Großes Finale der Westerwälder Literaturtage in Altenkirchen
Von Helmi Tischler-Venter
Mit einer genussreichen Veranstaltung unter dem Motto „Westerwälder Wind trifft schlesisches Himmelreich“ im Dr.-Wilhelm-Boden-Saal der Kreisverwaltung Altenkirchen endeten die Westerwälder Literaturtage 2022. Das Motto des Jahres lautete „Kompass Europa: Ostwind“. Durch die unvorhersehbaren politischen Ereignisse erhielt es Brisanz.
Altenkirchen. Zum ersten Mal übernahmen die Regionalinitiative „Wir Westerwälder“ gAöR der Landkreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis sowie die neue Programmleiterin Solveig Ariane Prusko die Verantwortung für 21 vielfältige Lesungen. Zusammen mit Vorständin Sandra Köster begrüßte Prusko das deutsch-polnische Publikum und betonte, man feiere nicht nur das Finale der 21. Westerwälder Literaturtage, sondern auch eine ziemlich lange Freundschaft zwischen den Kreisen Altenkirchen und Krapkowice.
Das Abendprogramm umfasste literarische, kulinarische und musikalische Köstlichkeiten, letztere wurden dargeboten von einem Streichquartett der Kreismusikschule Altenkirchen mit den Violinistinnen Liudmila Sevostyanova und Sigrid Schneider, Cellist Andrés Hancke und Christina Haubrich mit Viola.
Landrat Dr. Peter Enders testierte den Westerwälder Literaturtagen wachsende Bedeutung. Er dankte den Organisatorinnen für die geleistete herausfordernde Arbeit. Die polnischen Gäste, Politiker und Landfrauen, erinnerte er an das letzte Treffen im Februar 2022, kurz vor dem Ukraine-Krieg, in Polen. Enders betonte, die kommunale Partnerschaft setze in besonderen Zeiten positive Akzente, denn Menschen kämen unmittelbar in Kontakt, das fördere gegenseitige Achtung. Kulturaustausch gehöre dazu, in allen Bereichen.
Für den literarischen Genuss war an dem Abend der Autor und Naturgenuss-Experte Jörg Hohenadl zuständig, der die Texte in dem Buch „Westerwälder Wind trifft Schlesisches Himmelreich“ nach Erzählungen und Ideen der Landfrauen aufgeschrieben hatte. Die Landfrauen wollten ein Buch gemeinsam erstellen, deshalb besuchten die Altenkirchener Landfrauen, nach einer Visite der Schlesier im Westerwald, im Jahr 2008 Schlesien, um diese Region und ihre Küche kennenzulernen. In dem zweisprachigen Buch sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede gegenübergestellt. Erschienen ist es zum zehnjährigen Partnerschaftsjubiläum 2010, im Rahmen des aktuellen Literaturfestivals wird es neu vorgestellt.
Der Band startet mit dem Jahreslauf und zeigt die bedeutsame Verflechtung von Kirche und Jahreszeiten, die in gelebtem Brauchtum erkennbar ist. Oft sind es die Landfrauen, die es lebendig halten und die Arbeit leisten. Traditionen sind in Schlesien und Westerwald vergleichbar, wenn auch das Kunsthandwerk unterschiedlich ist: zum Beispiel kunstvoll geritzte Ostereier in Schlesien, schöne Keramik im Westerwald.
Viele Rezepte wurden ausgetauscht. Für die Region Westerwald steht der Döppekuchen, das Nationalgericht der Schlesier ist „Schlesisches Himmelreich“, ein Gericht mit Backobst, Schweinebauch und Hefeklößen. Das „ganz einfache“ Rezept las Dolmetscherin Anne Brück auf Polnisch vor.
Der kulinarische Genuss war von den Altenkirchener Landfrauen für die Pause vorbereitet worden. Leckerer Duft zog durch das Gebäude und erzeugte direkt Wohlgefühl. Die Besucher ließen sich Döppekuchen, Eierkäs, Kartoffelbrot mit Quetscheschmier und Mohnkuchen schmecken.
Man wollte jedoch in dem Buch mehr als Rezepte publizieren. Landfrau Anke Enders-Eitelberg erläuterte den Prozess der Buchgestaltung, der die heimischen Landfrauen ihren Landkreis neu kennenlernen ließ.
Hohenadl las mehrere Geschichten zu Schlössern und Bauwerken sowie zu den Lebensadern - Oder in Schlesien und B8 im Westerwald - und Legenden vor.
Landfrau Renate Walterschen, die sich unermüdlich für das Freundschafts- und Buchprojekt einsetzte, ihre Ansprechpartnerin Gertrud Rosow und der Landrat a. D. Michael Lieber erinnerten sich an die Anfänge ihres Herzensprojekts. Lieber stellte fest, das menschliche Miteinander habe immer gestimmt und trage über die Zeiten hinweg. Die Partnerschaft werde weiterhin gepflegt, auch durch Chöre, Fußballvereine und Schüleraustausche.
Solveig Ariane Prusko bot einen Ausblick auf den nächsten Westerwälder Literatursommer, der ab Mitte Mai mit dem Motto „Westwärts“ starten wird. (htv)
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