Werbung

Nachricht vom 13.09.2023    

Kassenärztliche Vereinigung: Kassen sparen auf dem Rücken der Patientenschaft

In einer Pressemitteilung positioniert sich die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) zur Forderung nach einem finanziellen Ausgleich für die gestiegenen Kosten in den Praxen. Hintergrund ist die dritte Runde der Finanzierungsverhandlungen zwischen der KBV und dem GKV-Spitzenverband.

(Symbolbild: Pixabay)

Region. Hohe Teuerungsraten, massiv gestiegene Energiepreise und der umkämpfte Arbeitsmarkt stellen die ambulante Versorgung zusehends vor existenzielle Probleme. Schon seit Jahren verzeichnet der für die vertragsärztliche Vergütung ausschlaggebende Orientierungswert (OW) nur marginale Zuwächse jeweils unterhalb der Inflationsrate. Diese reichen nicht einmal mehr, die laufenden Betriebs- und Personalkosten in den Praxen zu decken. Um den drohenden Praxenkollaps zu verhindern, muss der OW für 2024 um 10,2 Prozent steigen, um einen vollen Inflationsausgleich zu gewährleisten und das Gehalt der Praxismitarbeitenden auf ein auskömmliches Maß anheben zu können.

Mit dieser Forderung war die Kassenärztliche Bundesvereinigung am 9. August in die Finanzierungsverhandlungen gestartet. Doch es zeichnet sich kein Entgegenkommen seitens der gesetzlichen Krankenkassen ab. Diese bieten bislang einen Anstieg des OW um lediglich 2,1 Prozent an. Auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP), Dr. Peter Heinz, äußert mit Blick auf den am Mittwoch stattfindenden dritten Verhandlungstag sein Unverständnis für die Reaktion der Krankenkassen. Er kritisiert diese als an der Wirklichkeit vorbei und fordert von der anderen Seite mehr Weitblick: "Vor dem Hintergrund der Kostenentwicklung, insbesondere in den vergangenen zwei Jahren, ist das Angebot der Krankenkassen völlig unverhältnismäßig. Was es jetzt braucht, ist eine angemessene Berücksichtigung der Kostensteigerungen, um die ambulante Versorgung zu sichern." Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Praxen gingen am Ende zwangsläufig auch zulasten der Patientinnen und Patienten, warnte Dr. Heinz.

Hohe Diskrepanz zwischen Kliniken und Praxen
Laut Berechnungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung fehlen dem ambulanten Bereich allein in diesem Jahr 2,8 Milliarden Euro. Während die Krankenhäuser fortwährend mit immer weiteren Subventionierungen bedacht werden, verzeichnet jede Praxis damit durchschnittlich einen Umsatzverlust von jährlich rund 28.000 Euro. Zusätzliche Belastungen sind die anhaltend hohe Inflation und die weiter steigenden Personalkosten: So vermeldet das Statistische Bundesamt für das erste Quartal 2023 eine allgemeine Lohnentwicklung von 5,6 Prozent und einen allgemeinen Kostenanstieg von 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Der herrschenden Unterfinanzierung und Benachteiligung der Praxen gegenüber den Krankenhäusern muss ein Ende gemacht werden!", mahnte Dr. Heinz mit Blick auf den Tarifabschluss der Krankenhausärztinnen und -ärzte mit den kommunalen Kliniken. Dort erhöhen sich die Entgelte insgesamt um 11 Prozent gegenüber 2022.



Wie weit die Schere inzwischen auseinanderklafft, verdeutlicht die Entwicklung des finanziellen Spielraums der Praxen im Vergleich zum stationären Bereich. Berücksichtigt man Personalnebenkosten und Arbeitszeiten, verdienen Selbstständige in eigener Praxis heute rund 20 Prozent weniger als eine Oberärztin oder ein Oberarzt in der Klinik - eine Diskrepanz, die umso schwerer wiegt, als das Gehalt einer Oberärztin bzw. eines Oberarztes ursprünglich eine wichtige Orientierungsmarke bei der Bewertung von Leistungen im ambulanten Bereich darstellte.

