Pressemitteilung vom 04.11.2022
Ausbildungsbilanz 2021/22 der Agentur für Arbeit Montabaur – Zukunftsrisiko für Betriebe
Viele Bewerbungen schreiben, auf ein Vorstellungsgespräch hoffen und schließlich bangen, ob eine Zusage für die begehrte Lehrstelle kommt: Diese Zeiten sind vorbei. Am Ausbildungsmarkt konkurrieren nicht mehr die Jugendlichen miteinander, sondern die Betriebe. Sie müssen sich inzwischen einiges einfallen lassen, um die Fachkräfte von morgen zu gewinnen.
Montabaur. Die Bilanz des Ausbildungsjahres 2021/22 zeigt deutlich, dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage sich immer weiter öffnet.
Das Ausbildungsjahr hat seine eigene Taktung und dauert jeweils vom 1. Oktober bis zum 30. September. Während dieser zwölf Monate meldeten sich 2021/22 im Agenturbezirk (Westerwald- und Rhein-Lahn-Kreis) 1.791 junge Leute mit dem Wunsch, eine Ausbildung zu machen - das sind 71 Personen (3,8 Prozent) weniger als im Jahr zuvor. Zeitgleich meldeten die Betriebe 2.033 Ausbildungsplätze. Hier gibt es ein deutliches Plus von 134 Lehrstellen (7,1 Prozent). Am Stichtag 30. September wurden lediglich 56 Bewerber gezählt, die noch auf der Suche sind. Rein rechnerisch konnte zu diesem Zeitpunkt jeder junge Mensch, der noch nichts Passendes gefunden hatte, unter 7 Angeboten wählen. Denn auf der anderen Seite standen 385 freie „Startplätze ins Erwerbsleben“.
Elmar Wagner, Chef der Agentur für Arbeit Montabaur, zeigt sich besorgt über diese hohe Zahl: „Unbesetzte Ausbildungsstellen sind verpasste Chancen. Das gilt zum einen für die Jugendlichen. Sie fixieren sich oft auf altbekannte Berufe und schauen nicht nach Alternativen, die gute Verdienst- und Karrieremöglichkeiten bieten. Zum anderen ist es für die Arbeitgeber ein Zukunftsrisiko, wenn sie keinen Nachwuchs im eigenen Unternehmen qualifizieren können“.
Besonders problematisch ist die Lage in den klassischen Handwerksberufen. Bäcker, Fleischer, Tischler, Fliesenleger und Dachdecker werden dringend gesucht – vor allem in den Kleinstbetrieben, die die Wirtschaft im Agenturbezirk maßgeblich prägen. Aber auch in der industriellen Produktion ist der Personalbedarf hoch. Hier bleiben insbesondere Ausbildungsangebote für Verfahrensmechaniker unbesetzt.
Was tun die Betriebe, um das Interesse der jungen Generation zu wecken?
Zum einen machen sie sich attraktiv und bieten innovative Arbeitszeitmodelle oder Auslandsaufenthalte. Zum anderen zeigen sie Präsenz bei Ausbildungsmessen, um Kontakte zu knüpfen und sich mit „Kostproben aus der Praxis“ vorzustellen. Elmar Wagner: „Die Unternehmen machen sich in diesen unsicheren Zeiten natürlich Gedanken, wie es weitergeht. Sie bieten den Schulabsolventen aber ein unvermindert breites Spektrum der dualen Berufsausbildung. Denn alle wissen: Ausbildung ist elementar wichtig – ungeachtet aller Krisen“.
Das Potenzial, aus dem die Betriebe schöpfen können, schmilzt durch den demografischen Wandel. Hinzu kommt, dass immer noch zu viele Jungen und Mädchen die allgemeinbildenden Schulen ohne Abschluss verlassen. Nicht zuletzt nehmen psychische Probleme zu; diese Entwicklung wurde durch die Pandemie verstärkt. Die Berufsberatung der Arbeitsagentur ist in allen Schulen vertreten und auf vielen Kommunikationswegen (Telefon, Mail, Videotermin, Präsenz) unterwegs, um Jugendliche zu erreichen. Elmar Wagner beobachtet eine sehr große Nachfrage nach persönlicher Beratung: „Das ist erfreulich, denn unsere Berufsberater können informieren, unterstützen und viel zur Orientierung beisteuern. Ganz wichtig ist aber auch der Beistand der Eltern. Sie sind die wichtigsten Bezugspersonen bei der Berufswahl. Nach Möglichkeit sollten sie ihre Söhne und Töchter zur Berufsberatung begleiten!“
Informationen, Beratung und Vermittlung bekommen Jugendliche über die Berufsberatung (Telefon 0800 4 5555 00), Betriebe beim Arbeitgeberservice (Telefon 0800 4 5555 20). Die Rufnummern und das gesamte Angebot sind kostenfrei. Alles Wissenswerte gibt es auch unter www.arbeitsagentur.de. (PM)
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