Pressemitteilung vom 08.03.2023
Rundreise zum inklusiven Arbeitsmarkt brachte viele Erkenntnisse
Die große Mehrheit der Westerwälder ist sich wohl einig: Menschen mit und ohne Behinderung sollten in unserer Gesellschaft gleichberechtigt zusammenleben. In der Praxis jedoch hält sich noch so manches Vorurteil hartnäckig - auch auf dem Arbeitsmarkt. Wie Inklusion in heimischen Betrieben gelebt wird, war Thema einer Unternehmensrundreise "Inklusion auf dem Westerwälder Arbeitsmarkt".
Region. Eingeladen dazu hatte der Senioren- und Behindertenrat Südlicher Westerwald (SBR-SÜW). "Reiseteilnehmer" waren ein Dutzend ausgewählte Expertinnen und Experten zu den Themen Behinderung und Arbeitsmarkt. Sie erlebten zusammen an fünf Stationen einen tiefen Einblick in die Praxis.
Erster Gastgeber war die Medizinisch-Berufliche Rehabilitation (MBR) an der BDH-Klinik in Vallendar, an der auch Jugendlichen mit einer neurologischen Beeinträchtigung aus dem Westerwald eine berufliche Eingliederung ermöglicht wird. Von der praktischen Arbeit nach maßgeschneiderten Förder- und Therapieplänen durften sich die Gäste in den vier Ausbildungsbereichen Holz und Metall sowie Hauswirtschaft und Büromanagement überzeugen - jeweils vorgestellt von den Auszubildenden. Diese freuten sich so sehr über den Besuch, dass sie für die Gäste sogar ein kleines Frühstück vorbereitet hatten.
Weiter führte die Reise zur Hörter Tonwarenfabrik GmbH in Ransbach-Baumbach, wo unter 219 Beschäftigten zwölf mit einem Handicap arbeiten. Zwei Arbeitsplätze wurden barrierefrei umgestaltet, von denen einer zu 80 Prozent gefördert wurde. Das sei in Form einer Hebebühne nicht nur gut für die Menschen mit Behinderung, sondern auch für viele andere im Betrieb. Personalleiter Carsten Neuroth wies darauf hin, dass es zunehmend schwieriger sei, das passende Personal zu finden, weshalb Menschen mit einem Handicap zunehmend im Blick seien.
Nächste Station war die RuGo Bags GmbH in Ebernhahn, die Kunden unter anderem bei Verpackungen ein zuverlässiger Partner ist. Im Mittelpunkt stand für die Gäste ein Mitarbeiter, der über die "Unterstützte Beschäftigung" der Caritas ins Unternehmen kam und der ein zuverlässiger Mitarbeiter geworden ist, der seine Arbeit selbständig erledigt und wunderbar integriert ist. Gerne würde sein Chef noch so einen engagierten Mitarbeiter mit einer Behinderung einstellen.
Ein Unternehmen, das 1961 als Einmannbetrieb gegründet wurde, stand dann mit der WWL Westerwaldlogistik GmbH in Moschheim auf dem Reiseplan. Der Sohn des Gründers und heutige Geschäftsführer Dirk Körting baute die WWL zu einem leistungsstarken und nachhaltig aufgestellten Regionallogistiker mit 30 qualifizierten Mitarbeitenden aus. "Vorurteile gegen Menschen mit Behinderungen in der Arbeitswelt wurden bei uns eindeutig widerlegt, sie sind zuverlässig und motiviert", stellte Körting zufrieden fest. Bei einem Rundgang mit Besichtigung der barrierefrei umgestalteten Arbeitsplätze zeigte sich der Geschäftsführer begeistert von der unkomplizierten Förderung und Betreuung durch die zuständigen Behörden.
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Letzte Station war die ITEX Gaebler-Industrie-Textilpflege GmbH & Co KG in Montabaur/Heiligenroth. Am neuen und erweiterten Standort im Industriegebiet Heiligenroth werden acht Menschen mit Behinderung beschäftigt, denen man dies auf den ersten Blick meist nicht ansieht. Die Zusammenarbeit mit ihnen sei optimal und aktuell werde die Einstellung einer Rollstuhlfahrerin mit Multipler Sklerose (MS) vorbereitet. Bei einem Rundgang durch den modernen Betrieb wurde an einigen Stellen gezeigt, wo und wie Barrierefreiheit umgesetzt wird, die auch vielen anderen Beschäftigten die Arbeit erleichtert. Ein eigenes Fitnessstudio mit einem eingestellten Physiotherapeuten ist unter anderem Beleg dafür, dass dem Unternehmen die Gesundheit der Mitarbeiter wichtig ist.
Als Koordinator des SBR und "Reiseleiter" der Inklusionstour dankte Uli Schmidt zunächst der Firma Auto Bach GmbH in Limburg, die für die Tour einen Kleinbus kostenfrei zur Verfügung gestellt hatte - sowie allen Gastgebern, Teilnehmenden und Unterstützern, die den informativen Tag ermöglichten. "Wir sind mit der Inklusion im Wäller Arbeitsmarkt nicht mehr am Anfang, aber die aktuelle Situation kann nicht zufriedenstellen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann ein großer Teil der Arbeitsplätze von einem Menschen mit einer Behinderung gut ausgefüllt werden. Oft muss nur geringfügig angepasst werden. Inklusion ist auch keine Frage der Unternehmensgröße, wie wir heute festgestellt haben", stellte Schmidt am Ende der Tour hoffnungsvoll fest.
Es gibt viele Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber/innen, die Menschen mit Behinderung einstellen wollen. Die Agentur für Arbeit in Montabaur und das Integrationsamt in Koblenz beraten Unternehmen und unterstützen finanziell. (PM)
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