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Nachricht vom 31.10.2011    

Konrad Adenauer und die Nistermühle

Nach den Sonderausstellungen zu Arthur Henney in der Westerwald Bank und über das Franziskanerkloster in der katholischen Kirche Maria Himmelfahrt zeigt die Hachenburger Geschichtswerkstatt, die erst vor drei Jahren gegründet wurde, derzeit schon die dritte kompetente Fachausstellung. Dieses Mal widmete sich der Verein der aufregenden Historie der Nistermühle, die vor 777 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Sie wecken die Faszination der Geschichte auf der Nistermühle: Bruno Struif, Notar Konrad Adenauer (Kanzlerenkel) und Hermann Josef Roth (von links)

Hachenburg. Im Rittersaal des Vogtshofes läutete der MGV Müschenbach mit „Da geht ein Mühlenrad“ unter der Leitung von Joachim Menningen eine Ausstellung über die Geschichte der Nistermühle bei Hachenburg ein, die von zahlreichen interessierten Hachenburgern besucht wurde.

Zeitzeugin Margrit Lerner aus Müschenbach erinnert sich noch gut an eine persönliche Begegnung mit Konrad Adenauer, der sich 1944 unter dem Decknamen Dr. Weber zwei Wochen lang auf der Nistermühle vor der Gestapo versteckte. Nach dem Stauffenberg-Attentat wurden bei der Aktion „Gitter“ zahlreiche Angehörige der demokratischen Parteien verfolgt und verhaftet. Die Aktion forderte viele Opfer. Auch der spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer stand auf der Fahndungsliste. Sein Versteck auf der Nistermühle wurde von seiner Frau im Verhör verraten und Adenauer wurde am 24.September 1944 gestellt. Die Familie Rödig, damals Besitzer der Nistermühle, sah sich nach dem Krieg benachteiligt in der Zuteilung von Mahlaufträgen, was Adenauer im Briefverkehr damit begründete, dass sich die Rödigs gegen die Nazis gestellt hätten, wobei er Hachenburg 1946 als durchweg nationalsozialistisch beschrieb.
Dr. Hermann Josef Roth verband persönliche Parallelen mit dem Schicksal Adenauers, denn auch sein Vater, Heinrich Roth, sei als ehemaliger Bürgermeister Montabaurs von der Gestapo verhaftet worden. Roth beschrieb daher auch lebendig, dass traumatisierende Erinnerungen mehr als nur ein paar Ansichtskarten sind.
Besonderer Ehrengast war der Notar Konrad Adenauer, ein Enkel des ehemaligen Bndeskanzlers, der zugleich Vorsitzender des Konrad-Adenauer-Freundeskreises ist, welcher die Ausstellung und Publikation zur Nistermühle finanziell unterstützt hat. Selbst für den Notar, der zuletzt 1976 die Nistermühle besuchte, waren viele der recherchierten Fakten neu, die von Bruno Struif, Vorsitzendem der Geschichtswerkstatt, zusammengetragen wurden mit fachlicher Unterstützung von Ulrich Braun, Antje Winter und Dieter Trautmann.
Weiterer Ehrengast war Hans-Peter Mensing, prominenter Autor der Adenauer-Biographie. Mensing lobte die Ausstellung als eine Bereicherung der bisherigen Erkenntnisse. Peter Holl, Beigeordneter der Stadt Hachenburg, die für die Ausstellung die Räumlichkeite im Vogtshof zur Verfügung stellte, dankte der Geschichtswerkstatt im Namen von Bürgermeister Peter Klöckner dafür, dass sie stets aufs Neue die Faszination an der Stadtgeschichte vorantreibe. Struif dankte Elisabeth Guntermann, Robert Adolf, dem Geschichtsverein Brauweiler und der Familie Victor für ihre Unterstützung.
Wer die Ausstellungseröffnung verpasst hat, wird am 12. November nochmals Gelegenheit haben, das Thema zu vertiefen. Regina Klinkhammer, 2. Vorsitzende der Geschichtswerkstatt, wird am 12. November, 11 Uhr, einen detaillierten Vortrag halten, der Adenauers Aufenthalt im Westerwald noch näher beleuchtet.



Doch nicht nur der Aufenthalt Adenauers kennzeichnet die Geschichte der Nistermühle, die am 28. Dezember 1234 erstmals urkundlich erwähnt wurde - im Zusammenhang mit einer jährlichen Abgabe von 20 Maltern Korn zugunsten des Konvents der Zisterzienser Abtei Marienstatt. Struif verstand es, in seiner spannenden Rede verschiedene Ereignisse auf der Nistermühle anzusprechen und in offenen Fragen münden zu lassen. Fragen, die in der Ausstellung und der Publikation tiefgehend beantwortet werden. So wurde 1298 die Nistermühle wegen Schulden Hachenburgs der Abtei Marienstatt als Pfand zugesprochen. Im weiteren Verlauf der Geschichte fungierte die wasserbetriebene Mühlstation als Zollstelle. Die Ausstellung deckt eine dort in der Vergangenheit betriebene Falschmünzerei auf und berichtet von Wasserstreitigkeiten. Auch wurde noch bis ins 19. Jahrhundert hinein nach spätmittelalterlichem Bannrecht bestimmt, welche Untertanen ihr Getreide dort zu mahlen hatten, was immer wieder zu Konflikten führte. Roth wies darauf hin, dass das harte Leben auf einer Mühle alles andere als idyllisch gewesen sei.

Seit 1960 wird die Nistermühle von der Familie Victor bewirtschaftet und gilt heute als ältester noch existierender Betrieb des ehemaligen Sayn’schen Herrschaftsgebietes. Derzeit ist die Nistermühle vor allem als Pferdegestüt bekannt. Enkeltochter Rebekka Victor unterstützte die Ausstellung gerne als Co-Autorin. Die Ausstellung läuft noch bis zum 13. November. Weitere Infos unter www.geschichtswerkstatt-hachenburg.de
(Thomas Sonnenschein)


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