In Memoriam Ali Pehlivan: Kickbox-Gala in Ransbach-Baumbach elektrisierte die Fans
Von Wolfgang Rabsch
Was das für eine Veranstaltung, die in der Stadthalle von Ransbach-Baumbach stattfand und die Fans elektrisierte: Mehrere hundert Fans des Kickboxens und des regulären Boxens fanden sich in der Stadthalle ein, um spannende Kämpfe zu sehen, aber auch um einen Mann zu ehren, der zu einer Legende des Kickboxens in Rheinland-Pfalz wurde: Ali Pehlivan.
Ransbach-Baumbach. Vollkommen überraschend und ohne jede Vorwarnung ist Ali Pehlivan vor drei Monaten verstorben. Zeit seines Lebens hat er sich dem Kampfsport verschrieben und brachte diesen insbesondere in der Region Koblenz gewaltig voran. Er selbst siegte 1979 in Florida im Vollkontakt bis 63 kg bei der WM. Ein Jahr zuvor gewann er in Wolfsburg die Europameisterschaft bis 57 kg. Ali war der erste türkische Weltmeister der WAKO, dem Bundesverband für Kickboxen. Dem Kickboxen haftete anfangs ein eher negativer Ruf an, dort würden nur Kriminelle und Schläger sich prügeln, so hieß es häufig. Diesem Image trat Ali Pehlivan entschieden entgegen und kämpfte um öffentliche Anerkennung.
Ihm und vielen Mitstreitern gelang es schließlich, dass die WAKO offiziell in den DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) aufgenommen wurde und dadurch eine offiziell anerkannte Sportart in Deutschland wurde. Der damalige DOSB-Präsident Alfons Hörmann kam sogar nach Koblenz, um offiziell diese Aufnahme zu verkünden. Diese Tatsache war ein Meilenstein für alle Kickboxer in Deutschland.
WAKO fördert soziale Projekte in Deutschland
Der Bundesfachverband für Kickboxen, die WAKO Deutschland, ist vielfältig aufgestellt und fördert neben dem Breitensport die Integration durch Sport, Gewaltprävention, Kinder- und Jugendarbeit, Gesundheits- und Frauensport und engagiert sich seit Jahren mit seinen Vereinen bundesweit in verschiedenen sozialen Projekten. Die Einnahmen der Kickbox-Gala in Ransbach-Baumbach werden zu je 50 Prozent aufgeteilt zwischen dem Kinderhospiz Kemperhof in Koblenz und den Bau eines Waisenhauses in Äthiopien.
Ali Pehlivan Charity-Kickbox-Gala begeisterte die Fans
Der Geist von Ali Pehlivan schwebte während der gesamten Veranstaltung unsichtbar durch die Stadthalle, jeder, der am Mikrofon zu Wort kam, lobte und ehrte ihn in den höchsten Tönen, was auch viele emotionale Momente schuf. Bevor die eigentlichen Kämpfe begannen, holte der Ringsprecher Nils Lappahn zwei enge Verwandte von Ali Pehlivan in den Ring, nämlich dessen Sohn Ersin und seinen Neffen Engin, die berichteten, welch besonderer Mensch ihr Vater und Onkel gewesen sei. Mit Nils Lappahn hatten die Veranstalter ein goldenes Händchen bewiesen, Nils kündigte die Kämpfe in der Art von Michael Buffer an. Michael Buffer war der weltberühmte Ringsprecher, der mit seinem legendären Spruch "Let’s get ready to rumble" die Weltmeisterschaftskämpfe im Boxen von Mohammed Ali, Evander Holyfield, Mike Tyson, Wladimir Klitschko und George Formen einleitete.
Die Stimmung in der Stadthalle kann als überragend bezeichnet werden. Jeder Kämpfer hatte seine Fans mitgebracht, die teilweise aus NRW, Hessen und Baden-Württemberg angereist waren. Ähnlich wie bei großen Boxevents stiegen die Kämpfer, begleitet von ihren Betreuern und ihren Einmarschsongs unter dem Jubel der Zuschauer in den Ring. Es wäre müßig, jeden Kämpfer namentlich zu benennen, an den Reaktionen im Publikum war jedoch festzustellen, dass einige schon große sportliche Erfolge erzielt hatten.
Quer durch die Altersstufen
Den Beginn des abwechslungsreichen Kampfgeschehens machten zwei neunjährige Jungen, Azad Beyazid (26 Kilogramm Kampfgewicht) und Faruk Kahramanoglu (30 Kilogramm), die eindrucksvoll bewiesen, dass man bereits Kinder für das Kickboxen begeistern kann. Im Showprogramm der Gala kam auch der Taekwondo-Sport nicht zu kurz, hier konnten Sophia (9 Jahre) und Alissa (13 Jahre) mit einigen Kampfszenen das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißen. Beide Sportlerinnen gehören der WKA (Willems Kampfkunst Akademie) Koblenz an und werden von Bernie Willems trainiert.
Die Kämpfe der Erwachsenen überzeugten durch harten Einsatz, der jedoch nie ins Unfaire ausartete. Jeder Kämpfer ging an seine Grenzen, zumal frenetisch angefeuert von den eigenen Fans, dabei war eine erstaunliche Athletik und Kondition zu bewundern. Positiv fiel auf, dass die Kämpfer zwar bis zur Erschöpfung um den Sieg kämpften, sich nach dem Kampf aber in den Armen lagen und neidlos den Urteilsspruch der Punktrichter hinnahmen.
Bernie Willems traf sogar Chuck Norris persönlich
Alles in allem war die Veranstaltung äußerst erfolgreich, da die Organisatoren der WAKO, Ersin und Engin Pehlivan und Bernie Willems hervorragende Arbeit geleistet hatten und so die Fans des Kickboxens einen überaus unterhaltsamen, aber auch spannenden Abend erleben durften. Trotzdem hatte man bei aller Freude immer das Gefühl, dass Ali Pehlivan anwesend war, weil in Kampfpausen alte Weggefährten und Gegner von Ali zu Wort kamen, ihn als untadeligen Sportler und Menschen beschrieben, dessen Tod eine große Lücke hinterlassen hat.
Bernie Willems war in seiner aktiven Zeit als Kickboxer sehr erfolgreich, wurde unter anderem Europameister im Kickboxen und gewann mehrere bedeutende Events in den Vereinigten Staaten. Durch diese Erfolge kam er sogar mit der Kampflegende Chuck Norris in Kontakt und konnte diesen letztendlich persönlich treffen. (Wolfgang Rabsch)
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