"Orange Day“ in Hachenburg - Organisationen informierten über Gewalt gegen Frauen
Von Wolfgang Rabsch
Am 25. November wird seit den 1980er Jahren weltweit der Internationale Tag "Gegen Gewalt gegen Frauen“ begangen. Auch im Westerwaldkreis wird seit vielen Jahren mit verschiedenen Veranstaltungen und Projekten auf diesen Tag aufmerksam gemacht.
Hachenburg. Die UN hat den Tag als "Orange Day“ ausgerufen. Zum Zeichen der Solidarität mit den Opfern von Gewalt gegen Frauen werden weltweit Bauwerke in der Farbe Orange angestrahlt, denn Orange ist die Farbe der Wärme und des Lichts. Sie soll Hoffnung für alle Frauen und Mädchen symbolisieren, die heute noch erniedrigt, unterdrückt, gequält und misshandelt werden. Zu diesem Anlass kamen mehrere Frauenschutzorganisationen aus dem Westerwald in Hachenburg zusammen. Bange Blicke der Veranstalter richteten sich auf dem Wochenmarkt gen Himmel, da es zuvor ausgiebig geregnet hatte. Doch das Unglaubliche geschah, als die Infostände aufgebaut waren, hörte es auf zu regnen.
Der "Runde Tisch Rhein – Westerwald“ hatte eingeladen, diese Ansprechpartner folgten dem Ruf: Interventionsstelle IST Westerburg, Notruf Frauen gegen Gewalt, Frauenhaus Westerwald, Kinderschutzdienst DRK Westerwald, Weisser Ring Außenstelle WW, Contra Häusliche Gewalt-Brücke, Gleichstellungsstelle wie des Westerwaldkreises sowie Kriminalhauptkommissarin Michelle Hammer, Sachbearbeiterin bei der Polizei im Bereich "Gewalt in engen sozialen Beziehungen“ für betroffene Frauen.
Weltweit erleben 35 Prozent aller Frauen und Mädchen körperliche oder sexuelle Gewalt. Diesem unglaublichen Zustand will der "Runde Tisch Rhein-Lahn“ entgegentreten, betroffenen Mädchen oder Frauen helfend und beratend zur Seite stehen. Da alle erwähnten Beratungsstellen wegen des Umfangs ihrer Tätigkeiten nicht eingehend beschrieben werden können, wird stellvertretend für die übrigen, von der Interventionsstelle IST, dem "Weissen Ring“ und dem Frauenhaus Westerwald berichtet.
Die Organisationen berichteten Näheres zu ihren Aufgabenfeldern: Die Interventionsstelle bietet ein psychosoziales Beratungsangebot für gewaltbetroffene Frauen, die von häuslicher Gewalt, sexualisierter Partnergewalt sowie Stalking durch den (Ex-)Partner betroffen sind, bei denen deshalb auch ein polizeilicher Einsatz stattfand. Darüber hinaus begleiten Mitarbeiter der IST betroffene Frauen auch zu Terminen bei Polizei und Gerichten.
Der "Weisse Ring" ist ein gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten. Häusliche Gewalt hat viele Formen: Tritte, Schläge oder unfreiwillige sexuelle Handlungen. Aber auch Nötigungen, Beleidigungen oder Demütigungen gehören dazu. Das heimtückische an dieser Gewalt: Sie findet hinter verschlossenen Türen statt, im privaten Raum und ist für andere meist unsichtbar.
Das Frauenhaus Westerwald bietet von Gewalt bedrohten und betroffenen Frauen Unterkunft, Schutz und Unterstützung Das Haus bietet Platz für vier bis fünf Frauen mit ihren Kindern. Jede Frau bewohnt, nach Möglichkeit, mit ihren Kindern ein eigenes Zimmer. Küche, Wohnzimmer und Bad werden gemeinschaftlich genutzt. Jede Frau versorgt sich und ihre Kinder selbstständig und organisiert und gestaltet ihren Alltag im Haus eigenverantwortlich, nach dem Grundsatz "Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses bieten den Frauen Beratung, Unterstützung und Begleitung an. Dazu gehören unter anderem: Krisenintervention, Psychosoziale Beratung, Begleitung zu Ämtern und Terminen, Informationen zu rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten und psychische und seelische Stärkung und Stabilisierung.
Hier sind noch einige Fakten, zusammengefasst aus den Gesprächen: Etwa 85 Prozent der Opfer sind Frauen, demzufolge müssten ungefähr 15 Prozent der Opfer Männer sein. Tatsächlich ist bei der Gewalt gegen Männer von einer realistischen Zahl von drei Prozent auszugehen. Während der Pandemie ist die Gewalt gegen Frauen und Mädchen nicht überdimensional angestiegen. Im Frauenhaus halten sich die Hilfesuchenden in der Regel zwischen drei bis sechs Monate auf. Das größte Problem stellt der Wohnungsmangel da, wenn die Frauen mit ihren Kindern nicht mehr zum Partner zurückkehren wollen, aber keine adäquate Wohnung finden.
Das Thema Frauenhaus wird zurzeit in Politik und Öffentlichkeit heiß diskutiert. Da jetzt erkennbar ist, auch durch verstärkte Migration, dass die Kapazitäten der Frauenhäuser bei Weitem nicht ausreichen. Wenn zum Beispiel eine Frau mit ihrem Kind hilfesuchend sich an das Frauenhaus Westerwald wendet, aber alle zur Verfügung stehenden Zimmer belegt sind, kann es passieren, dass die Hilfesuchende in einem mehrere hundert Kilometer entferntem Frauenhaus untergebracht wird. Christiane Schumacher vom Frauenhaus Westerwald meinte: "Manchmal ist es sogar von Vorteil, wenn die Hilfesuchende sich nicht mehr in unmittelbarer Nähe des Verursachers befindet. Auch eine größere räumliche Trennung kann sich durchaus positiv auf die Psyche auswirken“.
Stadtbürgermeister Stefan Leukel ließ es sich nicht nehmen, auch bei den Organisationsvertreterinnen vorbeizuschauen und beste Grüße und Wünsche seitens der Stadt Hachenburg zu überbringen. Für betroffene Frauen und Mädchen sind die im Artikel aufgeführten Organisationen und Vereine sämtlich im Internet vertreten, dort findet man auch die entsprechenden Kontaktadressen und Telefonnummern.
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