Pressemitteilung vom 24.10.2023
Wie ist der Stand zur Situation im Westerwälder Bauhandwerk?
Das Thema "Bauwirtschaft in der Krise!? Wie sieht es im Westerwald aus?" erörterten Beteiligte aus der Bauwirtschaft in der Online-Veranstaltungsreihe "Impulse digital" der CDU-Kreistagsfraktion. Fazit der Veranstaltung: Bauherren und Bauwirtschaft benötigen mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit seitens der Politik, um massive Auftragseinbrüche für die heimischen Handwerksbetriebe zu vermeiden.
Westerwaldkreis. CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel verwies zu Beginn darauf, dass das Handwerk und hier insbesondere das Bauhauptgewerbe aufgrund von Inflation und Auftragseinbrüchen einer Krise entgegenblicke. Grund genug für die CDU-Kreistagsfraktion, der Frage nachzugehen: "Wie sieht es konkret im Westerwald aus? Kann Kommunalpolitik im Westerwald hilfreich sein?"
Kritische Situation im Wohnungsbau
Hauptgeschäftsführer Thomas Weiler vom Verband der Bauwirtschaft Rheinland-Pfalz machte dann auch deutlich: "Unsere Mitglieder sind angespannt! Firmen, Bauherren und Investoren sind verunsichert. Der Wohnungsbau ist massiv zurückgegangen. Dieser Rückgang kann auch durch öffentliche Aufträge kaum aufgefangen werden. Die Rahmenbedingungen aus der Politik in Bund und Land passen derzeit einfach nicht."
Besonders kritisch setzte sich Weiler mit den stetig gestiegenen Standards durch gesetzliche Vorgaben auseinander. Die Baukosten seien zwischenzeitlich so stark gestiegen, dass selbst investiver Wohnungsbau kaum refinanzierbar sei. Die Umwelt- und Energieanforderungen machten den Bau eines normalen Einfamilienhauses geradezu unerschwinglich. Wer ständig seitens der Politik die Standards anhebe, könne nicht mehr erwarten, dass Bauherren mit einem normalen Geldbeutel ihren Traum vom Eigenheim umsetzen könnten.
Diese Feststellung konnte Edgar Deichmann (Abteilungsleiter Bauen der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises) bestätigen. Wurden im Jahr 2021 noch 964 Baugenehmigungen erteilt, nimmt dies über 2022 mit 695 auf 491 erteilte Baugenehmigungen im Jahr 2023 deutlich ab. Im gewerblichen Bereich ist nach einer Spitze im Jahr 2021 mit 286 erteilten Genehmigungen eine relative Stabilität mit knapp 200 Bauanträgen erreicht worden.
Alternativen zu Neubauten prüfen
Die deutlich gestiegenen Kosten gestalten die Finanzierung eines Neubaus insbesondere für junge Familien zwischenzeitlich äußerst schwierig, so Nicolas Wörsdörfer (Leiter des Kompetenzzentrums Immobilien der Westerwaldbank). Aber auch die Verunsicherung der Kunden durch unpassende Förderprogramme und gesetzliche Vorgaben habe Folgen für die Bauabsicht. Das Finanzierungsgeschäft in diesem Bereich sei deutlich ruhiger geworden. Es gelte deshalb jetzt aber, Alternativen mit dem Kauf von Bestandsgebäuden sowie anschließender Modernisierung/Sanierung aufzuzeigen.
Auch Obermeister Jörg Prangenberg von der Baugewerks-Innung Rhein-Westerwald sieht für Bauunternehmungen mit einem schmalen Auftragsportfolio deutliche Einbrüche. Die Zukunft liege gerade im ländlichen Raum stärker bei An- und Umbauten von Bestandsgebäuden.
Dies bestätigte auch Betriebsinhaberin Theresia Pröbstl-Strödter (Schlag & Pröbstl Zimmerei - Holzbau - Holzhandel Herschbach/Oberwesterwald) bezüglich der Entwicklung im Holzbau. An- und Aufbauten seien hier gut zu realisieren und auch der Holzpreis sei etwas gefallen. Allerdings könne die Lohnentwicklung noch nicht abgeschätzt werden. Die Innenentwicklung der Dörfer erhalte unter dem Stichwort Flächenverbrauch eine neue Chance.
Eine Marktberuhigung sieht Johannes Schupp (ISOWOODHAUS Finnentrop) bei den Fertighäusern. Dort seien die hohen Energiestandards zu verwirklichen, jedoch nur von einem bestimmten Kundenkreis bezahlbar. Neben Neubauten müsse das Unternehmen stärker auf Aufstockungen und Anbauten setzen. Über deutlich unterschiedliche Auftragsstände bei heimischen Handwerksbetrieben berichtet Elisabeth Schubert (Geschäftsstelle Kreishandwerkerschaft). Im Hochbau sei die Situation kritisch, im Ausbaugewerbe (Heizung, Sanitär, Elektro) herrsche weiter eine gute Auftragslage.
Förderpolitik verstetigen
Von allen Teilnehmern wurde die kaum durchschaubare und sprunghafte Förderpolitik des Bundes kritisiert. Eine seriöse Beratung durch Handwerksbetriebe und Banken sei kaum möglich, wenn Verlässlichkeit und Planungssicherheit durch die Regierung nicht gewährleistet seien.
Edgar Deichmann machte deutlich, dass sich die Kreisverwaltung des Westerwaldkreis als Partner von Kommunen und Bauherren sieht. "Wir suchen für alle Beteiligten nach einer Lösung, können jedoch gesetzliche Anforderungen nicht übergehen."
CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel regt an, auf der kommunalen Ebene die Innenentwicklung der Dörfer und Städte noch stärker in den Blick zu nehmen. "Wir wollen als Christdemokraten unseren Beitrag dazu leisten, damit im Westerwald bezahlbarer Wohnraum erhalten bleibt." (PM)