Pressemitteilung vom 26.12.2022
Herschbach: Nach Flucht erfolgt Erfolgsstory mit Bodenhaftung
Sieben Jahre nach seiner Flucht aus Syrien wird der 20-jährige Geselle Mohamad Nader Salam Dritter beim Bundesfinale der Estrichleger. Als Nächstes möchte er in zwei Jahren die Meisterprüfung ablegen.
Herschbach/Koblenz. Vor sieben Jahren kam Mohamad Nader Salam als Flüchtlingsjunge aus Syrien, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Heute kann er sich problemlos unterhalten und ist beruflich bestens angekommen. Vor Kurzem hat er als Estrichleger beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks auf Bundesebene den dritten Platz erreicht. Das Team seines Ausbildungsbetriebs Zebo Fußbodenbau in Herschbach bei Selters ist stolz auf ihn. Geschäftsführer Philipp Frensch erinnert sich gut daran, wie er Nader Salam kennenlernte: "Er war Schüler und kam eines Tages einfach zur Tür rein, um zu fragen, ob er bei uns eine Ausbildung machen kann". Frensch war beeindruckt von der Eigeninitiative, bot ihm erst ein Praktikum, danach einen Ferienjob an und übernahm ihn direkt als Auszubildenden. "Er hatte die Berufsreife erworben, sein Zeugnis war gut. Vor allem aber stellte er sich praktisch gut an“, unterstreicht Frensch.
Nader Salam war 2015 mit der Familie vor dem Krieg geflohen. Er ging in Dierdorf zur Schule, bekam dort zusätzlichen Sprachunterricht, musste aber dem regulären Unterricht auf Deutsch vom ersten Tag an folgen. "Als Kind war es schwer auf der Schule. Man sagt immer, Kinder lernen die Sprache von selbst, aber ich hatte immer Angst, etwas falsch zu machen“, erzählt er. Die Lehrer hätten ihn jedoch gut begleitet und schnell war sein Lieblingsfach Deutsch.
Dass er nach der Schulzeit eine Ausbildung machen wollte, stand für ihn früh fest. Estrichleger kannte er als Beruf zunächst nicht, bis er auf den Fußbodenbau aufmerksam wurde. Frensch war schnell überzeugt von Nader: "Die Arbeit als Estrichleger ist nicht für jeden etwas, das ist körperlich harte Arbeit. Aber bei ihm klappte das direkt“. Das Team nahm den jungen Mann freundlich auf und sein Deutsch verbesserte sich durch den Kontakt mit den Kollegen weiter. "Die Sprache ist in diesem Beruf wichtig. Immerhin ist Nader inzwischen Kolonnenführer. Das funktioniert ohne Probleme“, sagt Frensch.
Den praktischen Teil der Ausbildung absolvierte Nader Salam im Westerwälder Unternehmen. Der Unterricht begann mit anderen Gewerken bei der HwK Koblenz und ging ab dem zweiten Ausbildungsjahr blockweise in Schweinfurt oder online weiter. Die bundesweit einzige Berufsschule für Estrichleger ist im bayrischen Schweinfurt, 250 Kilometer vom Ausbildungsbetrieb entfernt. Momentan gibt es laut Zebo in dem Gewerk deutschlandweit rund 25 Lehrlinge. "Was wir dort gelernt haben, verschiedene Beläge und Spachtelungen, war für mich leicht, das hatte ich schon in der Firma gemacht.“
Und obwohl er erst seit wenigen Jahren in Deutschland lebte, startete Nader Salam fachlich und beruflich richtig durch: Die Gesellenprüfung bestand er als Jahrgangsbester. Die Handwerkskammer Koblenz lud ihn zum Praktischen Leistungswettbewerb auf Landesebene ein. Dort gewann er erneut. Motiviert von Frensch stellte er sich dem Bundesfinale in Berlin – und damit einem Wettbewerb unter Deutschlands besten Estrichlegern. "Das war anspruchsvoll: Wir mussten zwei Tage allein arbeiten, Estrich auf einer vorgegebenen Höhe einbauen und darauf einen Bodenbelag samt Untergrundvorbereitung verlegen, sowie eine Aussparung für Fußmatten vorsehen.“ Der 20-Jährige erreichte mit Bravour den dritten Platz und das gesamte Team ist stolz auf ihn.
Einen solchen Erfolg hatte vor Nader Salam kein Zebo-Azubi, für die Firma ist er ein echter Gewinn. Und der Geschäftsführer betont rückblickend: "Es war für uns kein großer zusätzlicher Aufwand, dass Nader aus Syrien stammt. Egal, ob ein Jugendlicher aus Deutschland oder aus dem Ausland kommt: Wichtig ist, dass er vom Beruf überzeugt ist und sich anstrengt". Nader Salam macht genau das. Er möchte nun zunächst weitere praktische Erfahrung im Beruf sammeln und dann in zwei Jahren die Meisterprüfung ablegen. Eine echte Erfolgsgeschichte also, die offensichtlich noch nicht zu Ende ist, berichtet die Handwerkskammer Koblenz. (PM)
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