Nach vier Jahrzehnten als Lektor: Heinz Mathäy geht in den Ruhestand
Heinz Mathäy ist ein bescheidener Mann. Seit 44 Jahren ist er in der Evangelischen Kirchengemeinde Dreifelden aktiv, die heute zur Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde gehört. Die Menschen der Region kennen ihn als Lektor, als Mitglied des Kirchenvorstands, als jemand, der anpackt, wenn in der Gemeinde Not am Mann ist.
Westerwaldkreis. Heinz Mathäy ist einer derjenigen, die nicht gerne im Rampenlicht stehen, aber aus der Gemeinde nicht mehr wegzudenken sind. Nun will der 80-Jährige kürzer treten. Heinz Mathäy zieht sich aus seinem aktiven Dienst zurück. „Ich merke, dass ich älter werde. Mit 80 ist man eben nicht mehr so sicher wie früher“, sagt er.
Sicher ist: Heinz Mathäy hat die Kirchengemeinde geprägt – und wird auch in Zukunft zu ihr gehören. „Natürlich besuche ich weiterhin den Gottesdienst“, sagt er. Die offiziellen Aufgaben legt er aber nieder, um mehr Zeit für seine Frau Helga zu haben.
In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten musste er sich seine Zeit einteilen. Schon in seiner alten Heimat, in Fischbach bei Dahn in der Pfalz, ist Heinz Mathäy in der Kirche aktiv: 1976 absolviert er in der Evangelischen Kirche der Pfalz seine Lektorenausbildung und steht anschließend mehrmals pro Monat vor der Gemeinde. Lektoren sind in der Evangelischen Kirche theologische Laien, die Gottesdienste gestalten und Lesepredigten vortragen dürfen. Für den gläubigen Protestanten Mathäy ist die Grenze zwischen einer Lese- und einer selbst ausformulierten Predigt aber fließend: „Ich habe die Predigt selten abgelesen, sondern sehr frei vorgetragen. Schließlich muss ich mich in ihr auch wiederfinden“, erzählt er.
Die Themen, in denen sich Heinz Mathäy wiederfindet, haben sich im Laufe der Jahrzehnte kaum verändert. Die Gleichnisse Jesu liegen ihm am Herzen. Oder der Umgang Jesu mit den Schwachen und Benachteiligten. Und besonders: das Bewahren der Schöpfung. Heinz Mathäy liebt die Natur. Er arbeitet viele Jahre als Förster, und dieser Beruf führt ihn 1978 überhaupt erst in den Westerwald, als Leiter des Forst- und Lehrreviers Bellerhof im damaligen Forstamt Hachenburg-Süd. Hier lernt er nicht nur den Wäller Wald kennen und lieben, sondern auch die Kirche der Region, die ihm und seiner Frau zur neuen Heimat wird. Zuerst lebt er in Steinebach, ab 1994 dann in seinem liebevoll eingerichteten Holzhaus in Dreifelden.
„Wir haben uns hier immer wohl gefühlt“, erzählt er. „Meine Frau hat die Jungschar geleitet und im Hachenburger Kirchenchor mitgesungen. Ich selbst war als Lektor in der Evangelischen Kirchengemeinde Dreifelden-Steinen und im ganzen Dekanat tätig“. Während seiner Zeit als Lektor achtet er besonders darauf, dass ein Gottesdienst nicht durch Organisatorisches gestört wird, erzählt er. „Deshalb habe ich mich immer gewissenhaft vorbereitet. Nicht nur auf die Predigt, sondern auch auf die vielen Kleinigkeiten, die gerne mal schief gehen – zum Beispiel, dass der Organist die Lieder zu spät erhält“. Und er nimmt sich immer wieder Zeit, in der Stille vor Gott zu kommen. „Das war und ist mir wichtig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man trotzdem alles geschafft bekommt, wenn man sich Zeit für Gott nimmt“, glaubt er.
Neben seiner Tätigkeit als Lektor ist er auch acht Jahre im Kirchenvorstand seiner Gemeinde und im Vorstand des „Fördervereins für Lektor*innen und Prädikant*innen“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau aktiv. Nun ordnet er seine Zeit neu. Er hat seinen letzten Gottesdienst in Dreifelden gefeiert und sich von seiner Gemeinde verabschiedet – mit einem lachenden Auge, weil er wieder mehr Zeit für seine Familie hat. Aber natürlich auch mit einem weinenden, weil er die Gemeinde vermisst. „Ich wünsche meiner Kirche, dass sie mehr zusammenwächst und einen neuen Pfarrer bekommt, der die Menschen von Herzen begeistert“, sagt er mit Blick auf die seit einigen Monaten vakante Pfarrstelle.
So ganz aus der Welt ist der ruhige Protestant aber nicht. „Als Gottesdienstbesucher bleibe ich der Gemeinde treu. Und einige technische Dinge rund um die Kirche habe ich auch noch zu erledigen. Ich kümmere mich um Kleinigkeiten rund ums Kirchengebäude, ums Pfarrhaus und natürlich auch um den kircheneigenen Wald“, sagt er und ergänzt lächelnd: „Es gibt schließlich immer etwas zu tun“. (PM)
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