Für die KV RLP ist dies ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das jetzige Verhandlungsprozedere nicht mehr funktioniert. Der unzureichende Vorstoß offenbare darüber hinaus einen falschen Fokus, bemängelt Dr. Andreas Bartels, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV RLP. Dieser befeuere, neben weiteren Fehlentscheidungen, die ohnehin schwindende Attraktivität einer Tätigkeit im ambulanten Bereich weiter. Er warnt: "Der Wert ärztlicher und psychotherapeutischer Arbeit darf nicht von der Finanzlage der Krankenkassen abhängig gemacht werden."

Bundesweite Aktion der Kassenärztlichen Vereinigungen
Die KV RLP veröffentlicht diese Pressemitteilung im Rahmen der bundesweiten Aktion aller Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) unter dem Titel "PraxenKollaps - Praxis weg, Gesundheit weg!". Bereits in den vergangenen Wochen haben alle KVen themengleiche Pressemitteilungen in ihren Bundesländern herausgegeben, um auf die akut gefährdete Situation der ambulanten Versorgung aufmerksam zu machen. (PM)



Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Theaterstück „Die große Nein-Tonne“: Kinder stärken und schützen

Hachenburg. Das Theaterstück drehte sich um die Frage: "Was gehört in die große Nein-Tonne?" Zusammen mit den Darstellern ...

Massenkarambolage auf winterglatter Autobahn: Sieben Fahrzeuge betroffen

Region. Gegen 23 Uhr kam es zwischen den Anschlussstellen Ransbach-Baumbach und Dierdorf zu einem Verkehrsunfall mit sieben ...

Neuer Headcoach der Fighting Farmers Montabaur: Tino von Eckardt tritt am 1. Dezember an

Montabaur. Der A-Lizenz-Trainer Tino von Eckardt bringt eine beeindruckende Karriere von 40 Jahren als Spieler und Trainer ...

Mehrere Verkehrsunfälle in Westerburg - Drogenbeeinflussung und unangepasste Bereifung als Ursache

Region. Gegen 12.15 Uhr kam es zu einem Unfall auf der K34 zwischen Hof und Stein-Neukirch. Ein 21-jähriger Mann verlor in ...

Unfall durch Schneeglätte und Sommerreifen - E-Auto erfordert aufwendige Bergung

Wittgert/Wirscheid. Um 23.50 Uhr kam es auf der L 306 zwischen Wittgert und Wirscheid zu einem Verkehrsunfall. Der allein ...

Apfel oder Kapsel - Verbraucherzentrale klärt auf, was wirklich in Nahrungsergänzungsmitteln steckt

Region. In diesem 90-minütigen Web-Seminar gibt Katrin Deußen, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, ...

Weitere Artikel


Beratung für Gründer, freiberuflich Tätige und mittelständische Unternehmen

Region. Die Einbindung öffentlicher Mittel in die Finanzierungen aller Arten von Gründungsvorhaben wie beispielsweise Betriebsübernahmen, ...

Weinbranche kämpft mit Absatzrückgang – Umsätze bleiben stabil

Region. Demnach beeinflusst die allgemeine wirtschaftliche Situation auch die Konsumstimmung der Verbraucher beim Weinkauf: ...

Neuer Vizechef bei der Staatsanwaltschaft Koblenz

Koblenz. Leitender Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler, der ihm heute das Einweisungsschreiben des Justizministers überreichte, ...

Unwetterfront: Mehrere Unfälle, geflutete Keller – Rollerfahrer von Blitz erschlagen

Koblenz. Am 12. September zog zwischen 18.30 Uhr und 23.30 Uhr eine Unwetterfront mit Gewitter und Starkregen über das nördliche ...

Die Ximaj IT-Solutions GmbH ist "Arbeitgeber der Zukunft"

Weitefeld. Zukunftsfähigkeit und hohe Qualität als Arbeitgeber – Award feierlich übergeben
Innovation, klare Digitalisierungsstrategien, ...

Schwere Vorwürfe gegen Jugendamt und Jugendhilfeeinrichtung: Mutter erhebt alarmierende Anschuldigungen

Buschhütten/Neitersen. Aufgrund der Schulschließungen und der Notwendigkeit, sich allein um ihre beiden Söhne L. (11) und ...

Werbung