Kleines Dorf feiert ganz groß Karneval: Vier Stunden Programm bei der Kappensitzung in Marienrachdorf
Von Wolfgang Rabsch
Udo Wingender, der Sitzungspräsident der Kappensitzung in Marienrachdorf, konnte sich am Samstagabend (11. Februar) über eine ausverkaufte Festhalle freuen. Als er vor seinem Elferrat auf der Bühne stand, um das närrische Volk zu begrüßen, wurde plötzlich und ohne Vorankündigung aus hunderten Kehlen ein Geburtstagsständchen angestimmt.
Marienrachdorf. Das Ständchen galt ganz allein Udo, der auf den Tag seinen 58. Geburtstag feiern konnte und sichtlich gerührt war. Derweil reckte das Publikum neugierig die Hälse: War Agnes Strack-Zimmermann in Marienrachdorf, um Karneval zu feiern? Viele rieben sich verwundert die Augen, als eine Dame ganz in Schwarz gekleidet, mit kurzen, fast weißen Haaren in der Festhalle von Marienrachdorf Platz nahm. Erst beim näheren Hinsehen konnte erkannt werden, dass es sich nicht um Agnes Strack-Zimmermann handelte, die in den vergangenen Wochen und Monaten in der Bundespolitik zu einer der bekanntesten Politikerinnen avancierte. Zum einen durch ihre klare Haltung zu Waffenlieferungen in die Ukraine, zum anderen, als sie unlängst bei der Verleihung "Wider den tierischen Ernst" in Aachen CDU-Chef Friedrich Merz kräftig aufs Korn nahm und ihn unter anderem als "Flugzwerg" bezeichnete. Aus dieser und weiteren karnevalistischen Bemerkungen über Merz ist inzwischen ein Politikum entstanden, so viel zu Humor im Karneval. Bei näherem Hinschauen erkannte man jedoch, dass es sich um ein Double der Politikerin handelte.
Fast vier Stunden Programm
Udo stieg auch sofort in das Programm ein, das ohne Pause Schlag auf Schlag die Narren fast vier Stunden begeisterte. Wieder einmal bewies sich die Tatsache, je kleiner ein Dorf ist, umso intensiver wird Karneval gefeiert. Udo "peitschte" regelrecht durch das Programm, um einigermaßen im Zeitplan zu bleiben.
Der Einfachheit halber werden hier die Tanzgruppen genannt, die mit viel Eleganz, Charme, Esprit und Energie ihre Tänze präsentierten: Die "Magic Star Dancers" aus Oberahr; die "Funny Lady Boys" aus Westerburg; die "Garde" und die "Jugendgarde" der KG Willroth; die "Black Diamond Dancers" aus Selters und die Tanzgruppe "Marvelous" von TuS Maxsain. Ohne Abstriche kann den Tanzgruppen bescheinigt werden, dass sie wesentlich zum überaus erfolgreichen Gelingen der Kappensitzung beigetragen haben.
Eine Rakete für Hip-Hop auf dem Friedhof
Die beiden Pastoralreferenten Dr. Stefan Ley und Matthias Scherer bewiesen einmal mehr, dass trotz aller Probleme in den Kirchen noch mit und über sie gelacht werden kann. Sie schlüpften in die Rolle von zwei betagten, "tütteligen" älteren Herren, die ihre tiefschürfenden Gespräche auf dem Friedhof von Marienrachdorf führten und sich dabei selbst kräftig auf die Schippe nahmen. Der Höhepunkt ihres Auftritts war die Vorführung als Hip-Hop-Rapper, der alle im Saal mitriss. Dafür gab es die erste Rakete, die gezündet wurde.
Der Musikverein Marienrachdorf brachte enormen Schwung in die Halle, als mit karnevalistischen Highlights sowie Pauken und Trompeten beste Stimmung erzeugt wurde.
Unbestrittener Höhepunkt ist bei jeder Kappensitzung in Marienrachdorf der Auftritt der Postbotin Kerstin Fuchs, die wie keine Zweite ihre Pappenheimer kennt. Total abstruse Geschichten, dabei werden Namen genannt, die jeder in "Mairachtroff" kennt, sorgten für gnadenloses Vergnügen, übrigens in tiefstem Marienrachdorf Platt vorgetragen.
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Für Auswärtige ins Hochdeutsche übersetzt einige Gags: "Während Corona haben die Deutschen Klopapier und Desinfektionsmittel gehamstert. Die Amis haben Handfeuerwaffen gehortet, die Franzosen Kondome und Rotwein und die Holländer Marihuana. Das ist doch Wahnsinn, der Ami ballert, der Franzose pimpert und säuft und der Holländer kifft. Und wir Deutschen? Wir sitzen keimfrei auf der Kloschüssel". "Die Anja hätte jetzt einen Weg gefunden, Energie zu sparen, sie würde jetzt häufiger Sex mit ihrem Mann haben, das hätte den Vorteil, dass es wärmt und zudem Batterien spart". "Mit Udo, ihrem Göttergatten, hätte sie beim Mittagessen am Tisch gesessen, Udo stocherte lustlos im Essen herum und jammerte: Ich schmecke nix, ich glaube, ich habe Corona. Quatsch, sagte Kerstin, das ist der Tofu." Niemand im Saal konnte sich sicher sein, von Kerstin nicht durch den Kakao gezogen zu werden, trotzdem ein Heidenspaß, der mit viel Beifall und einer Rakete belohnt wurde.
Showelemente zum Abschluss
Mit zwei außergewöhnlichen Showelementen endete ein wunderbar unterhaltsamer Abend: Bei einer Musik-Show, veranstaltet durch ehemalige Mitglieder des Elferrats, wurden mit entsprechender Verkleidung weltbekannte Hits auf der Bühne dargestellt. Zum Beispiel Last Christmas von Wham oder Apache 207 mit Roller, Rammstein, aber auch Olaf, der Flipper. Zu guter Letzt stiegen die äußerst attraktiven Damen von Udos Elferrat von der Bühne und begeisterten mit einem eleganten Showtanz.
Die Begeisterung des Publikums war unverkennbar, nach Ende der Kappensitzung, trafen sich viele zur After-Show-Party, um das Erlebte gemütlich Revue passieren zu lassen.
Ulla, Tobi, Sorena und Steffi, die extra aus Goddert angereist waren, fanden nur lobende Worte für die Veranstaltung: "Mit viel Herz und Spaß an der Freude, konnten wir einen unvergesslichen Abend erleben. Das Programm war absolut spitze, die Stimmung bestens, so viel pure Lebensfreude erlebt man nicht auf jeder Karnevalssitzung".
Die Kappensitzung in Marienrachdorf wurde vom Sportverein, vom Angelverein, vom Musikverein und von der Freiwilligen Feuerwehr organisiert und durchgeführt.
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