Pflege im Fokus: Chancen, Herausforderungen und Perspektiven
Die Pandemie hat die Bedeutung des Pflegeberufs in den Fokus gerückt, gleichzeitig aber auch die Belastungen aufgezeigt, mit denen diese Berufsgruppe zu kämpfen hat. Wie ist die Situation vor Ort? Worin bestehen die Herausforderungen dieser Berufsgruppe? Und wie steht es um den Nachwuchs in der Pflege?
Limburg. Fragen, mit denen sich die Frauen Union Limburg-Weilburg, jetzt beschäftigt hat. Beim Informationsbesuch in der "BILDUNGSWERKstadt", der Akademie für Gesundheitsfachberufe der Krankenhausgesellschaft St. Vincenz, tauschten sich Vertreterinnen des Vorstandes um Kreisvorsitzende Christine Zips mit Pflegedirektorin Martina Weich und Akademieleitung Sibylle Schnurr über Chancen, Herausforderungen und Perspektiven in der Pflege aus.
Ausbildung zur Pflegefachkraft ist bestbezahlter Ausbildungsberuf
Mit einem gängigen Vorurteil räumte Pflegedirektorin Martina Weich gleich zu Beginn auf: Entgegen der allgemeinen Auffassung gäbe es im Pflegebereich sehr gute Verdienstmöglichkeiten. "Die Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann ist deutschlandweit die bestbezahlte Ausbildung", überraschte Weich einige der CDU-Frauen. "Bereits im ersten Jahr der Ausbildung verdienen angehende Pflegefachkräfte über 1.000 Euro monatlich." Auch als examinierte Pflegekraft habe man gute Verdienstmöglichkeiten, die sich durch entsprechende Fachweiterbildungen weiter steigern ließen.
"Die größte Herausforderung, mit der unser wirklich toller Beruf aktuell zu kämpfen hat", erläuterte Weich "ist nicht das Gehalt, sondern die Anzahl an Pflegekräfte. Es gibt einfach zu wenige von uns." Deutschlandweit fehle es an Pflegekräften. Deswegen setze die Krankenhausgesellschaft mit ihrer hauseigenen Akademie für Gesundheitsfachberufe ganz bewusst darauf, den eigenen Nachwuchs auszubilden.
"BILDUNGSWERKstadt" mit 150 Ausbildungsplätzen
Der Umzug der Schule von Hadamar nach Limburg habe dabei eine entscheidende Rolle gespielt, erklärte Akademieleiterin Sybille Schnurr. Der Standort in der Innenstadt habe für die Auszubildenden nicht nur logistische Vorteile, zeitgleich konnte die Anzahl der Ausbildungsplätze auf 150 verdoppelt werden. In den attraktiven, modern ausgestatteten Räumlichkeiten in der Nähe des Bahnhofs werden jährlich zwei Ausbildungskurse zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann angeboten, außerdem ein Kurs in der Krankenpflegehilfe und diverse Fachweiterbildungen für examinierte Pflegekräfte.
Für angehenden Pflegekräfte, die die Voraussetzungen für die dreijährige Ausbildung noch nicht erfüllen (unter anderem mindestens ein Realschulabschluss), habe sich die einjährige Ausbildung in der Krankenpflegehilfe besonders bewährt, berichtet Schnurr. "Für viele ist dies ein Sprungbrett in die dreijährige Ausbildung." Auch für Menschen, deren Schulabschluss unter Umständen in Deutschland nicht anerkannt werde, sei die einjährige Ausbildung eine Eintrittskarte in den Pflegeberuf.
Anpassungslehrgang für zugewanderte Pflegekräfte
Für Zugewanderte, die bereits einen Abschluss in der Pflege haben, diesen in Deutschland aber nicht anerkannt bekommen, bietet die "BILDUNGSWERKstadt" sogenannte Anpassungslehrgänge an. Dabei werden individuell und gezielt theoretische und praktische Inhalte nachgeholt, die für die Arbeit im deutschen Pflegesystem notwendig sind. Als "Win-win Situation" bezeichnet die Pflegedirektorin diese Lösung. "Die zugewanderten Kollegen werden durch die Arbeit im Krankenhaus schneller integriert und wir im Krankenhaus gewinnen qualifizierte neue Kollegen." Die CDU-Frauen machten daraus gleich eine "Win-win-win"-Situation, schließlich würden insbesondere Patienten mit Migrationshintergrund von einem multikulturellen Pflegeteam profitieren.
Egal über welchen Weg der Abschluss zur Pflegefachkraft erzielt worden ist, nach der Ausbildung eröffnen sich den Absolventen beste Perspektiven – beispielsweise mit der Weiterqualifizierung in pflegerischen Spezialdisziplinen, in der Pflegeforschung, dem Pflegemanagement oder in der Pflegepädagogik. "Uns ist es ein Anliegen, die Mitarbeitenden gezielt und individuell zu fördern", erklärt Weich. In der "BILDUNGSWERKstadt" seien beispielsweise diverse Fachweiterbildungen möglich.
Individuelle Konzepte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Im regen Austausch war den Vertreterinnen der Frauen Union die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein besonderes Anliegen. Denn bei aller Weiterqualifizierung und Aufstiegsmöglichkeiten sei es nach wie vor so, dass ein Großteil der Care Arbeit zu Hause von Frauen übernommen werde. "Ist es in der Pflege möglich, Karriere und Kinder unter einen Hut zu bekommen?", wollten die Vorstandsmitglieder wissen. Um dem entgegenzukommen, gäbe es rund 50 Sonderarbeitszeiten, erklärte Weich. So werden den Pflegekräften individuell Möglichkeiten geboten, zum Beispiel die Kindergartenzeiten oder Betreuungszeiten besser mit den Arbeitszeiten vereinen können. Ein organisatorischer Aufwand, der sich aber lohne – "Denn wir dürfen keine qualifizierten Kräfte verlieren, weil Kind und Beruf nicht vereinbar sind!" Deswegen seien auch verschiedenste Teilzeitlösungen möglich – Beförderungen und Führungspositionen in Teilzeit keinesfalls ausgeschlossen.
"Die Pflege ist ein toller Beruf", macht sich Weich abschließend für ihre Berufsgruppe stark. "Man hilft nicht nur Patienten zurück in den Alltag, sondern bekommt dabei selbst so viel zurück. Umso wichtiger ist es, für diesen Beruf zu werben und gerade junge Menschen für diesen vielfältigen Beruf zu begeistern." Ein Anliegen, das die Vertreterinnen der Frauen Union vollends unterstützen. (PM)