Pressemitteilung vom 24.01.2023
Stadt Selters informiert über Neubaugebiet mit hohem Anspruch an die Klimaneutralität
Die Stadt Selters stellt umfangreiche Informationen zum Neubaugebiet "Am Sonnenbach" auf ihrer Homepage zur Verfügung. Interessenten können sich Übersichtspläne und Infoblätter herunterladen.
Selters. Der Stadt Selters und den Planern ist es wichtig, mit den Infos die Besonderheiten des Neubaugebietes herauszustellen, denn es richtet sich an Bauleute, die in einer möglichst nachhaltigen und klimaneutralen Umgebung bauen und leben möchten. "Der Wunsch des Stadtrates, nachhaltige und klimaangepasste Kriterien zu erfüllen, macht das Vorhaben besonders", sagt Sebastian von Bredow von der Stadt-Land-plus GmbH, die für den Bebauungsplan und die Straßenplanung zuständig ist. "Am Sonnenbach ist das fortschrittlichste Neubaugebiet, das wir betreuen. Hier ist Selters Vorreiter", sagt von Bredow. "Am Sonnenbach" ist eines der ersten Neubaugebiete in Rheinland-Pfalz und das erste im Westerwald und darüber hinaus, bei dem die Initiative zur Nachhaltigkeit von der Kommune ausging.
Kaltes Nahwärmenetz ist wirtschaftliche und klimaangepasste Lösung der Zukunft
Damit diese Idee aufgeht, werden alle Haushalte an ein Nahwärmenetz angeschlossen. Häuslebauer brauchen also keine Heizung, sondern nur einen Wärmetauscher, mit dem sie an das "Kalte Nahwärmenetz" angeschlossen werden. Die Wärme kommt aus dem Boden. "Kalt" nennt man das Netz, weil mehrere Bodensonden nur zehn Grad Celsius warme Sole aus dem Boden pumpen und diese über ein Netz in die Gebäude leiten. Michael Münch von der Transferstelle Bingen hat in der Planung gezeigt, dass ein "Kaltes Nahwärmenetz" wirtschaftlicher und klimafreundlicher ist als die derzeit üblichen Wärmepumpen, die Wärme aus der Außenluft beziehen. Er erklärt das Prinzip mit einfachen Worten: "Für die Bauherren heißt das: Stellt euch die Pumpe in einen Raum, statt an die Außenwand, und macht zwei Rohre dran, damit die Verbandsgemeinde das Haus mit Wärme versorgen kann." Für Münch ist das die Heizart der Zukunft: "Die gesellschaftliche Aufgabe ist so groß, dass wir künftig Wärmenetze brauchen werden. Da ist es wirklich gut, dass wir das Prinzip in diesem Neubaugebiet als zukunftweisendes Pilotprojekt zeigen können.
Mit den Worten „hier muss künftig nur noch der Gartengrill rauchen", beschreibt Stadtbürgermeister Rolf Jung salopp die Tatsache, dass die künftigen Wohnhäuser keine Schornsteine mehr brauchen. Die Stadt empfiehlt den Hausbauern dringend, am Dach eine Photovoltaik-Anlage zu installieren, um mit dem so gewonnenen Strom die Wärmepumpe zu betreiben.
Regen wird zurückgehalten
Ein weiterer Baustein zum möglichst klimaneutralen Baugebiet ist die Entwässerung. Oberflächenwasser wird in einem extra Kanalsystem in den Sonnenbach geleitet. Die Planer möchten das Regenwasser möglichst lange an der Oberfläche behalten. Daher versickert ein Teil in Beeten und sogenannten Baumrigolen und wird dort teilweise gespeichert. Für die Regenrückhaltung muss auch jeder Bauherr vertraglich selbst sorgen mit einer Anlage, die sechs Kubikmeter Wasser speichern kann.
Den Planern schwebt eine durchgrünte Siedlung vor. Straßen, Entwässerung, Begrünung, Freiflächen, Bachlauf und ein Teich werden alle unter dem einen Ziel geplant, sich den Klimafolgen anzupassen. Ein überdurchschnittlicher Teil der öffentlichen Anlagen wird begrünt sein und Bauherren werden zur Begrünung der privaten Flächen verpflichtet. "Steinvorgärten wird es am Sonnenbach keine geben", sagt Rolf Jung.
Pilotprojekt mit vielen Planern
"Ach, so sehen Sie aus", scherzt Stephan Wickert, als er die Ingenieure der anderen Planungsbüros per Handschlag begrüßt. Seit zwei Jahren ist man gemeinsam intensiv mit der Planung befasst, aber jetzt begegnet man sich das erste Mal real an der künftigen Baustelle und nicht nur am Bildschirm. Vier Planungsbüros und die Verbandsgemeinde Selters sind an der Planung beteiligt. "Vieles, was wir am Sonnenbach vorhaben, bedarf einer sehr guten Abstimmung", sagt der Stadtbürgermeister, "das erklärt auch, warum wir dafür viel Zeit benötigt haben". Schließlich betreten auch die Verbandsgemeindewerke als Versorger mit Wärme Neuland und mussten diese Sparte erst schaffen.
Für Stephan Wickert von der Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbH war es das erste Projekt, das so konsequent auf Nachhaltigkeit setzt. "Seit 15 Jahren gibt es die Idee der Kalten Nahwärme, jetzt setzt Selters das Konzept um", sagt Wickert, der als Generalplaner das Ganze zu koordinieren hat. Herausfordernd waren Fragen, wie ein Rohrsystem auszusehen hat, durch das eine Wasser-Glycolmischung fließt, das nicht ins Erdreich gelangen darf und wie 34 Bohrungen miteinander vernetzt werden müssen.
Für die Bohrungen ist der Diplom Geologe Marc Sauer von der UBeG Dr. E. Mands & M. Sauer GbR zuständig. "Probebohrungen, Erkundungen und Tests haben gezeigt, dass die Gefahr, zu wenig Wärme aus dem Boden holen zu können, nahezu nicht besteht", sagt Sauer.
Infos für Interessenten können hier runtergeladen werden. (PM)
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