige wirtschaftliche Situation erwarten", so der Hauptgeschäftsführer.
Konjunkturergebnisse nach Branchen: Bauberufe melden im Herbst weiter gute Zahlen, Prognosen für den Winter angespannt
Wieder geben die Bau- und Ausbaugewerbe im dritten Quartal die beste Geschäftslagebeurteilung ab. Von den befragten Betrieben in den Bauhandwerken wie Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker oder Straßenbauer melden 90 Prozent (97 Prozent) und von den Betrieben der Ausbauhandwerke wie Tischler, Maler, Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker oder Fliesenleger 91 Prozent (97 Prozent) eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage. Die Erwartungen für die nächsten drei Monate sind deutlich abgekühlt. Von den Baubetrieben erwarten für das nächste Quartal 57 Prozent, von den Ausbaubetrieben 68 Prozent eine stabile Wirtschaftslage.
61 Prozent von den befragten Betrieben der Nahrungsmittelhandwerke wie Bäcker, Konditoren, Fleischer geben aktuell an, mit ihrer Geschäftslage zufrieden zu sein. Für die nächsten drei Monate melden noch 39 Prozent dieser Betriebe, dass sich die Konjunkturlage verbessert oder zumindest gleichbleibt. Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf wie Feinwerkmechaniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer, Gebäudereiniger sind es 84 Prozent (84 Prozent), 80 Prozent (88 Prozent) bei den Kfz-Betrieben und 75 Prozent (89 Prozent) bei den Betrieben der Gesundheitsgewerbe wie Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker und Orthopädietechniker, die im Herbst eine gute oder befriedigende Geschäftslagebeurteilung melden. 70 Prozent (77 Prozent) der personenbezogenen Dienstleistungsbetriebe wie Friseure, Kosmetiker, Fotografen oder Schuhmacher beurteilen die Geschäftslage aktuell als gut oder befriedigend. Auch in diesen Handwerken sind die Erwartungen durchgängig zurückhaltend.
Von den Handwerken für den gewerblichen Bedarf erwarten 46 Prozent, von den Kfz-Betrieben 66 Prozent, von den Gesundheitshandwerken 62 Prozent und von den personenbezogenen Dienstleistungsunternehmen 47 Prozent für das nächste Quartal eine stabile Wirtschaftslage.
Betriebsauslastung und Umsatzentwicklung verschlechtern sich, Erwartungen gedämpft
Die Beurteilung der Betriebsauslastung und Umsatzentwicklung im nördlichen Rheinland-Pfalz verschlechtert sich leicht. 77 Prozent (83 Prozent) der Befragten melden, dass sie zu mindestens 70 Prozent ausgelastet sind. Der Auftragsvorlauf liegt aktuell bei 12,9 Wochen und hat sich von 11,6 Wochen leicht erhöht. Konstante oder gestiegene Werte im Auftragseingang geben 64 Prozent (82 Prozent) der befragten Betriebe an. In den kommenden drei Monaten gehen 56 Prozent (86 Prozent) von einem gleichen oder höheren Auftragseingang aus. 71 Prozent (79 Prozent) der Handwerker melden aktuell höhere oder gleiche Einnahmen. Für das nächste Quartal gehen 62 Prozent (85 Prozent) von einer stabilen oder positiven Umsatzentwicklung aus.
Aktuell berichten 93 Prozent (87 Prozent) von steigenden Einkaufspreisen, 62 Prozent können höhere Verkaufspreise bei ihren Kunden durchsetzen (48 Prozent).
Investitionsbereitschaft und Beschäftigungssituation stabil
Die Investitionstätigkeit im Kammerbezirk Koblenz ist weiter auf einem guten Niveau. Derzeit investieren 73 Prozent (54 Prozent) der befragten Betriebe eine durchschnittliche Summe von 25.000 Euro (34.000 Euro). In der aktuellen Umfrage geben 67 Prozent (82 Prozent) der Unternehmen höhere oder gleich hohe Investitionen an. In den nächsten drei Monaten planen 46 Prozent (74 Prozent) der Befragten Investitionen in mindestens gleicher Höhe wie im Vorquartal vorzunehmen.
Im Personalbereich nehmen in diesem Herbst wieder 71 Prozent (71 Prozent) der Befragten keine Veränderungen vor, 14 Prozent (18 Prozent) stellen Mitarbeiter ein, 15 Prozent (11 Prozent) nehmen Entlassungen vor. Im kommenden Quartal planen 77 Prozent (77 Prozent) keine personellen Veränderungen vorzunehmen, 16 Prozent (10 Prozent) befürchten, Stellen abbauen zu müssen, 7 Prozent (13 Prozent) der Befragten möchten zusätzliche Mitarbeiter einstellen. (PM)
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