Pressemitteilung vom 08.11.2023
Holocaustopfer Hanuš Hachenburg: Buchvorstellung und Ausstellung im Vogtshof Hachenburg
Die "GeschichtsWerkstatt Hachenburg" (GWH) präsentiert derzeit eine Ausstellung und ein umfangreiches Buch über die Familiengeschichte des Juden Hanuš Hachenburg, der mit nur 15 Jahren im Vernichtungslager ermordet wurde. Mit erst 14 Jahren schrieb er bewegende Gedichte, die zur Ausstellungseröffnung von einem 14-jährigen Aramäer vorgetragen wurden.
Hachenburg. Im Vogtshof in Hachenburg läuft die Ausstellung über Hanuš Hachenburg nur noch wenige Tage - Bis zum 12. November. Dort kann auch direkt das neue GWH-Buch "Hanuš Hachenburg - Poet, Holocaustopfer, Spross einer weitverbreiteten Familie" eingesehen und erworben werden.
Bei der Ausstellungseröffnung begrüßte Bruno M. Struif, Vorsitzender der "GeschichtsWerkstatt Hachenburg", auch im Namen seiner Vorstandskolleginnen Regina Klinkhammer, Sabine Herrmann, und Verena Kauschka, die Anwesenden im voll besetzten Löwensaal des Vogtshofes.
Unter den zahlreichen Zuhörenden waren als Ehrengäste Gisela-Renate Carageorge, geb. Hachenburg, und ihr Ehemann Werner Kath. Zu Beginn erzählte Struif die Geschichte der Familie mit Namen "Hachenburg", deren erster Namensträger Seligmann Baruch Löw Hachenburg (1769-1836) war. Dessen Mutter war Sarah, eine bildhübsche Tochter des Hachenburger jüdischen Seifensieders Baruch Löw. Diese soll nach der Familiensaga und der Überlieferung in Hachenburg ein Verhältnis mit Burggraf Johann August (1714-1799), letztem Regent der Grafschaft Sayn-Hachenburg, gehabt haben.
Gedichte vor den Nazis versteckt
Seligmann wuchs in Prag auf und wurde der Stammvater einer weitverzweigten Familie. Einer seiner Söhne war Moritz Hachenburg, der Oberarzt in der Armee wurde. Ein Urenkel von Moritz war Hanuš Hachenburg, der 1929 in Prag geboren wurde. Seine Eltern Jiri und Eliska Hachenburg hatten sich getrennt und Hanuš kam 1938 in das Prager Waisenhaus für jüdische Kinder.
1942 wurde Hanuš in das Ghetto Theresienstadt, 60 Kilometer nördlich von Prag, deportiert. Dieses Ghetto war kein Vernichtungslager, sondern diente den Nazis dazu, der Welt die wahren Absichten bei der "Lösung der Judenfrage" zu verschleiern. Im Ghetto Theresienstadt schrieb Hanuš Hachenburg bewegende Gedichte, die inzwischen große Beachtung gefunden haben. Sie waren ein Beitrag zu dem heimlich von den inhaftierten Jungen wöchentlich herausgegebenem Vedem-Magazin (vedem = wir wissen). Die Vedem-Magazine blieben der SS verborgen und wurden in einer Metallkiste von einem der inhaftierten Jungen 1944 vergraben. Der Junge, Zdenek Taussig, überlebte den Holocaust, grub die Metallkiste nach dem Krieg wieder aus und übergab die Vedem-Magazine einem tschechischen Archiv. Damit sind auch die sehr beeindruckenden Gedichte von Hanuš erhalten geblieben.
Hanuš wurde nur 15 Jahre alt
Drei dieser Gedichte trug bei der GWH-Veranstaltung Tim Elias Abrahiem vor, ein 14-jähriger deutscher Junge mit aramäischen Wurzeln, der in Hachenburg wohnt. Die Zuhörenden waren sehr ergriffen, den Worten des damals 14-jährigen Hanuš lauschen zu dürfen, mit dem Wissen, dass dieser Junge nur 15 Jahre alt werden durfte. Dies nahm die Menschen mit.
Bruno M. Struif berichtete nicht nur über das Schicksal von Hanuš Hachenburg, der Ende 1943 nach Auschwitz deportiert und dort 1944 umgebracht wurde, sondern erzählte auch interessante Details anderer Mitglieder der Familie Hachenburg. Es wurde deutlich, wie sehr diese Familie unter dem Nazi-Regime gelitten hat, denn Hanuš war nicht das einzige Holocaustopfer der Familie, die den Namen "Hachenburg" trägt.
Nach dem Vortrag des GWH-Vorsitzenden richtete Gisela-Renate Carageorge, geb. Hachenburg, abstammend aus der Familie Hachenburg, einige sehr persönliche Worte an die Zuhörerschaft. Sie übergab zwei für das Hachenburger Stadtarchiv interessante Objekte aus dem Familienbesitz an VG-Bürgermeisterin Gabriele Greis, welche diese stellvertretend für den Stadtbürgermeister mit herzlichem Dank entgegennahm.
Eine Würdigung der Familie Hachenburg auf 200 Seiten
Danach hielt die VG-Bürgermeisterin eine Ansprache. Sie freute sich über Buch und Ausstellung zu Hanuš Hachenburg und lobte das Engagement der Geschichtswerkstatt. Sie hob in Ihrer Ansprache auch die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit hervor und betonte die Wichtigkeit, sich gerade in der jetzigen Zeit gegen antisemitische Tendenzen und Fremdenfeindlichkeit und für ein friedliches Miteinander einzusetzen. Zum Abschluss des offiziellen Teils der Veranstaltung trug Tim Elias noch ein weiteres Hanuš-Gedicht vor und dann lauschten die Anwesenden einem sehr bewegenden Klezmer-Musik-Stück der Band von Irith Gabrieli, die oft als "Queen of Klezmer" bezeichnet wird. Beim Genuss des sich anschließenden Buffets von Verena Kauschka und Manuela Wiczinski, entwickelten sich sehr viele persönliche Gespräche.
Das von Bruno M. Struif geschriebene 200-seitige Buch "Hanuš Hachenburg - Poet, Holocaustopfer, Spross einer weitverbreiteten Familie" ist im Hachenburger Buchhandel und über die GWH erhältlich. Es kann auch in der Ausstellung gekauft werden.
Die Ausstellung ist noch bis zum 12. November im Vogtshof Hachenburg zu sehen. Sie ist wochentags von 13 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Am 9. und 12. November wird es jeweils um 15 Uhr Lese- und Erzählrunden geben.
Informationen können per E-Mail an info@geshichtswerkstatt-hachenburg.de erfragt werden. (PM)
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