Pressemitteilung vom 12.10.2023
Existenzängste im Buchfinkenland: Wichtige Einrichtungen kämpfen ums Überleben
Neben Ruhe und schöner Landschaft ist die Kleinregion des Buchfinkenlandes am Südrand des Westerwaldes geprägt durch vier bekannte Einrichtungen: Der Wild- und Freizeitpark Westerwald in Gackenbach, das Familienferiendorf in Hübingen, das Seniorenzentrum Ignatius-Lötschert-Haus in Horbach sowie die Jugendbegegnungsstätte Karlsheim in Kirchähr am Gelbach. Alle Einrichtungen haben mit Existenzängsten zu kämpfen.
Buchfinkenland. Durch diese Einrichtungen (die nebenbei auch rund 460 Betten für Gäste und Pflegebedürftige vorhalten) ist die Kleinregion weit über deren Grenzen hinaus bekannt. Doch wie sieht es um deren Zukunft aus? Das interessierte die heimische Bundestagsabgeordnete Dr. Tanja Machalet MdB, die an einem Tag gleich alle vier besuchte. Sie musste erfahren, dass Wildpark und Feriendorf akut gefährdet sind, im Karlsheim Umstrukturierungen anstehen und das Altenheim zukunftssicher weiterentwickelt werden muss, um zu überleben. Mit der Bundestagsabgeordneten unterwegs waren ihr Mitarbeiter und Kreistagsmitglied Thomas Mockenhaupt, Erik Walter als Vorsitzender des einladenden örtlichen SPD-Ortsvereins Ahrbach-Stelzenbach, der Vorsitzende des Westerwald-Vereins Buchfinkenland, Manfred Henkes, sowie Uli Schmidt als "Reiseleiter", der die Tour auch vorbereitet hatte.
Mit den Worten "Willkommen in einem Lernort der Demokratie" begrüßte Hausleiter Sebastian Frei die Gäste in der Jugendbildungsstätte Karlsheim am Gelbach, unter Würdigung der während der Nazizeit belasteten Geschichte des Hauses. Er bedauerte, dass es immer schwieriger werde, geeignetes Personal für den Betrieb des Hauses zu finden.
Subventionsprojekt für die Träger
Marco Gasparini wies als für diese Einrichtungen zuständiger Geschäftsführer des Bistums Limburg darauf hin, dass auch das Karlsheim ein Subventionsobjekt für den Träger sei, dessen Fortführung bei stark zurückgehenden Mitgliederzahlen der Katholischen Kirche nicht auf Dauer gesichert sei. MdB Tanja Machalet wurde gebeten, sich dafür einzusetzen, dass drohende Förderstreichungen beim Kinder- und Jugendplan des Bundes nicht realisiert werden. "Sonst wird es für das Karlsheim eng und notwendige gemeinsame Gruppenerlebnisse für Kinder und Jugendliche sind im Bistum immer schwerer zu verwirklichen", stellten Frei und Gasparini übereinstimmend fest.
Nächste Station war die Stephan Medizintechnik GmbH in Gackenbach, wo die Delegation von Haupteigentümerin Tanja Stephan und Geschäftsführer Bernd Höhne begrüßt wurde. Grund für den Besuch war jedoch nicht die wirtschaftliche Situation des florierenden und weltweit erfolgreich tätigen Unternehmens, sondern die akute Gefährdung des benachbarten Wild- und Freizeitpark Westerwald.
Hohe Investitionen nötig?
"Wir wollen uns hier engagieren, um den für die Region wichtigen Park zu retten", stellte Tanja Stephan zu Beginn fest. Bernd Höhne erläuterte, dass der in die Jahre gekommene Park modernisiert und die Haltung der vielen Tiere verbessert werden müsste. "Da reden wir schnell über 4 bis 5 Millionen Euro", so der Geschäftsführer, der hinzufügte: "Das können wir natürlich nicht allein schultern, aber wir wollen etwas dazu beitragen, dass es weiter gehen kann". Bei einem Rundgang wurde den Gästen auch der Hallenneubau für die nationale Gesundheitsreserve im Auftrag der Bundesregierung vorgestellt: "In Berlin wurde das Projekt als Blaupause für die EU bezeichnet", so die beiden Gastgeber.
