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Nachricht vom 20.11.2022    

Bülent Ceylan verwandelte die Stadthalle in Ransbach-Baumbach in ein Tollhaus

Von Wolfgang Rabsch

Gut 800 Zuschauer können nicht irren, als sie den Weg in die Stadthalle nach Ransbach-Baumbach wählten. Die Stadthalle war tatsächlich bis auf den letzten Platz ausverkauft, sogar der kleine Saal musste geöffnet werden, um alle Zuschauer unterzubringen. Sie alle kamen, um Bülent Ceylan live zu erleben, der in der Töpferstadt seine Visitenkarte abgab.

Bülent Ceylans neue Figur "Thor". Fotograf: Wolfgang Rabsch

Ransbach-Baumbach. Bülent Ceylan gehört in Zwischenzeit zu den beliebtesten und erfolgreichsten Comedians in Deutschland. Diesen Ruf hat er sich hart erarbeitet, dabei aber seine Herkunft und seinen Werdegang nicht aus den Augen verloren. Er ist Sohn einer Deutschen und eines Türken, da liegt es nahe, dass er in seinem Programm häufig mit dem Multikulti-Spiel kokettiert.

„Luschtobjekt“ – ein Programm zwischen Aufklärung und Realität
Mit dem Schlagwort „Luschtobjekt“ hatte Bülent schon einiges über den tiefsinnigen Inhalt seiner Show geschickt verpackt. Für diejenigen, die des „Mannemer Pälzischen“ (Mannheimer-Pfälzischen) Dialekts nicht mächtig sind: Luscht bedeutet auf Hochdeutsch ganz einfach Lust.

Ja und ein Großteil des Programms von Bülent behandelte ausgiebig dieses Thema, mal deftig, mal anzüglich, aber nie verletzend. Insbesondere war er bereit, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, wenn er immer wieder mit seiner deutsch-türkischen Herkunft spielte.

Bülent hatte die ausverkaufte Stadthalle von Beginn an voll in der Hand, weil er mit dem Ortsnamen Ransbach-Baumbach und dem Westerwald seine Späßchen trieb. „Ich trete in den Metropolen Hamburg, Köln, München und Berlin auf, aber Ransbach-Baumbach im Westerwald, da musst du erst hinfinden“, war sein Einstieg in die Show. „Hier im Westerwald wird aus dem normalen "R" ein rollendes "R" gesprochen, dann heißt es hier RRRansbach, hoffentlich verplappre ich mich nicht, denn morgen trete ich in BRRRaunschweig auf“.

Die Scherze in der über zwei Stunden dauernden Show wurden wie aus einem Sturmgewehr abgefeuert. Viel Nonsens vermischte sich auch manchmal mit ernsthaften Sequenzen, das Publikum nahm alles dankbar an und quittierte den Auftritt mit fast pausenlosem Beifall und Gelächter.

Es ist schier unmöglich, länger zusammenhängende Formulierungen zu finden, um längere Abschnitte aus dem Programm zu beschreiben. Bülent zeigte sich gewohnt wandlungsfähig, was sein Kostüm eines Steinzeitmenschen zeigte, aber auch seine neue Kultfigur "Thor" vor. Er berichtete, wie er zu diesem Namen kam. Seine Mutter wollte ihn nach der Geburt Viktor nennen, doch seinem Vater war der Name zu lang. Darum sollte die Mutter sich entscheiden, entweder Vik oder T(h)or. Sie entschied sich für letzteres. Mit einem überdimensionierten Hammer in der Hand, demonstrierte Thor, wie die Aufklärung vor Tausenden von Jahren vonstattenging.



Bei einem Auftritt in Hamburg hätte während eines Auftritts ein Zuschauer in der 1. Reihe keine Miene verzogen, obwohl die restlichen Zuschauer sich schlapp lachten. Warum fragte Bülent den Mann, ob er denn keinen Spaß habe. Der Zuschauer sagte: „Ja“. Darauf Bülent: „Dann sagen Sie es doch auch ihrem Gesicht“. Mit seiner Freundin hätte Bülent auf der Toilette in einem Flugzeug Sex gehabt, dabei wäre es so wild hergegangen, dass der Pilot wegen angeblicher Wetterturbulenzen notlanden musste.

Die Rolle der Anneliese schien Ceylan als Travestiekünstlerin voll auf den Leib geschnitten. Entsprechend stilgerecht gekleidet, mit einem Kunstpelz und einer Leopardenbrille, bediente er die bekannten Klischees. Dem Publikum gefiel es, weil eine Lachsalve der anderen folgte. In der Rolle des Mompfred leitete Bülent einen Integrationskurs für Flüchtlinge. Köstlich sein Dialog mit einem "Flüchtling“, der sich als Sachsen-Ronny in den Kurs entpuppte, um in den Genuss von staatlichen Förderungsleistungen zu kommen. Momphred hatte Probleme, im Sprachkurs die Groß -und Kleinschreibung und die Verben zu erklären. Ein Beispiel: "Wenn Klimaaktivisten sich auf der Straße festkleben, kann man die umfahren, oder umfahren?“ Auf die Betonung kommt es an.

Rockkonzert am Ende der Show
Am Ende der Show wurde Ceylan politisch, als er sich nicht nur für die ukrainischen Väter stark machte. Auch russische Väter würden unter dem Krieg leiden, war seine Meinung. Ceylan leitete dann den Schlussakkord ein: Er bewies sein unglaubliches Talent als Hard – und Metalrocker zu überzeugen. Seine Interpretation des Hits "Engel“ von Rammstein setzte den Saal regelrecht in Ekstase, alles klatschte und sang begeistert mit. Gefühlvoll endete schließlich die Show von Bülent Ceylan mit dem Antikriegslied "Father and son“ von Cat Stevens und der Friedenshymne "Freiheit“ von Mariuss Müller-Westernhagen.

Die Stadthalle in Ransbach- Baumbach hatte wieder einmal alles richtig gemacht: Innerhalb einer Woche zwei Programme zu präsentieren, die nicht konträrer hätten sein können. Vor einer Woche brachte "Olaf der Flipper“ die Halle zum Beben, genau wie Bülent Ceylan an diesem Wochenende, aber auf andere Art, mit einem ausgetauschten Publikum. Es ist schön, dass das Management der Stadthalle sich nicht einseitig festgelegt, sondern versucht, alle Geschmacksrichtungen zu bedienen. Der Erfolg gibt ihnen Recht.



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