Gute Erfahrungen mit dem Budget für Arbeit
Arbeitgeber erhalten bis zu 70 Prozent Lohnkostenzuschuss, wenn sie Menschen mit Behinderungen einstellen. Es gibt gute Erfahrungen mit dem Budget für Arbeit auf beiden Seiten. Die Bilanz: Im Westerwaldkreis ist Beschäftigung behinderter Menschen ausbaufähig. Das Forum soziale Gerechtigkeit stellte erste Ergebnisse der Öffentlichkeit vor und wirbt für weitere Stellen.
Westerwaldkreis. Für behinderte Menschen ist die Teilhabe am Arbeitsleben besonders wichtig. Deshalb hat das Land Rheinland-Pfalz vor fünf Jahren die Fördermöglichkeiten erweitert und als erstes Bundesland das Budget für Arbeit geschaffen. Dieses Instrument soll Menschen mit einer Beeinträchtigung vor allem den Übergang von Werkstätten für behinderte Menschen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt erleichtern. Dabei erhält der Arbeitgeber vom zuständigen Sozialhilfeträger 70 Prozent der Brutto-Lohnkosten als dauerhaften Zuschuss für die tarifliche Beschäftigung von Personen, die unter normalen Bedingungen des Arbeitsmarktes nicht erwerbsfähig sind. In der Anfangsphase wird für den Budgetarbeitsplatz darüber hinaus eine zusätzliche Betreuungsleistung finanziert. Das Forum Soziale Gerechtigkeit hat die Beteiligten im Westerwaldkreis befragt und kommt zu einer positiven aber noch ausbaufähigen Bilanz dieses Instrumentes, das der beruflichen Integration behinderter Menschen dient.
Einer der Hauptakteure im Bereich der Vermittlung ins Budget für Arbeit sind die Caritas-Werkstätten Westerwald/Rhein-Lahn. "Insgesamt sieben Werkstattbeschäftigte aus dem Westerwaldkreis konnten bisher mit Unterstützung unserer Integrationsabteilung Viweca im Rahmen einer individuellen beruflichen Eingliederung und Qualifizierung ins Budget für Arbeit vermittelt werden", berichtet Geschäftsführer Erwin Peetz. "Insbesondere leistungsstärkere Werkstattbeschäftigte interessieren sich für das Budget für Arbeit und nutzen die Vorbereitungs- und Qualifizierungsangebote der Viweca, um ihr Ziel, den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt, zu erreichen", führt Peetz weiter aus. Ein weiterer Übergang stehe zum ersten September an.
Nach verschiedenen internen und externen Praktika, Schulungen in der Viweca sowie der Erprobung auf Außenarbeitsplätzen wechselt der Werkstattbeschäftigte Sascha Bertagnol aus Guckheim ins Budget für Arbeit. Arbeitgeber ist dann ein Seniorenpflegeheim in Ransbach-Baumbach. Roland Fleck, Leiter der Viweca, beschreibt die Bereitschaft der Arbeitgeber zur Bereitstellung von Arbeitsplätzen für behinderte Menschen im Westerwaldkreis insgesamt als groß. Das Spektrum der Einsatzfelder sei vielfältig. "Öffentliche Arbeitgeber, produzierendes Gewerbe oder Dienstleister wie zum Beispiel Busunternehmen oder Versicherungsbüros bieten Praktikums- und Arbeitsplätze an", erläuterte Fleck.
Der Geschäftsführer der AWO-Gemeindepsychiatrie im Westerwald, Frank Kröller, zieht ebenfalls eine positive Bilanz zum Budget für Arbeit und tritt dafür ein, dass dies auch zukünftig im Westerwaldkreis angewandt wird, um die Teilhabe behinderter Menschen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu verbessern. "Leider dauert die Entscheidung für die Gewährung eines Budgets im Einzelfall oft zu lange", so Kröller.
Bisher hat das Budget für Arbeit in Rheinland-Pfalz 166 Menschen mit Behinderungen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglicht. Finanziert wird das Budget für Arbeit zu gleichen Anteilen vom Westerwaldkreis und vom Land Rheinland-Pfalz im Rahmen der Eingliederungshilfe.
Nach Auskunft der Kreisverwaltung sind derzeit im Westerwaldkreis sechs Menschen über das Budget beschäftigt. Einen besonders gelungenen Fall schildert der Leiter des Familienferiendorfes in Hübingen, Andreas Hase. Ein junger Mann aus Hübingen, seit 2009 von den Caritas-Werkstätten ins Budget für Arbeit gewechselt, sei eine zuverlässige Hilfe bei den Pflege- und Instandhaltungsarbeiten im Feriendorf. Er sei bei allen sehr beliebt und respektiert. Hase lobte die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung sowie den Caritas-Werkstätten, die die berufliche Integration möglich gemacht haben.
Uli Schmidt, Sprecher des Forums Soziale Gerechtigkeit, unterstreicht die Möglichkeiten des Budgets für Arbeit. Menschen mit Behinderung werde der Übergang von der Werkstatt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt erleichtert. Die dafür eingesetzten finanziellen Mittel würden zielgerichtet eingesetzt und öffneten behinderten Menschen neue Türen zur gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsleben. "Unser Ziel ist es, dass im Westerwaldkreis noch mehr Arbeitsverträge im Rahmen des Budgets für Arbeit geschlossen werden und dass sowohl die Arbeitgeber als auch die behinderten Menschen die Chance ergreifen, die damit verbunden ist", meint Uli Schmidt, der auch sozialpolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion ist. Dabei seien vielfältige Beschäftigungsverhältnisse vom Seniorenzentrum bis zum Handwerksbetrieb denkbar. Das Sozialforum werde im ersten Halbjahr 2012 in einem öffentlichen Fachgespräch die Erfahrungen mit dem Budget für Arbeit auf Kreisebene auswerten.
Mehr zum Budget für Arbeit auf den Internet-Seiten des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie unter www.msagd.rlp.de/menschen-mit-behinderungen/teilhabe-am-arbeitsleben oder telefonisch bei der Viweca unter 02602-1342570.
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