Bestseller-Autor Klaus-Peter Wolf begeisterte bei Lesung in Wissen
Von Helmi Tischler-Venter
Hunderte Fans von Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl füllten das Kulturwerk in Wissen am Freitagabend, 6. Oktober. Der aus dem Westerwald stammende Schriftsteller lebt inzwischen in Norden in Ostfriesland. Als Ehrengast darf er den Wissener Jahrmarkt eröffnen. Seine Frau Bettina Göschl, die Kinderbücher schreibt, lockert seine Lesungen mit eigenen Liedern auf.
Wissen. Krimi-Autor Micha Krämer sagte den Gast an und erzählte, dass nach seiner eigenen ersten Lesung mit dem Titel "Zuspätlese", weil sie erst nach Mitternacht in einer Kneipe stattfand, ein Gast am nächsten Tag meinte, die Veranstaltung habe ihm gefallen. "Du hättest das nur toppen können, wenn du mit der Gitarre tot vom Hocker gefallen wärst." Dieser Gast war Klaus-Peter Wolf.
Wolf, der die Zuhörer gut gelaunt mit dem ostfriesischen "Moin!" begrüßte, erhielt als Antwort aus dem Publikum "Hui Wäller!"
Bettina Göschl hatte am Vormittag mit 400 Kindern im Kulturwerk gelesen und gesungen. Dass Bettina und Klaus-Peter gemeinsam auf der Bühne stehen, ist ihnen wichtig. Genauso wichtig wie die Leseförderung, mit der Bettina beruflich begann. Sie fuhr oft per Zug dahin, wo ihr Mann las. Da sie oft gebeten wurde, für das Publikum zu singen, sang sie mit den anwesenden Gästen Kinderlieder. Irgendwann schrieb Bettina ein Krimi-Lied für die Erwachsenen: "Ostfriesenblut". Zwei Wolf-Romane werden pro Jahr für das ZDF verfilmt. Die Titelmelodie "Ostfriesenblut" wird von Bettina gesummt, das ergab sich zufällig.
Klaus-Peter Wolf erzählte betrübt, dass im Pavillon auf dem Marktplatz in Norden die Spendenbox für das Hospiz von Jugendlichen geklaut wurde. Nun hatte er die Box am Büchertisch aufgebaut, für jede Spende konnte man sich etwas aussuchen.
Wolf wollte nicht, wie angekündigt, aus "Ostfriesengier" lesen, sondern aus der Sommerfeld-Trilogie: "Doktor Sommerfeldt wartet auf euch!"
Der Schriftsteller bekannte, er schreibe noch mit Füller in dicke Kladden und er liebe es, mal aus der Sicht des Täters, des Opfers, der ermittelnden Kommissare und Ruperts zu schreiben. "Literatur ist dazu da, die Welt aus einer anderen Perspektive zu erzählen."
Auf Seite 152 habe er erkannt, dass die Sicht des sympathischen Serienkillers ein eigenes Buch wird, ästhetisch anders als die Ostfriesen-Reihe, daher erhielt es den Titel "Totenstille im Watt", inzwischen heißt es "Ein mörderisches Paar". Sommerfeldts Vorgehen ist eine ganzheitliche Methode: Wenn ihm von einer Mutter mit einem blauen Auge ein Kind vorgestellt wird, das zum dritten Mal die Treppe heruntergefallen ist, dann behandelt er zuerst das Kind, dann die Mutter und anschließend den Mann bei einem nächtlichen Hausbesuch, mit Teufelsmaske. Nicht jeder überlebt den Besuch, aber Sommerfeld lässt jedem eine Chance.
Nachdem das erste Sommerfeldt-Buch erschienen war, rief eine alte Frau dem Autor zu: "So einen Hausarzt hätte ich gebraucht! 20 Jahre hat mir keiner geholfen!"
Klaus-Peter Wolf, der seine Hörbücher im Studio selbst einliest - vorausgesetzt, seine Lachkrämpfe lassen das zu -, las mit variabler Stimmführung sehr eingängig aus "Ein mörderisches Paar - Das Versprechen". Es handelt von der geplanten Hochzeit zwischen Dr. Bernhard Sommerfeldt alias Dr. Ernest Simmel und seiner zukünftigen Ehefrau Frauke. Sommerfeldt hatte gefälschte Papiere besorgt und eine Hochzeitsurkunde, doch Frauke schmollt, denn sie will eine echte Hochzeit mit einem Standesbeamten: "Ich will eine richtige Hochzeit, ich will ein weißes Kleid und einen Bräutigam, der mich über die Schwelle trägt!" Doch Papiere für einen auf drei Kontinenten gesuchten Serienkiller zu besorgen, ist problematisch. Trauzeuge soll ausgerechnet Rupert sein, ein Kriminalkommissar, der Sommerfeldt gejagt hat und dessen "Miet-Ehefrau" Frauke war.
Noch wichtiger als die Hochzeitstorte ist dem Paar das Ausschalten des Drogenhändlers Lodwijk van Eeden, der durch Heroin-Verkauf auf Schulhöfen unzählige junge Menschen auf dem Gewissen hat. Frauke ringt ihrem Zukünftigen das Versprechen ab, nach diesem einen Auftrag endgültig Schluss zu machen. Vorher muss sich Frauke noch schlagfertig eines Erpressers erwehren.
Bettina Göschl sang ein Liebeslied von Ann Kathrin Klaasen für ihren Mann Frank Weller: "Die Hand in meinem Rücken". Wolf vertritt die Ansicht, dass Liebeslieder in eine solche Veranstaltung gehören und dass Liebesgeschichten in Kriminalromane gehören. "Der Serienkiller und die Edelprostituierte haben einander nichts vorzuwerfen, sie können ganz sie selbst sein."
Wichtig ist dem Autoren-Paar, dass Kinder lesen: "Wenn unsere Kinder aufhören zu lesen, sind wir als Kulturnation verloren!" Daher schrieben sie gemeinsam die Nordseedetektive-Kinderkrimireihe. Wolf versprach, dass die Erzieherin nicht am Ende nackt und zerhackt im Sandkasten liegt.
Stolz ist der Autor auf das einmalige Phänomen, dass seine Bücher bereits 17-mal von 0 auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste schossen. Beim Schreiben empfinde er keinen Druck, weil er sich ganz in die Figuren versenke. Wenn er Ubbo sei, wolle er gern schwarzen Tee mit einem Pfefferminzblatt, denn er isst gern Marzipan von ten Kate dazu. Wenn er Rupert sei, esse er wie dieser: Currywurst und Pommes mit Mayonnaise und ein kaltes Bier dazu. Wenn er Ann Kathrin Klaasen sei, bewege er sich sogar anders, wie eine Frau. Bettina Göschl bestätigte das und sang: "Wenn mein Mann einen neuen Krimi schreibt."
Pfiffig und unterhaltsam erzählte Wolf aus dem Leben in Norden. Am Anfang hätten die Nachbarn gesehen, dass das Künstlerpaar viel unterwegs war und angenommen, es machte nur Urlaub. Daraus entstand das Lied "Ewiger Urlaub".
Wolf kündigte an, dass am 18. Oktober der "Weihnachtsmann-Killer" erscheine und wahrscheinlich am 30. Dezember "Ostfriesenwut" ausgestrahlt werde. Er schreibe fleißig am mörderischen Paar weiter. Es gebe aber einen Wermutstropfen: "Der Mörder läuft immer noch frei rum!"
Nach dem Dank an alle Helfer, signierten Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl geduldig unzählige Bücher. (htv)
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