Werbung

Pressemitteilung vom 06.02.2023    

NABU Hundsangen - Blick in die Natur: Milde Winter - Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Co.

In den letzten Jahren war der deutsche Winter eher mild, lange anhaltenden Frost und Schnee gab es kaum. Einmalige Wetterumschwünge beeinträchtigen die Natur langfristig nicht, die Folgen des Klimawandels schon. Was passiert mit Tieren und Pflanzen, wenn das Wetter im Winter außergewöhnlich mild ist?

Erdkröten im Winterquartier. (Foto: Marcel Weidenfeller)

Hundsangen. Pflanzen: Die bereits ausgetriebenen empfindlichen Jungtriebe der Gehölze können bei stärkerem Frost absterben. Zumindest für heimische Pflanzen ist das im Grunde aber kein ernsthaftes Problem, da sie im Frühjahr in der Regel erneut austreiben und an solche Rückschläge angepasst sind. Typisch für jahreszeitlich frühe Aktivitäten sind zum Beispiel Haselstrauch und Weiden, die zu den ersten Blühpflanzen gehören. Problematisch für Pollen-Allergiker. Treiben Pflanzen und Bäume zu früh aus und wird es wieder kälter, stoppt der weitere Austrieb. Bleibt es allerdings mild und die Bildung von Blatt- und Blütenknospen schreitet weiter voran, haben spätere Frosteinbrüche deutlich schwerwiegendere Folgen.

Zwar verfügen die meisten Pflanzen über genügend Energiereserven für einen zweiten, dann allerdings schwächeren Austrieb, sie werden dadurch aber häufig weniger widerstandsfähig gegenüber weiteren Wetterumschwüngen oder Befall durch Insekten und Pilze. Feldfrüchte können Schaden nehmen, wenn sie im Winter zu schnell wachsen und dann durch den Frost einen derben Rückschlag und Erfrierungen erfahren. Durch einen milden Winter und spätere Starkfröste stirbt zwar kein Obstbaum ab, wenn er frisch geschobene Triebe durch Frost verliert. Sind die Blüten jedoch betroffen, dann kann es zu erheblichen Ernteausfällen kommen. Denn neue Blüten bildet die Pflanze erst zum darauffolgenden Jahr. Manch ein Obstanbauer greift bei Frost zur Beregnungsanlage und lässt die Blüten mit feinen Tröpfchen besprühen. Der sich bildende Eispanzer um die Blüten schützt vor zu tiefen Temperaturen. Oder es werden in Reihe große Kerzen unter den Bäumen entzündet, die wie eine Heizung wirken.

Insekten
Insekten sind wechselwarm. Bei warmer Umgebung werden Insekten aktiv und bei Kälteeinbrüchen suchen sie sich dann erneut ein Versteck in Ritzen und verfallen wieder in Kältestarre. Sobald Insekten aktiv werden, zehrt dies an deren Energiereserven. Daher sollte man zur Winterzeit in die Wohnung verflogene Schmetterlinge wieder nach draußen an einen geschützten Ort setzen, damit die Tiere die kalte Jahreszeit im "Energiesparmodus" überstehen. In der zu warmen Umgebung geht den Faltern sonst zu schnell die Energie aus. Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge und der kleine Fuchs, die sich den Winter über in menschliche Behausungen zurückgezogen haben, sitzen bei Temperaturen um die zehn Grad bereits in den Startlöchern. Insbesondere bei Sonnenschein kann man die Falter bereits umherfliegen sehen.

Für Stechmücken ist es nicht unbedingt der Winter, ob mild oder kalt, der großen Einfluss auf ihr Vorkommen hat. Es kommt vor allem auf die Startbedingungen im Frühjahr und Frühsommer an, ob man sich vermehrt mit diesen bluthungrigen Gesellen auseinandersetzen muss. Wenn es sehr nass und zugleich schon früh im Jahr sowie in den darauf folgenden Monaten sehr warm ist, dann können sich Stechmücken über mehrere aufeinanderfolgende Populationen rasch und in großer Zahl entwickeln. Ist der kommende Winter wiederum sehr kurz oder mild, dann haben Stechmücken erneut günstige Startbedingungen.

Vögel
Eine gewisse zunehmende Zugfaulheit ist tatsächlich schon seit mehreren Jahren bei einigen Kurzstreckenziehern unter den Zugvögeln - darunter auch Kranich, Hausrotschwanz oder Mönchsgrasmücke - zu beobachten. Dies vor allem auf den Klimawandel zurückzuführen. Ein Teil der bei uns brütenden Kraniche und im Winter einfliegende Tiere aus Nordeuropa verweilen tatsächlich in Deutschland und warten erst mal ab. Wird es frostig, dann fliegen beispielsweise die Kraniche kurzfristig Richtung Südwesten in mildere Regionen. Meist endet die Reise dann aber schon in Frankreich, sodass die Vögel bei milder Witterung dann schnell wieder in die umgekehrte Richtung fliegen können. Kohlmeisen, Blaumeisen und Kleiber beginnen bei diesen milden Temperaturen mit ihren Reviergesängen und kundschaften günstige Nistmöglichkeiten aus. Die hiergebliebenen Stare zeigen ebenfalls erste Frühlingsaktivitäten.



Einige Zugvögel, die sich trotzdem auf den Weg gemacht haben, kann man zudem früher zurückerwarten. Dazu gehören neben dem Star weitere Kurzstreckenzieher wie Feldlerche und Kiebitz. Bei Langstreckenziehern wie Storch, Nachtigall und Kuckuck hat der milde Winter allerdings kurzfristig keinen Einfluss auf ihr Ankunftsdatum. Sie kommen zu den gewohnten Zeiten in ihre Brutgebiete zurück, da sie in ihrem Zugverhalten wesentlich stärker genetisch fixiert sind. Voraussichtlich wird der Klimawandel aber langfristig die Zugzeiten beeinflussen.

