Limesfest in Hillscheid entführte in die Römerzeit
Von Elke Stockhausen
Ein weißer Turm mit nur fünf mal fünf Meter großer Grundfläche und circa zwölf Meter Höhe, stand am Sonntag (3. September) im Mittelpunkt des Limesfestes in Hillscheid. Der Nachbau des Wachturms aus der Römerzeit und das sommerliche Wetter boten einen perfekten Platz für eine Reise in die Vergangenheit, bei der Jung und Alt ins Staunen kamen.
Hillscheid. Gelegen an der Landesstraße zwischen Hillscheid und Höhr-Grenzhausen, fällt der Limesturm manchem Autofahrer nur im Augenwinkel auf. Für die Hillscheider ist er ein Teil ihres Dorfes und Treffpunkt naturverbundener Wanderer, die von hier aus auf eine Wanderung auf dem Limespfad starten.
Viel Wissenswertes gelehrt
"Die spinnen, die Römer!", wie Asterix zu sagen pflegte. Dass das nicht korrekt ist, davon konnten sich die Besucher des Festes an den Aktions- und Informationsständen überzeugen. Wie funktionierte das römische Rechenbrett, das der Vorläufer des Abakus war? Diese Frage wurde praktisch beantwortet. Kinder lauschten begeistert dem Lehrer in der "Schola Romana", der Schrift und Zahlensystem der damaligen Zeit erklärte. Das neu Erlernte konnten die Kleinen direkt in ihren Übungsblättern ausprobieren. Warum ist die römische Zahl "eins" ein I? Sie ist eigentlich nicht mehr als ein Strich, der den Finger eine Hand symbolisiert. Und wie setzten sich damals die Zahlen zusammen? Sprache und Wörter führten zu der Erkenntnis, dass Julius Caesar von uns falsch akzentuiert wird, korrekt wäre die Aussprache, die dem Wort Kaiser nahekommt, welches sich aus ihm auch ableitet. Wer nicht sitzen und zuhören wollte, der konnte seine Geschicklichkeit im Bogenschießen ausprobieren oder eines der kurzweiligen Spiele der Vergangenheit spielen. Die Kinder hatten Spaß und waren von den Römern und Hunnen begeistert.
Wer die vielen Akteure vielleicht nur als kostümierter Darsteller auffasste, wurde eines Besseren belehrt. Es ist kein Rollenspiel, kein Verkleiden- wie zu Fasching. Fundiertes Wissen und Herzblut halten die Erinnerung an die Römerzeit aufrecht und wird in den Momenten solcher Festivitäten gelebt. Die Römer waren 500 Jahre lang in Rheinland-Pfalz und brachten uns Weinanbau. Erst 476 n.Chr. fand das weströmische Reich sein Ende. Dann folgten die Germanen. Der Erhalt des Andenkens ist auch den Limes-Cicerones in Rheinland-Pfalz zu verdanken, die mit Vorträgen und Führungen den etwas 75 Kilometer langen Limes mit Lebendigkeit gestalten. Auch sie boten an ihrem Informationsstand interessante Einsicht in das Thema.
Die Schmiedekunst der Römer konnte bewundert werden, die Fertigung von Glasperlen live miterlebt und im "Aromataria" erfuhr man, dass auch die Römer viel Wert auf Wellness und Hygiene hielten. Schminkfarbe aus Edelsteinen, Tonerde und Eisenoxyden; Kajal aus Holzkohle und Ruß und pflanzliche Öle für die kosmetische Anwendung- schon damals war all das im Einsatz. Praktisches? Im Gespräch konnte man erfahren, dass die Auszüge aus Liguster in Öl gegen Cellulitis angewendet wurden und die Kunst, die Heilkraft der Pflanzen zu nutzen, alltäglich war. Pedianos Dioscurides, ein griechischer Arzt, dessen Wissen und Arbeit die Römer nutzen, beeinflusst noch heute die Pflanzenheilkunde.
Brot aus dem römischen Backofen, das bei den Römern aus Weizen und Hefe hergestellt wurde, fand regen Zuspruch. Die kulinarische Reise- die Nahrung im Römischen Reich- zeigte, dass damals ein großer Unterschied in den gesellschaftlichen Schichte herrschte. Während die Soldaten "Puls"- gekochte Gerste mit Speck und Pflaumen- kochten, genoss die Mittelschicht Schweinefleischfrikadellen. Das Essen der "upper class" hingegen konnte schon einmal "numidisches Huhn" sein. Ein Eintopf, in dem Safran Pinienkerne nicht fehlen durften. Damals trank man "Mulsum", römischen Honigwein. Die Kinder bekamen Wasser. Jeder Soldat im ganzen Land bekam morgens Käse, Gerste und Mulsum. Eine logistische Glanzleistung und der Garant, die Truppe bei guter Laune zu halten. So konnte ihnen das Gefühl gegeben werden, dass man für sie sorgte und sie keinen Hunger leiden mussten.
Die Römer, die heute friedlichen Besuch von einer Handvoll Hunnen hatten, warteten mit ihren Lagern auf. Das "Praetorium", das Lager des Befehlshabers und die Zelte der "Legio-Prima Germanica Augusta" zeigten, mit welcher Einfachheit sichere Quartiere errichtet wurden. Für Kinder und Erwachsene fanden sich dort immer auskunftsfreudige Mitwirkende, die Geschichten zu erzählen wussten.
Erklomm man mit 56 Schritten den Turm im Inneren- die Römer hatten Leitern- eröffnete sich der Blick auf das ganze Fest und an diesem Tag ein ungetrübter Blick auf den Westerwald. Der Wachturm bietet ganzjährig Informationstafeln und hält eine Ausstellung vor.
Die kleinen Anekdoten am Ende: "Die Hunnen waren die ersten, die den Römern Einhalt geboten!" und die liebevolle Erklärung, dass Caligula als kleiner Junge seine Zeit am liebsten bei den Soldaten verbrachte und er seinen Namen erhielt, weil diese ihm kleine "Stiefelchen" fertigten - Caligae hießen die Marschstiefel des römischen Militärs - brachte die Geschichte näher.
Mit Unterstützung ortsansässiger Vereine und unter Leitung des Kannenbäckerland-Touristik-Services wurde die Vergangenheit am Limesturm in Hillscheid lebendig. (Elke Stockhausen)
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