Schon in Sichtweite war dann das Seniorenzentrum Ignatius-Lötschert-Haus in Horbach das nächste Ziel. Heimleiter Chris Martin schilderte nach der Besichtigung einer Demenzstation nachdrücklich die schwierige Situation der stationären Altenpflege angesichts des sich bedrohlich verschärfenden Fachkräftemangels. Hinzu komme, dass der fast 60 Jahre stehende Altbau saniert und den heutigen Bedingungen angepasst werden müsse.
Vom Seniorenzentrum zum Campus?
Um die Einrichtung in eine sichere Zukunft zu führen, hat der Förderverein der Einrichtung in mehreren Schritten unter Einbeziehung der Bevölkerung ein Konzept für einen "Campus Ignatius-Lötschert-Haus" auf dem großzügigen Einrichtungsgelände erarbeitet. Neben der zeitnahen Sanierung und Modernisierung der bestehenden Einrichtung war ein vorrangiges Ergebnis, neue zeitgemäße Wohnangebote zu schaffen. In einem dritten Block wurden unter anderem verschiedene Angebote wie nachhaltige medizinischen Versorgung, geeignete Begegnungsmöglichkeiten für ältere Menschen, Mobilität und altersgemäßen Kulturangebote genannt. "Bis zur Realisierung ist es ein langer Weg, aber wir sind froh, dass die Träger jetzt erste Schritte in Richtung Sanierung gehen wollen", meinte Pflegedienstleiterin Celina Hannappel.
Letzte Station der Buchfinkenlandrundreise war das Familienferiendorf (FFD) in Hübingen, das durch seine akute Gefährdung in den vergangenen Wochen bereits Schlagzeilen gemacht hat. Hier stand die Frage im Mittelpunkt, wie für bedürftige Familien mit oft vielen Kindern eine notwendige Auszeit ermöglicht werden kann, wenn es eine solche Einrichtung wie das FFD nicht mehr geben sollte.
"Es wird mehr als eng"
Hausleiter Michael Nagel informierte die Gäste über einen hohen Sanierungsbedarf der baulich intakten Gebäudesubstanz für die Heizungsanlage und die Flachdächer. "Es wird weiter gehen mit dem FFD, aber ohne die Drittelförderung für notwendige Investitionen durch den Bund wird es mehr als eng!", so Hanno Heil als Vorsitzender des Trägervereins.
MdB Tanja Machalet sagte zu, dass sie sich mit ihren Kollegen in der SPD-Fraktion in den Haushaltsberatungen mit Nachdruck weiterhin dafür einsetzt, dass die geforderten Mittel im Bundeshaushalt enthalten sein werden und fügte hinzu: "Was nützt uns eine Kindergrundsicherung, wenn es keine passenden Angebote wie das FFD mehr für ärmere Familien mit Kindern gibt".
Als langjähriger Vorsitzender des Westerwald-Vereins Buchfinkenland und einer der wenigen, der bereits in allen drei Buchfinkengemeinden Hübingen, Gackenbach und Horbach gewohnt haben, stellte Manfred Henkes fest: "Die vier Einrichtungen gehören zum Buchfinkenland und sind ausnahmslos unverzichtbar - aber wir müssen alle mithelfen, dass sie eine Zukunft haben". Das bekräftigte auch Uli Schmidt: "Es wäre eine Katastrophe, wenn es in absehbarer Zeit weder einen Wildpark noch ein Familienferiendorf oder ein Karlsheim gibt und auch das Altenheim um seine Existenz bangen muss!" Das sei jedoch eine Generationenaufgabe: Es sei immerhin eine Gesamtinvestitionssumme von etwa 20 Millionen Euro notwendig, um alle vier in eine mittelfristig sichere Zukunft zu führen. (PM)
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