IHK Positionspapier zur regionalen Wirtschaft: Ist der Standort Westerwaldkreis fit für die Zukunft?
Ist der Standort Westerwaldkreis fit für die Zukunft? Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz hat dazu ein von der Regionalgeschäftsstelle Montabaur und deren Beirat aus Unternehmern erarbeitetes Positionspapier zur regionalen Wirtschaft vorgestellt. Dieses könne mit seinen Handlungsempfehlungen als Grundlage für zukunftsgerichtete Strategien dienen, um den Standort Westerwaldkreis nachhaltig zu stärken.
Montabaur. „Vieles läuft hier im Westerwaldkreis verdammt gut, daher soll das Positionspapier nicht als Meckerei gewertet werden“, betonte Jens Geimer, Vizepräsident der IHK Koblenz und Geschäftsführer der Westerwald Brauerei. Jedoch gebe es in einigen Bereichen Potenzial nach oben. In vielen Gesprächen mit Unternehmern seien die Schwachstellen definiert, daraus zehn Handlungsempfehlungen abgeleitet und dann in einem 19-seitigen Positionspapier festgehalten worden:
Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur
Der Ausbau der B255, der Erhalt und die Pflege der Kreis- und Gemeindestraßen, ein langfristig attraktiver Fahrplan der Bahn am ICE-Bahnhof Montabaur in Verbindung mit einem guten ÖPNV-Angebot sind laut Positionspapier von großer Bedeutung, „um eine effiziente, weil gut funktionierende Verkehrsinfrastruktur sicherzustellen. Dies fördert die Mobilität von Menschen und Gütern und unterstützt das Wirtschaftswachstum im Westerwaldkreis“.
Investitionen in das Breitbandnetz und die 5 G-Infrastruktur
Auch hier sei deutlich Luft nach „oben“, betonte Geimer. Eine zuverlässige und leistungsfähige Leitungsinfrastruktur sei heute entscheidend für den unternehmerischen Erfolg.
Planung und Aufbau einer zukunftsfesten Energieversorgung
Mit welchen Energieträgern arbeiten wir in Zukunft? Wenn sich Unternehmen diese Frage stellen, haben sie einen längeren Zeitraum im Blick. „Damit Unternehmer vorausschauend planen können, braucht es ein verlässliches Konzept der zukünftigen Energieversorgungsinfrastruktur in der Region“, erklärte der Koblenzer IHK-Vizepräsident.
Stärkung der Bildungslandschaft und MINT-Fähigkeiten
Weitere Investitionen in die Bildungslandschaft des Westerwaldkreises seien notwendig, um qualifizierte Fachkräfte auszubilden und die MINT-Kompetenzen zu fördern. Dies erhöhe die Chance auf „gute Ideen, die in der Region verbleiben“.
Ausbau guter Beziehungen zu Hochschulen
Die Pflege enger Kontakte zu Hochschulen in der Region, auch über die Kreisgrenzen hinweg, ermöglichten den Wissensaustausch, die Zusammenarbeit bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten sowie den Zugang zu qualifizierten Absolventen.
Stärkung des Handels im ländlichen Raum
Flächendeckende Erarbeitung von Einzelhandelskonzepten auf Verbandsgemeinde-Ebene unter regionaler Abstimmung mit den Nachbar-Gebietskörperschaften und die Zusammenarbeit der Gewerbevereine über die Grenzen der jeweiligen Gebietskörperschaft hinaus.
Professionelle Vermarktung des Westerwaldkreises vor allem im Tourismus sowie ein attraktives Erscheinungsbild der Ortskerne
Die professionelle Vermarktung ist laut IHK und Unternehmerschaft erforderlich, um Besucher anzulocken und die Potenziale des hiesigen Tourismussektors zu nutzen. An manchen Orten bestehe immer noch Kirchturmdenken. Dabei sei es vorteilhaft, an der Marke „Westerwald“ gemeinsam zu arbeiten und diese in der Wahrnehmung stärker nach vorn zu bringen.
Abbau von bürokratischen Hürden
Gefordert werden schnellere Genehmigungsverfahren zugunsten von Unternehmensgründungen und -entwicklungen. „Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Regionen“, mahnte Geimer.
Ausweisung von Gewerbeflächen
Diese seien erforderlich, um Bestand zu entwickeln, neue Unternehmen anzusiedeln und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Eine ausreichende Verfügbarkeit von Gewerbeflächen sei entscheidend für die Attraktivität des Westerwaldkreises als Standort für Unternehmen.
Intensivierung des Netzwerkgedankens
Förderlich für die Stärkung des Westerwaldkreises wäre auch die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Behörden, Kommunen, Schulen und weiteren Bildungsträgern. „Es gilt zu betonen, dass natürlich die Politik und die Verwaltungseinrichtungen vor Ort besonders gefordert sind, aber nicht nur: Auch die Akteure in der Wirtschaft selbst müssen sich entsprechend stärker einbringen“, fordert Geimer.
Richard Hover, Regionalgeschäftsführer der IHK Koblenz, Geschäftsstelle Montabaur, Laura Heuchemer, Vorsitzende des Beirates der IHK-Geschäftsstelle Montabaur und Prokuristin der Heuchemer Verpackung GmbH & Co. KG, Katharina Schlag, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Westerwaldkreis sowie der IHK Vizepräsident stellten die Handlungsempfehlungen im Detail vor. Hinsichtlich Tourismus erläutert Schlag, dass man auf die touristischen Leitlinien des Landes gewartet habe, um die regionale Konzepterstellung daran anpassen zu können. Das letzte Positionspapier stammt aus dem Jahr 2014. „Angesichts der dynamischen Entwicklung der regionalen Wirtschaft und den damit verbundenen Herausforderungen war es notwendig, das Standortpapier aus dem Jahr 2014 zu überarbeiten und an die aktuellen Entwicklungen anzupassen“, berichtet sie von zahlreichen Gesprächen, Workshops und dem Arbeitskreis in Vorbereitung auf das neue Positionspapier. Präsentiert wurde dieses am 25. Oktober in den Räumlichkeiten der Wäller Markt eG in Stockum-Püschen.
Das vollständige Positionspapier kann auf der Internetseite der IHK Koblenz unter Eingabe der Dokumenten-Nummer 5946908 eingesehen und heruntergeladen werden. (sol)
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