Pressemitteilung vom 23.07.2023
Heizen ohne Gas und Öl? Lebhafte Diskussion beim 4. Wäller Energie-Stammtisch
Womit heizen ohne Gas und Öl? Dieser Frage ging der Wäller Energie-Stammtisch mit zahlreichen Teilnehmern auf den Grund. Cosimo Jankowitsch, Organisator des Stammtischs, hatte in die Gaststätte Luda nach Dernbach eingeladen. Mit Markus Mann, Geschäftsführer der MANN NaturEnergie aus Langenbach im Westerwald, konnte er einen fachkundigen Referenten präsentieren.
Wirges. Zur Eröffnung nahm Jankowitsch Bezug auf den Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes, der nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nun erst nach der Sommerpause abschließend beraten wird. Jankowitsch stellt klar, dass der Gesetzesentwurf keine generelle Austauschpflicht für Gas- oder Ölheizungen vorsieht; und egal für welche Heizungsart man sich entscheidet, soll ab 2024 jede Heizung in Neubauten mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. Für Bestandsbauten gilt: Reparaturen vorhandener Heizungen sind weiterhin möglich, bei irreparablen Schäden gelten Übergangsfristen bis Ende 2028 und Ausnahmen, zum Beispiel wenn ein Anschluss an ein Fernwärmenetz absehbar ist.
Hierzu führte Markus Mann aus, dass das Gebäudeenergiegesetz viel Gutes enthalte, leider aber sehr schlecht kommuniziert wurde. Er lenkte den Blick der Zuhörer zu den europäischen Nachbarn. In Dänemark werden seit 2013 keine Öl- und Gasheizungen mehr verbaut. In Frankreich und den Niederlanden gilt dies seit einigen Jahren auch, und seit 2020 dürfen in Neubauten in Österreich keine Öl- und Kohleheizungen und ab diesem Jahr keine Gasheizungen mehr eingebaut werden. Kaputte Heizungen im Bestand müssen durch ein erneuerbares Heizsystem ersetzt werden. Selbst in Italien wurden im letzten Jahr zahlreiche Wärmepumpen verbaut.
In seiner Präsentation stellte Mann die Firmengeschichte seit 1910 vor. Mit Ausbruch des Golfkrieges 1991 gelangte er zu der Überzeugung, dass sich die Menschen aus der Abhängigkeit von Gas und Öl lösen müssen. Er begann, in erneuerbare Energien zu investieren. Der Bau einer Windkraftanlage 1991 oberhalb Langenbachs markierte den Startschuss. In den folgenden Jahren bis heute kam eine Biomasseanlage hinzu und schließlich die Produktion von Holzpellets. Dabei betonte Mann, wie wichtig es ihm sei, Holz aus der Region für die Menschen in der Region nutzbar zu machen. Auch für sein eigenes Unternehmen gilt, die benötigte Energie aus der Natur selbst einzusetzen.
Welche Alternativen?
Doch wie kann Energie - gewonnen aus der Natur - die Menschen im Lande zuverlässig mit Strom und Wärme versorgen? Neben Solaranlagen und Windkraft zur Stromerzeugung haben sich weitere Verfahren etabliert: Biomasseanlagen nutzen biologische Reststoffe wie Energiepflanzen, Holz, Stroh oder Gülle und erzeugen durch Vergärung Strom und Wärme
Blockkraftheizwerke erzeugen durch Verbrennen von Holz Strom, wobei die entstehende Wärme zum Heizen genutzt werden kann. Hier spricht man von Kraft-Wärme-Kopplung.
Wärmepumpen ziehen Energie aus der Umgebungsluft, dem Erdreich oder dem Grundwasser und machen die gewonnene Wärme nutzbar für Heizung und Warmwasser und transportieren diese in die Wohnräume. Dabei eignen sich Wärmepumpen neuerer Bauart auch für Altbauten, ohne gleich das komplette Haus auf einmal sanieren zu müssen.
In der Diskussion untergegangen
In der anschließenden lebhaften Diskussion wurde auch kritisch auf die verschiedenen Alternativen geblickt. Und wie kommt man etwa an Fern- oder Nahwärme? Jankowitsch klärte darüber auf, dass dem Gebäudeenergiegesetz die Kommunale Wärmeplanung vorgeschaltet ist, die in der sehr hitzigen Diskussion der letzten Monate völlig untergegangen ist. Sie besagt, dass jede Stadt und jede Gemeinde bis Ende 2028 den tatsächlichen Energiebedarf ihrer Einwohner ermitteln muss, um zu klären, woher die CO2-freie Wärme kommen soll.
Dazu begrüßte Jankowitsch den Staudter Bürgermeister Sven Normann. In kurzen Sätzen beschrieb dieser die Entwicklung seiner Gemeinde hin zu einem Energiedorf, welche Maßnahmen bereits vollzogen wurden und welche noch anstehen. Staudt plant bereits den Bau eines Blockkraftheizwerkes, das die Staudter mit Fernwärme versorgen kann.
Markus Mann machte deutlich, dass es für die sichere Versorgung mit Wärme aus erneuerbaren Energien nicht die eine Lösung geben kann. Ein gesunder Mix muss gefunden werden. Schlussendlich hänge es aber an jeden Einzelnen, ob die Energiewende gelingen kann.
Zum Abschluss des sehr informativen Abends erklärte Jankowitsch, dass die Auswirkungen des Klimawandels jeden Tag zu sehen und zu spüren sind: "Auch wenn die Anstrengungen für alle derzeit erheblich sein werden und die Zukunft ungewiss erscheint, sind wir doch zum Handeln gezwungen. Für uns, unsere Kinder, Enkel und gar Urenkel - damit auch unsere Nachkommen noch eine lebenswerte Welt vorfinden. Denn ein Rausreden werden sie uns nicht durchgehen lassen!" (PM)
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