Pressemitteilung vom 13.07.2023
"Pro-Europa-Tour" verbindet Radsport mit Einsatz für friedliches Europa
Vielfältigen Krisen und Bedrohungen ausgesetzt, gilt es, die europäische Flagge zu zeigen und sich für Europa einzusetzen. Dies taten die Radsportler der traditionsreichen Equipe EuroDeK in den beiden Radsportvereinen RSV Oranien Nassau und RSG Montabaur mit der von ihr organisierten "Pro-Europa-Tour".
Montabaur/Nassau. Der Startschuss durch den heimischen Europaabgeordneten Karsten Lucke als Schirmherr, fiel pünktlich am Europahaus in Bad Marienberg. In einer auf die thematische Woche einstimmenden Gesprächsrunde lobte der Abgeordnete bei einem kleinen Imbiss das wohl einzigartige und lange vorbereitete Projekt der Radsportler aus dem Westerwald und von der Lahn: "Fast alles ist inzwischen von der EU durchdrungen, deshalb brauchen wir mehr solcher Initiativen wie eure Pro-Europa-Tour", so Lucke. Er dankte den Unternehmen, die mit ihren Beteiligungen die große Tour ermöglicht hatten.
Da einige der Equipler als freiwillige Helfer im Ahrtal mit angepackt hatten, war das erste Etappenziel das von der Flutkatastrophe vor zwei Jahren verwüstete Tal. Ganz knapp verschont blieb damals das neue Inklusionshotel zum Weinberg, in dem die Radler übernachten durften. Das Besondere an dem gastlichen Haus: Es arbeiten dort viele Menschen mit einer Behinderung.
Zu einem für 20 bis 30 Minuten geplanten Tischgespräch konnte nach dem Abendessen Hermann-Josef Pelgrim begrüßt werden. Zum Thema "Wie hilft die EU beim Wiederaufbau im Ahrtal?" entwickelte sich aber ein fast zweistündiges, ebenso informatives wie spannendes Gespräch rundum den Wiederaufbau und die nötige Weiterentwicklung im Ahrtal. "Von insgesamt rund 30 Milliarden Euro in Aussicht gestellter Fördermittel trägt die EU nur etwa 612 Millionen", so der Geschäftsführer der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler mbH. Interessant für die Radsportler war die Aussage des Referenten, dass aktuell ein durchgehender und 3,5 Meter breiter Ahrtalradweg geplant werde.
Auch die zweite Etappe führte zunächst noch einige Kilometer durch das Ahrtal, wo im beschaulichen Ort Müsch einige von der Flut betroffene Anwohner nach ihren Ängsten und Erwartungen befragt wurden. Zunächst etwas verwundert, weshalb Radfahrer im Ort stoppten und mit ihnen das Gespräch suchten, waren sie dann doch sehr mitteilungsfreudig. "2016 hatten wir ein deftiges Hochwasser, 2021 dann die Katastrophe, aber wir wissen alle und haben Angst davor, dass uns eine ähnliche Flut jederzeit wieder treffen kann", so ein älterer Herr.
Ziel des zweiten Tages war Bitburg, wo die Equipe zunächst im Europäischen Berufsbildungswerk (Euro-BBW) von dessen Leiterin Anita Sonndag zu Kaffee und Kuchen sowie einem einleitenden Vortrag begrüßt wurde. Mit der modellhaften Einrichtung in Trägerschaft des DRK-Landesverbandes sei versucht worden, zu einem Europa der Chancen für Jugendliche mit einem Handicap beizutragen. Hier werde auf 250 Ausbildungsplätzen Europa gelebt und jeder Euro sei mehr als eine gute Zukunftsinvestition. "Leider hat die EU bei der Schaffung und Anerkennung von länderübergreifenden Ausbildungsangeboten noch erheblichen Nachholbedarf" so die engagierte Einrichtungsleiterin. Bei einem Besuch in Bitburg musste auch die örtliche Braugruppe als bekanntestes Unternehmen der Stadt einbezogen werden.
Die 3. Etappe führte in das Saarland zum Denkmal "Für die großen Europäer" über den Höhen von Berus-Überherrn. Im Jahr 1970 wurde es auf einem der höchsten Punkte der Region als Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung errichtet. In einer zehnminütigen Besinnungszeit innerhalb des Denkmals wurde von den Radsportfreunden beider Länder mit dem Ausrollen des Tour-Banners an die Staatsmänner Konrad Adenauer, Robert Schuman und Alcide de Gasperi und deren Ideale für Europa erinnert.
