12. Netzwerkkonferenz des Kreisjugendamtes zum Kindeswohl und Kindergesundheit in Wirges
Von Wolfgang Rabsch
Riesige Resonanz erzeugte die Einladung des Kreisjugendamtes zur 12. Netzwerkkonferenz. Der Fokus lag auf Kindeswohl und Kindergesundheit. Vor der Veranstaltung wurde mit etwa 150 Teilnehmern geplant, doch das Thema erzeugte ein großes Interesse, sodass sich letztendlich knapp 250 Lehrer, Erzieher, Sozialarbeiter, Schulpsychologen und Kommunalpolitiker im Bürgerhaus von Wirges einfanden.
Wirges. In seiner Einladung hatte das Kreisjugendamt das Thema der Netzwerkkonferenz vorgegeben: In Deutschland wachsen mindestens 3,8 Millionen Kinder mit einem Elternteil auf, das unter einer psychischen Erkrankung oder/und einer Suchterkrankung leidet. Die Dunkelziffer ist deutlich höher.
Die Auswirkungen dieser Erkrankung der Eltern bedeuten oft auch eine hohe Belastung der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Für sie besteht ein drei bis sechsfach erhöhtes Risiko selbst psychische Störungen oder eine Suchterkrankung zu entwickeln. Als Referentin wurde Dagmar Wiegel eingeladen. Die ausgebildete Erzieherin ist seit 2004 als systemische Supervisorin (DGSF) tätig. Ihre besondere Expertise betrifft das Thema "Psychisch kranke Eltern und ihre Kinder".
Landrat Achim Schwickert begrüßte die Anwesenden, er betonte, welche große Bedeutung für den Westerwaldkreis das auf der Tagesordnung stehende Thema habe, und sagte seine Unterstützung zu. „Das Thema ist ein Dauerbrenner und es ist so wichtig, immer wieder darüber zu sprechen und sich zu vernetzen. Die Zahl der heute Anwesenden zeigt, dass der Bedarf da ist, sich endlich wieder gemeinsam und in Präsenz mit dem Thema zu beschäftigen“, waren sich die Kinderschutzkoordinatoren im Kreisjugendamt und Organisatoren der Netzwerkkonferenz, Björn Krause, Nina Schüchen und Kristin Andree einig.
Wie erkennt man Kindeswohlgefährdung?
Deuten blaue Flecken am Körper eines Kindes gleich auf Misshandlung hin oder können diese auch durch Stürze beim Spielen entstanden sein? Bei der Beurteilung dieser sensiblen Fragen sind besonders die Mitarbeiter der Kitas und der Schulen gefragt, die bei diesen Anzeichen am besten zunächst im kollegialen Kreis darüber sprechen. Wenn das kollegiale Gespräch auch den Einzelfall skeptisch sieht, dann ist der nächste Schritt, sich an den Kinderschutzbund Westerwald zu wenden und die Sorgeberechtigten zunächst nicht einzuschalten. Auch fehlendes Frühstück in der Schule oder im Kindergarten können erste Anzeichen für eine Kindswohlgefährdung sein. Dann sollte das Gespräch mit den Erziehungsberechtigten gesucht werden. Wenn seitens der Erziehungsberechtigten auf das Gesprächsangebot keine Reaktion erfolgt, dann ist es an der Zeit, sich an das Jugendamt, und das Kinderschutzteam zu wenden.
Der Kinderschutzdienst ist ein Fachdienst für Kinder und Jugendliche mit Gewalterfahrungen, zum Beispiel bei sexuellem Missbrauch, körperlicher und/oder psychischer Misshandlung. Kinder, Jugendliche und deren Angehörige werden von qualifizierten Fachkräften betreut. Alle Gespräche werden vertraulich behandelt.
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Dagmar Wiegel referierte zum Thema „Kinder psychisch kranker Eltern“
Die ausgebildete Erzieherin und systemische Supervisorin beschäftigt sie sich seit Jahren mit dem Thema „Kinder psychisch kranke Eltern“. Wie geht man mit psychischen Erkrankungen innerhalb einer Familie um? Durch Studien ist festgestellt worden, dass rund ein Viertel der Gesamtbevölkerung mit psychischen Erkrankungen in Berührung kommt. Wenn das Jugendamt oder die Kinderschutzhilfe sich bei betroffenen Familien anmeldet, entsteht häufig zunächst eine negative Einstellung. Im Gespräch muss klargemacht werden, dass Jugendhilfe keine „Kinderwegnahmestelle“ ist, sondern Hilfe bei Problemen angeboten und nach Lösungen gesucht wird.
Die Erfahrung zeigt, dass psychisch Kranke sich häufig auch in einer Beziehung mit einem ebenfalls psychischen Kranken befinden, weil sie sich da besser verstanden fühlen. Dagmar Wiegel stellte fest, dass es erwiesen ist, dass rund 80 Prozent der psychisch Erkrankten auch gleichzeitig an einer Suchtkrankheit (Alkohol, Drogen) leiden. Kinder in dieser Konstellation neigen auch zu diesen Erkrankungen. Die Referentin bevorzugt ganz klar eine ambulante Behandlung von Erkrankten vor der stationären Behandlung, „Es ist möglich, zu Hause wie in einer Klinik behandelt zu werden“, meinte sie.
Anna Weißheim vom Diakonischen Werk stellte das Projekt „Lebenskünstler/in“ vor. Betroffene Familien, bei denen die Erziehungsberechtigten psychisch, und, oder suchtkrank geworden sind, können sich an das Diakonische Werk im Westerwald wenden.
Wie wichtig dieses Thema den Besuchen unter den Nägeln brennt, war in der kurzen Pause und am Ende der Netzwerkkonferenz zu beobachten, als lebhaft über die angesprochene Thematik diskutiert wurde. (Wolfgang Rabsch)
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