Dem drohenden Kollaps der Altenpflege wirksam begegnen
Wenn sich in der Altenpflege nicht grundlegend etwas ändert, droht in wenigen Jahren, spätestens wenn die Boomer-Generation pflegebedürftig wird, der Kollaps. Darin stimmten die Teilnehmenden der traditionellen Sommerklausur des Fördervereins für das Seniorenzentrum Ignatius-Lötschert-Haus in Horbach überein.
Buchfinkenland/Horbach. Hohe Arbeitsverdichtung und oft schlechte Arbeitsbedingungen machten den Beruf weiter unattraktiv und der Betrieb von Seniorenzentren werde für viele Träger zunehmend wirtschaftlich riskant. Für den Förderverein der Einrichtung im Buchfinkenland keine guten Zukunftsaussichten, weshalb sich die Mitglieder verstärkt für gesellschaftliche Änderungen und eine erfolgreiche Weiterentwicklung der eigenen Einrichtung im Buchfinkenland einsetzen wollen.
Der Verein ist jedoch im Hinblick auf das eigene Seniorenzentrum hoffnungsvoll, da mit der Dernbacher Gruppe Katharina Kasper und den Alexianern starke Träger das Haus in eine gute Zukunft führen wollen. So sieht ein Campus-Konzept des Vereins vor, dass das bestehende Haus zunächst grundsaniert und möglichst durch einen Teilersatzneubau ergänzt werden sollte. Alle sind froh darüber, dass inzwischen die Träger ein Architekturbüro mit einem ersten Gutachten dazu beauftragt haben. „Wir hoffen, dass erste notwendige bauliche Schritte bald umgesetzt und dann die weitere Entwicklung zu einem zeitgemäßen ´Campus Ignatius-Lötschert-Haus` vorangetrieben wird“, brachte Vorsitzender Uli Schmidt die Hoffnungen vieler Menschen und Kommunalpolitiker im Buchfinkenland auf den Punkt.
Heimleiter Chris Martin berichtete von einer positiven Entwicklung der Tagespflege mit derzeit 73 Prozent Auslastung. Durch das Engagement der Alexianer seien zwei Fachkräfte aus den Philippinen eingestellt worden, für die jedoch noch passender Wohnraum in der Nähe gesucht werde. „Auch müssen wir bald eine Investition von ca. 450.000 Euro für eine neue Heizung ebenso stemmen wie für neue Aufzüge“, so Martin. Es war der Wunsch aller Anwesenden, dass die Küche im Haus bleiben und weiter vor Ort für die Bewohner/innen so gut wie bisher gekocht werden soll. Gelobt wurde das Engagement der Beschäftigten in Pflege und Verwaltung ebenso wie das gut äußere Erscheinungsbild der fast 60 Jahre alten Anlage.
Neue Holzbänke für den Dementengarten gespendet
Vor Beginn der Klausur wurde vom Vereinsvorstand fünf neue Holzbänke für den Dementengarten übergeben. Gefertigt wurden diese von Rehabilitanden des Bildungswerkes der Hessischen Wirtschaft (BWHW) am Standort Montabaur. Dessen Projektleiter Peter Bill wies in einleitenden Worten darauf hin, dass man in passgenauen Rehakursen Menschen nach oft schweren Schicksalsschlägen wieder an den Arbeitsmarkt heranführen wolle, was nur mit ergänzenden praktischen Arbeiten wie beispielsweise dem Bau von nützlichen Gebrauchsgegenständen aus Holz sinnvoll sei. „Insbesondere auch für ältere Arbeitssuchende können wir die Chancen, auf dem Arbeitsmarkt nochmal Fuß zu fassen, mit einer guten Förderung der Maßnahmen-Kostenträger verbessern“, so der pädagogisch erfahrene Schreinermeister.
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Mitgebracht hatte Peter Bill den aus Sibirien stammenden Rehabilitanden Wladimir Andreew, der 1995 als Tierarzt in den Westerwald kam und mangels Berufsanerkennung viele Jahre als Dachdecker gearbeitet hat. „Jetzt sind die Knochen kaputt und ich bin dankbar, dass ich über das BWHW noch eine Chance bekomme“, so der Mann aus dem Ural.
„Die sehen ja richtig super aus“, lobte ein Bewohner die neuen Sitzgelegenheiten, auf denen in der Rückenlehne auch jeweils der Hinweis auf den Förderverein als Spender eingefräst wurde. Bei der Gelegenheit wurden auch Achim Ferdinand und Robert Schuckart aus Horbach begrüßt, die viele Bänke im Umfeld des Altenheimes ehrenamtlich in vielen Stunden saniert haben.
Vereinskassierer Hubert Kleppel informierte darüber, dass derzeit noch 153 Mitglieder den Verein unterstützen. „Es könnten mehr sein, aber auch so ist es uns möglich für die Bewohner und Bewohnerinnen weiterhin viel Gutes zu tun“, so Kleppel. Durch die bereitgestellten Beiträge der Fördermitglieder werden auch zahlreiche Veranstaltungen ermöglicht, wie ein Infoabend zum Thema Demenz am 21.9. und eine Gemeinschaftsfahrt am 11.11. zur Gedenkstätte in Hadamar. Am 4.11 wird wie in jedem Jahr zum Arbeitseinsatz „Aktion Wühlmaus“ rundum die Einrichtung eingeladen. „Dabei wollen wir auch ein neues Projekt starten, indem wir hinter der Brüderklausur einen Grill- und Freizeitplatz mit ermöglichen“, so Schriftführer Franz-Josef Jung. Weitere Veranstaltungen sind ein Neujahrsfeuer am 5.1.2024 und die Mitgliederversammlung am 17.2.2024. Außerdem soll überlegt werden, wie das lange Jahre so erfolgreiche Projekt „555 Schritte - fit bis ins höchste Alter“ neu aufgelegt und um kulturelle Elemente erweitert, fortgeführt werden kann. Weitere Infos zum Förderverein für das Ignatius-Lötschert-Haus gerne unter uli@kleinkunst-mons-tabor.de. (PM)
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