Pressemitteilung vom 21.07.2023
Nabu on Tour - Ausflügler lernen traditionelle Haubergswirtschaft kennen
Die Nabu-Gruppe Hundsangen veranstaltete im Rahmen von "Nabu on Tour" einen Ausflug zum historischen Hauberg Fellinghausen und zur Gernsdorfer Weidekämpe im Landkreis Siegen-Wittgenstein.
Hundsangen. Mit fast voll besetztem Bus und guter Stimmung ging es zunächst nach Fellinghausen. Vor Ort wurde die Reisegruppe von erfahrenen und engagierten Naturführern empfangen, die die Gruppe in einer zweistündigen Exkursion durch den historischen Hauberg führte. Dort konnten die Teilnehmer die Jahrhunderte alte Geschichte dieser Waldbewirtschaftungsform ganz lebendig erleben. Unter der Haubergswirtschaft versteht man eine traditionelle Art der Niederwaldwirtschaft. Im Niederwald wachsen die Bäume nach dem Einschlag aus dem Wurzelstock wieder aus und werden meist schon nach 20 Jahren wieder gefällt.
Die traditionelle Haubergswirtschaft ist eine sehr intensive Bewirtschaftungsform des Waldes, besonders im Siegerland und den umliegenden Regionen wurde für die mehr als 2000 Jahre alte Eisenverhüttung sehr viel Holz gebraucht. Ohne eine Regelung zum regulierten Holzeinschlag wäre eine dauerhafte Versorgung mit dem Energieträger Holz nicht möglich gewesen, heißt es in der Pressemitteilung. Die ersten Regeln für die Haubergsnutzung wurden bereits im 16. Jahrhundert aufgestellt. Danach durfte nur so viel Holz gehauen werden wie auch nachwachsen konnte (der Nachhaltigkeitsgedanke war geboren).
Neben dem Hauptprodukt Holz wurden noch weitere Nebenprodukte erzeugt, zum Beispiel Reisigbündel zum Anheizen der vielzähligen Backhäuser, abgeschälte Eichenrinde zur Ledergerbung, Birkenreiser zum Binden von Reisigbesen. Auch wurden die Haubergsflächen landwirtschaftlich genutzt. Auf gerodeten Flächen wurde Roggen und Buchweizen angebaut und der Eintrieb von Schafen, Schweinen und Rindern hielten die Vegetation niedrig.
Besichtigt wurden noch ein Meiler zur Gewinnung von Holzkohle und ein eisenzeitlicher Verhüttungsofen, in dem aus Eisenerz Eisen zur Werkzeugherstellung gewonnen wurde. "Den Teilnehmern wurden die speziellen Werkzeuge, die im Hauberg bis heute zum Einsatz kommen, erklärt und wer wollte, konnte diese auch gleich mal praktisch anwenden", berichtet die Nabu-Gruppe weiter.
Danach ging es weiter zur Gernsdorfer Weidekämpe, ein Naturschutzgebiet zwischen Wilnsdorf-Gernsdorf und Netphen-Irmgarteichen. Die Weidekämpe sind landwirtschaftlich extensiv genutzte Wiesenflächen, die im Rahmen des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet werden. Ein später Mahdtermin ermöglichen den Pflanzen, Samen zu bilden und sich zu vermehren und den bodenbrütenden Vögeln, ihre Jungen großzuziehen, ohne dass diese ins Mähwerk geraten. Der Verzicht auf Entwässerungsmaßnahmen und Düngung ermöglichen den seltenen, an diese Bedingungen angepassten Arten zu überleben und sich zu vermehren.
Zunächst besichtigte die Gruppe, geführt von einer Naturschutz-Referentin des Nabu Siegen-Wittgenstein, den oberen Teil der Weidekämpe, der von Borstgrasrasen und Berg-Glatthaferwiesen geprägt ist. Dort konnten die Teilnehmer zahlreiche Insekten und Schmetterlinge beobachten. Zur Freude aller zeigte sich auch die sehr selten gewordene Feldlerche mit ihrem typischen Flattern auf der Stelle am Himmel und ein paar Wiesenpieper begleiteten die Teilnehmer mit lautem Gepiepe. Nach einer kurzen Wanderung erreichte die Reisegruppe den etwas tiefer gelegenen Teil des Naturschutzgebietes, der mit Feuchtweiden, Hecken und Einzelbäume durchzogen ist. Auch hier konnten die Teilnehmer zahlreich selten gewordenen Wiesenblumen entdecken. Insbesondere die vielen Orchideen, wie das Gefleckte Knabenkraut, oder die Grünliche Waldhyazinthe. Die Gernsdorfer Weidekämpe ist nach Nabu-Angaben das größte Orchideen-Vorkommen Südwestfalens, wenngleich das Blütenmeer durch die Trockenheit in diesem Jahr überschaubar war.
Gegen Abend kehrte die Reisegesellschaft zum Abschluss noch in das Restaurant Ströhmann ein, wo in geselliger Runde, bei kühlen Getränken und leckerem Essen ein schöner Ausflugstag endete. Bereichert durch viele Beobachtungen und einigen neuen Erkenntnissen aus den Führungen und Vorträgen kehrte die "Nabu on Tour" Reisegruppe am späten Abend wieder nach Hause zurück. (PM)
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