Winterschläfer wie Igel und Co.
Die grobe Aktivitätssteuerung bei Winterschläfern wird über eine "innere Uhr" gesteuert, sodass die Tiere nicht ständig bei milder Witterung aus dem Winterschlaf gerissen werden. Bei winterschlafenden Säugetieren und Amphibien ist bei anhaltend milden Temperaturen ebenfalls nur vereinzelt mit gravierenden Schwierigkeiten zu rechnen. Arten wie die Wasserfledermaus verbringen den Winter in klimakonstanten Quartieren. Dort sind sie vor kurzfristigen Temperaturschwankungen geschützt und verlassen diese nicht. Andere Arten wie die Zwergfledermaus sind hingegen natürlicherweise bei milden Temperaturen auch im Winter aktiv. Sie sind daran angepasst, die in diesen Phasen spärlich vorhandene Nahrung wie Frostspanner oder Wintermücken zu finden.

Problematisch wird es für winterschlafende Säugetiere wie Igel, Fledermäuse oder auch Bilche meist erst, wenn länger anhaltende milde Phasen sich zu häufig mit Kälteeinbrüchen abwechseln. Für jedes Aufwachen aus dem Winterschlaf werden wichtige Energiereserven angezapft. Dann reichen die angelegten Fettreserven unter Umständen nicht mehr aus, um den Winter gut zu überstehen.

Amphibien
Für den Beginn der Amphibienwanderung ist nicht nur die (Nacht-)Temperatur ausschlaggebend. Wichtig für Frösche, Kröten und Molche ist das richtige Verhältnis von Tageslänge, Temperatur und Luftfeuchtigkeit, damit die Frühjahrswanderungen beginnen. Bleibt es allerdings weiterhin länger mild, dann kann ab Ende Januar mit den ersten Fröschen und Molchen gerechnet werden. Einmal losgelaufen, stellen plötzliche Kälteeinbrüche dann eine große Gefahr dar. Wandernde Amphibien können sich dann nicht mehr rechtzeitig durch Eingraben vor der Kälte schützen und erfrieren. (PM)


Lokales: Wallmerod & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Wallmerod auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
       


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Theaterstück „Die große Nein-Tonne“: Kinder stärken und schützen

Hachenburg. Das Theaterstück drehte sich um die Frage: "Was gehört in die große Nein-Tonne?" Zusammen mit den Darstellern ...

Massenkarambolage auf winterglatter Autobahn: Sieben Fahrzeuge betroffen

Region. Gegen 23 Uhr kam es zwischen den Anschlussstellen Ransbach-Baumbach und Dierdorf zu einem Verkehrsunfall mit sieben ...

Neuer Headcoach der Fighting Farmers Montabaur: Tino von Eckardt tritt am 1. Dezember an

Montabaur. Der A-Lizenz-Trainer Tino von Eckardt bringt eine beeindruckende Karriere von 40 Jahren als Spieler und Trainer ...

Mehrere Verkehrsunfälle in Westerburg - Drogenbeeinflussung und unangepasste Bereifung als Ursache

Region. Gegen 12.15 Uhr kam es zu einem Unfall auf der K34 zwischen Hof und Stein-Neukirch. Ein 21-jähriger Mann verlor in ...

Unfall durch Schneeglätte und Sommerreifen - E-Auto erfordert aufwendige Bergung

Wittgert/Wirscheid. Um 23.50 Uhr kam es auf der L 306 zwischen Wittgert und Wirscheid zu einem Verkehrsunfall. Der allein ...

Apfel oder Kapsel - Verbraucherzentrale klärt auf, was wirklich in Nahrungsergänzungsmitteln steckt

Region. In diesem 90-minütigen Web-Seminar gibt Katrin Deußen, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, ...

Weitere Artikel


Singer, Songwriter und Storyteller Thomas Mentsches zu Gast im Wilhelmsteg Café

Heuzert. Thomas Mentsches erzählt in seinen Liedern in englischer und deutscher Sprache persönliche Geschichten aus seinem ...

Großzügige Spende: Verallia Deutschland AG unterstützt die Wirgeser Tafel mit 5.000 Euro

Wirges. Neben den umfangreichen Spenden, die das Unternehmen 2022 für Hilfsprojekte und -zwecke in der Ukraine gespendet ...

Gegen Steuererhöhungen: Vielbachs Ortsbürgermeister startet Online-Petition

Vielbach. Für die Mieter kommt die Nachricht der Erhöhung erst bei der Nebenkostenabrechnung. Grund für die Erhöhung ist ...

Konzert: "Aufbruch" - Die klassische Gitarre im Wandel der Jahrhunderte

Bad Marienberg. In der Wiener Klassik, zugleich die Blütezeit der klassischen Gitarre, haben Gitarre spielende Virtuosen ...

Vorsicht! Anrufe von falschen Bankangestellten, Staatsanwälten und Finanzverwaltungen

Region. Im Laufe des Tages (6. Februar) wurden in Koblenz mehrere Personen von einem angeblichen Bankmitarbeiter angerufen, ...

Positive Stimmen zum möglichen Beitritt der VG Ransbach-Baumbach zum Klimapakt

Ransbach-Baumbach. "Wir haben uns intensiv mit Zukunftsthemen beschäftigt. Wir wollen und werden zukunftsorientiert arbeiten ...

Werbung