Nordhofen wehrt sich weiter gegen das Gewerbegebiet "Grießing" der Stadt Selters
Von Wolfgang Rabsch
Der kleine Ort Nordhofen ist mit den Plänen der Stadt Selters nicht einverstanden, praktisch direkt vor der Haustür und in Sichtweite, ein Gewerbegebiet zu errichten, das ist hinlänglich bekannt. In Nordhofen regt sich erheblicher Widerstand gegen dieses Vorhaben. Um diesen Widerstand nachdrücklich zu unterstützen, hatte die Initiative „Unser Klima -unsere Zukunft in der VG Selters“ zu einem Info-Picknick an Ort und Stelle eingeladen.
Nordhofen. Bürger aus Nordhofen wehren sich weiter gegen das Gewerbegebiet "Grießing" der Stadt Selters. Der kleine Ort Nordhofen ist mit den Plänen der Stadt Selters nicht einverstanden, praktisch direkt vor der Haustür und in Sichtweite, ein Gewerbegebiet zu errichten, das ist hinlänglich bekannt.
In Nordhofen regt sich erheblicher Widerstand gegen dieses Vorhaben. Um diesen Widerstand nachdrücklich zu unterstützen, hatte die Initiative "Unser Klima -unsere Zukunft in der VG Selters" zu einem Info-Picknick an Ort und Stelle eingeladen. Ursprünglich war geplant, das Picknick an den Protestbannern neben der Umgehungsstraße durchzuführen. Seitens der Verwaltung wurde dies untersagt, aber an anderer Stelle genehmigt, jedoch mit Auflagen. So dürfen zum Beispiel weder durch Reden oder mit Plakaten gegen Teile der Bevölkerung nicht zu Gewalt oder Hass aufgestachelt werden. Zudem müsse der Veranstalter drei freiwillige Ordner benennen, die mit weißen Armbinden erkennbar sein sollen. Eine Audioanlage darf nur eingesetzt werden, wenn die Bevölkerung dadurch keiner übermäßigen Lärmbelästigung ausgesetzt wird.
Um nicht zu provozieren, oder Probleme mit der Obrigkeit zu bekommen, wurde das Info-Picknick kurzerhand auf eine Wiese am Rande von Nordhofen verlegt. Trotzdem erschien eine Polizeistreife, um zu überprüfen, ob die Vorgaben auch eingehalten werden.
Keine klaren Argumente seitens der Verwaltung
Bei brütender Hitze fand die Versammlung trotzdem statt, wahrscheinlich blieben wegen der fast unerträglichen Hitze etliche Menschen zu Hause. Gott sei Dank konnten die Teilnehmer unter Schatten spendenden Bäumen sich vor der prallen Sonne etwas schützen.
Als Versammlungsleiter begrüßte Guido Thabe vom Obst- und Gartenbauverein Nordhofen die Teilnehmer und fasste das bisherige Geschehen zusammen. Er endete in einem leidenschaftlichen Appell an die Gremien der Stadt und Verbandsgemeinde Selters, den Raubbau an der Natur nicht zu unterstützen. Danach schilderte Ortsbürgermeister Dominik John, dass er fraktionsübergreifende Gespräche geführt habe, diese jedoch zu keinem Ergebnis geführt hätten. Die Argumentation sei unverständlich gewesen, wenn Selters kein neues Industriegebiet erhalten würde, dann würden Firmen aus Selters abwandern.
Auf Johns Nachfrage, wie viele das denn wären, habe er die erstaunliche Antwort erhalten "Mehr als drei, aber weniger als zehn". Konkret könne man das nicht sagen. John sei auch sehr erstaunt gewesen, als er in Erfahrung brachte, dass die Fraktionen im VG-Rat beschlossen hätten, die entscheidende Abstimmung am 18. Juli geheim durchzuführen.
John habe den Eindruck gewonnen, dass die Fraktionen uneinig seien, wie entschieden werden soll. Auf der einen Seite würde Klimaschutz und Nachhaltigkeit propagiert, auf der anderen Seite würden wegen Gewerbesteuereinnahmen rücksichtslos naturbelassene Grünflächen zubetoniert. Es dürfe nicht sein, dass selbst kleinste Gemeinden Gewerbe- und Industriegebiete erschließen, um Steuern zu generieren.
Gewerbegebiete zerstören Umwelt und Landschaft
Da auch VG-Ratsmitglieder aus Goddert und Maxsain am Picknick teilnahmen, hielt die Bio-Landwirtin Annette Aller einen flammenden Appell, mit dem sie die Beibehaltung der natürlichen Ressourcen verteidigte und unterstützte. Von ihr erhielten die Teilnehmer den aussagekräftigen Fakt, dass pro Tag in Deutschland etwa 60 Hektar Naturfäche durch Zubetonieren zerstört würden. Das hätte auch zur Folge, dass umgerechnet pro Tag ein Landwirt seinen Hof aufgeben muss, da die durchschnittliche Größe eines Hofs etwa 63 Hektar betragen würde. Sie widersprach auch der Argumentation der Stadt Selters, man beabsichtige, ein „klimaneutrales Gewerbegebiet“ zu errichten. Jedes Gewerbegebiet, das nicht gebaut wird, würde sich positiv auf Klima und Umwelt auswirken. Man dürfe auch nicht die junge Generation vergessen, die unter den gravierenden Auswirkungen des Klimawandels zu leiden hätte, wenn jetzt nicht dem Zerstören von Natur und Landschaft Einhalt geboten würde. Zusammengefasst werden kann der Appell von Annette Aller mit einem Spruch der deutschen Umweltbewegung aus den 80-er Jahren: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Von weiteren Rednern wurde auch angeregt, die seit vielen Jahren brachliegenden Gewerbegebiete im Goddert (Fa. MüGo) und Marienrachdorf (Fa. Schütz) anzuschauen und zu versuchen, diese wieder zu aktivieren.
Alle Rednern traten zwar emotional und leidenschaftlich für den Erhalt der Natur ein, argumentierten dabei jedoch sachlich und ideologiefrei. Am Ende des Info-Picknicks lud Ortsbürgermeister Dominik John alle Bürger aus Nordhofen ein, am 18. Juli an der entscheidenden Sitzung des VG-Rats Selters teilzunehmen, da dort auch Stadtbürgermeister Rolf Jung sprechen wird. (Wolfgang Rabsch)
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