Uli Jungbluth stellte schockierende Objekte gegen den Krieg aus
Zum Antikriegstag gab es eine Ausstellung "Gegen den Krieg" im Stadthaus Selters mit Exponaten von Uli Jungbluth. Eine Installation der Feldgesangbücher der ehemaligen Wehrmacht auf Grablichtern sorgte für viel Beachtung. Auch der Charlie Chaplin Film "Der große Diktator" regte Diskussionen an.
Selters. Mit 19 Objekten und Installationen von Uli Jungbluth und mit einem Film von Charly Chaplin setzten sich die Besucher der Ausstellung "Gegen den Krieg" im Stadthaus Selters am Antikriegstag intensiv auseinander.
Besondere Aufmerksamkeit zog das Werk "Gebet für Führer, Volk und Wehrmacht" auf sich. Dieses Gebet steht in den Feldgesangbüchern der evangelischen und römisch-katholischen Kirchen, die ein halbes Jahr vor dem Überfall auf Polen und damit dem Beginn des 2. Weltkriegs gedruckt wurden. In ihnen heißt es: "… Segne besonders unseren Führer und … Laß uns alle unter seiner Führung in der Hingabe an Volk und Vaterland eine heilige Aufgabe sehen, damit wir durch Glauben, Gehorsam und Treue die ewige Heimat erlangen im Reiche Deines Lichtes und Deines Friedens. Amen." Die Feldgesangbücher setzte Jungbluth auf Grablichter.
Die Replik einer kleinen Bombe aus dem Vietnamkrieg 1967 entrüstete die Besucher. Sie hat die Größe und Farbe einer schönen Apfelsine und explodiert als Splitterbombe erst beim Aufheben.
Beeindruckt waren die Gäste von Charlie Chaplins Film "Der große Diktator". Nach zwei Jahren Produktionszeit wurde er 1940 in New York uraufgeführt und spielte mehr Geld ein, als alle anderen Chaplin-Filme. Chaplin persifliert Adolf Hitler, seine Sprache, seinen aggressiven Tonfall, seine Mimik und Gestik. Ein Film zwischen Komödie, Parodie und bissiger Kritik, der zu einer Zeit entstand, als das wirkliche Ausmaß der Hitlerregierung nicht vorhersehbar war.
Jungbluth zitierte Charlie Chaplin: "Wie schnell hatten wir den Ersten Weltkrieg und seine qualvollen vier Jahre des Sterbens vergessen. Wie bald hatten wir die erschütternden Reste menschlicher Gestalten vergessen: die in den Körben, armlos, beinlos, dann die Blinden, die Kieferlosen, die spastischen Krüppel, zusammengekrümmt von ihren Anfällen. Auch diejenigen, die nicht gefallen waren oder Verwundungen erlitten hatten, konnten nicht sagen, dass sie davongekommen seien, denn viele hatten Schäden genommen an ihrem Gemüt. Wie ein Minotaurus hatte er die Jugend verschlungen und zynische alte Männer überleben lassen."
Weitere Chaplin-Filme werden im Stadthaus gezeigt werden: „Der Zirkus“ am 7.10. 2011 und „Moderne Zeiten“ am 21.10.2011. Beginn: 19.30 Uhr. Eintritt frei.
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