"Straßburg, wir kommen", hieß es dann auf der 4. Etappe. Nicht ohne dabei Kriegsgräber des Ersten Weltkrieges am Wegesrand zur Kenntnis zu nehmen. Der 5. Tag stand dann mit einem Besuch im Europaparlament ganz im Zeichen des Tourthemas. Dort wurde die Equipler bereits vom Schirmherrn Karsten Lucke erwartet. Der Abgeordnete erläuterte den Gästen die Arbeitsweise der EU-Gremien und stellte fest: "Das EU-Parlament fand lange zu wenig Beachtung, was sich aber dank Themen, die nur Europa regeln kann, ändert". Zwischendurch begrüßte auch sein Westerwälder Kollege Ralf Seekatz die Besucher aus der Heimat.
Am Folgetag führte die Königsetappe über 165 Kilometer durch die Vogesen mit den Riesen "Grand Ballon" und "Col du Platzerwasel". Zur Mittagspause versammelten sich die Radler in dem kleinen Weindorf Bennwihr, das gegen Ende des Zweiten Weltkrieges fast vollständig zerstört wurde. Dort wurde die neue Kirche St. Peter und Paul mit ihren wunderbar leuchtenden Fenstern als Zeichen der Hoffnung besichtigt. Es konnte wohl keinen passenderen Ort geben für ein Statement zum vor genau 60 Jahren unterzeichneten "Elysee-Vertrag". Darin wurde von Adenauer und de Gaulle die deutsch-französische Freundschaft besiegelt. Am Abend gefiel besonders die urige Etappenunterkunft oben am Berg.
Zum letzten Etappenziel wurde die Equipe nach sturzfreier Fahrt in der Europastadt Breisach im altehrwürdigen Rathaus oben auf dem Münsterplatz empfangen. Mit den Worten "Wir sind stolz, dass wir letzter Gastgeber der Pro-Europa-Tour der Equipe sein dürfen", begrüßte Beigeordneter Frank Kreutner die Biker. Er wies stolz darauf hin, dass Breisach sich bereits 1950 als erste Stadt in Europa in einer denkwürdigen Abstimmung zu einem vereinten Europa bekannt habe.
Vorher hatte die Equipe das deutsch-französische Historial am "Hartmanswillerkopf" besichtigt, mit dem an die Kämpfe im Ersten Weltkrieg erinnert wird. Für die Führung der Gruppe hatte die Gedenkstätte einen ehemaligen Radrennfahrer aus den Vogesen eingesetzt. Er fasst die wechselvolle Geschichte des Elsass und der Vogesen in den eindrucksvollen Worten zusammen: "Erst waren wir Deutsche, dann Franzosen, dann hat es sich noch zweimal geändert, jetzt sind wir Europäer!"
Mit Gedenkminute an die Gefahren des Radsports erinnert
Alle Aktiven der Equipe EuroDeK wissen, wie andere Radsportler auch, dass ihr Sport mit Gefahren verbunden ist. So schmerzt es die Freunde bis heute, dass mit Michael Perne vor acht Jahren einer von ihnen bei Ausübung seines Hobbys tödlich verunglückte. Aber die Freude war groß, dass alle Teilnehmer der europapolitischen Rundfahrt 2023 sturzfrei und gesund die Europastadt Breisach als letztes Etappenziel erreichten. Doch die Gefahren wurden an einem Tag während der Etappenfahrt deutlich, als man unterwegs gleich zweimal Zeuge von schweren Unfällen mit Radfahrern wurde. Und schockierend auch die Nachricht vom tödlichen Sturz des Profis Gino Mäder während der Tour de Suisse. Beim Besuch der Gedenkstätte Hartmanswillerkopf wurde dann auf dem Gräberfeld eine Gedenkminute für Gino Mäder und alle tödlich verunglückten Radfahrer eingelegt.
Die Erfahrungen der Pro-Europa-Tour sollen bei einem "Europapolitischen Frühstück" am Samstag, 22. Juli, im Gasthaus "Zum grünen Baum" in Horbach mit Schirmherr Karsten Lucke in lockerer Runde besprochen werden. Die bis zu 25 Radler treffen sich weiterhin regelmäßig monatlich zur gemeinsamen Samstagsausfahrt um 14 Uhr im Gelbachtal, an die sich gegen 17 Uhr der Radler-Stammtisch anschließt. Dabei wird jeweils besprochen, wie es weiter geht und welche Aktionen geplant werden.
Weitere Informationen per E-Mail an uli@kleinkunst-mons-tabor.de. (PM)
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