Pressemitteilung vom 03.01.2024
Mehr Erwerbslose im Westerwaldkreis: 2023 bringt Trendwende am Arbeitsmarkt
Die Arbeitslosigkeit ist deutlich gestiegen. Zugleich bleibt die Beschäftigung auf hohem Niveau stabil. Fach- und Nachwuchskräfte werden weiterhin dringend gesucht. Die Konjunkturkrise durchkreuzt viele Zukunftspläne und die Unternehmen zögern, personelle Entscheidungen zu treffen: Die Bilanz der Agentur für Arbeit Montabaur für 2023 fällt gemischt aus.
Westerwaldkreis. Prognosen für das neue Jahr sind wegen der anhaltenden Unsicherheit schwierig. Angesichts der Wirtschaftsschwäche dürften sich die beobachteten Tendenzen jedoch verfestigen. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Montabaur - er umfasst den Westerwald- und den Rhein-Lahn-Kreis - waren 2023 durchschnittlich 6.238 Menschen ohne Job gemeldet. Das sind 831 Personen (15,4 Prozent) mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote spiegelt dies mit einem Anstieg von glatten 3 Prozent auf 3,5 Prozent.
"Am Arbeitsmarkt mussten wir im Jahresverlauf eine Trendwende hin zur steigenden Erwerbslosigkeit verzeichnen", sagt Elmar Wagner, Chef der Arbeitsagentur Montabaur. "Inzwischen hat die Arbeitslosigkeit im Jahresmittel fast wieder das Level der Corona-Krise von 2020 erreicht." Von der Zunahme betroffen sind alle Personengruppen. In der Folge erhöht sich auch die Langzeitarbeitslosigkeit, die 11,3 Prozent über dem Vorjahr liegt. Durchschnittlich 1.446 Männer und Frauen waren 2023 über ein Jahr ohne Beschäftigung; das sind 146 Personen mehr als 2022.
Schlechtere Job-Chancen
Die Chancen, wieder einen neuen Job zu finden, haben sich verschlechtert. Zum einen halten sich die Betriebe zurück, neues Personal einzustellen. Im Jahresvergleich ist die Nachfrage um fast ein Viertel eingebrochen: 2022 wurden der Agentur für Arbeit insgesamt 6.598 Stellen gemeldet; 2023 waren es nur noch 5.095. Zum anderen haben Arbeitslose oft nicht die Qualifikation, die für eine Tätigkeit erforderlich ist. Um möglichst viele Menschen zurück ins Erwerbsleben zu bringen, bietet die Arbeitsagentur Montabaur offensiv berufliche Weiterbildungen an und investiert allein dafür im kommenden Jahr mehr als 6 Millionen Euro Fördermittel.
Ungeachtet der Konjunkturflaute bleibt der Fachkräftebedarf das große Thema am Arbeitsmarkt. Der demografische Wandel gewinnt an Dynamik. Jetzt und in naher Zukunft gehen die Berufstätigen der geburtenstarken Jahrgänge in die Rente, und diese Lücke ist ohne gesteuerte Zuwanderung aus dem Ausland nicht zu füllen. Personalengpässe sind bereits ein zunehmendes Wachstumshemmnis für Industrie, Handel und den Dienstleistungssektor. Dass das Handwerk und die Gastronomie besonders betroffen sind, ist im Alltag längst spürbar.
Verschärft wird der Fachkräftebedarf durch einen anderen Mangel: Wenn Kinderbetreuung und Pflege nicht oder nur unzureichend gewährleistet werden können, bleiben vor allem Frauen zu Hause und kümmern sich um Kinder und hilfsbedürftige Angehörige. Diese Frauen sind zumeist beruflich gut qualifiziert und fehlen während der familiären Betreuungszeiten als Fachkräfte am Arbeitsmarkt.
Verhaltene Erwartungen
Trotz schlechter Konjunktur entwickelt sich die Beschäftigung im Agenturbezirk Montabaur weiterhin positiv. Mit 105.874 Menschen (Stichtag 30. Juni 2023) haben mehr als je zuvor einen sozialversicherungspflichtigen Job. Die Erwartungen für 2024 sind verhalten. Elmar Wagner: "Die Flaute der deutschen Wirtschaft hält an. Davon bleibt auch der regionale Arbeitsmarkt nicht verschont. Zunächst dürfte der Winter nicht einfach werden, wenngleich viele Betriebe aus bekannten Gründen ihre eingearbeiteten Mitarbeiter behalten wollen.
Aufs Jahr gesehen stellen wir uns auf einen Anstieg der Erwerbslosigkeit ein. Nach der Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung dürfte er aber moderat ausfallen, während die Beschäftigung sogar noch leicht wächst. Wir sollten also weiterhin zuversichtlich in die Zukunft blicken."
Der Arbeitsmarkt im Dezember
Im Dezember ist die Arbeitslosigkeit im Agenturbezirk Montabaur leicht gestiegen. Ende des Jahres 2023 wurden 6.481 Menschen ohne Job gezählt; das sind 209 Personen mehr als im November. Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,6 Prozent. Damit ist sie 0,1 Prozentpunkte höher als im Vormonat und 0,5 Prozentpunkte höher als im Vorjahresmonat. Im Dezember 2022 gab es 946 Erwerbslose weniger als derzeit.
Der Agenturbezirk Montabaur umfasst zwei Landkreise: Im Westerwaldkreis sind aktuell 3.971 Menschen ohne Beschäftigung gemeldet. Das sind 159 mehr als im November und 646 mehr als Ende 2022. Die Arbeitslosenquote beträgt 3,4 Prozent. Im Vormonat waren es 3,3 Prozent, im Vorjahr 2,9 Prozent.
Im Rhein-Lahn-Kreis ist mit 2.510 Arbeitslosen ein Anstieg um 50 Personen gegenüber dem November zu verzeichnen; verglichen mit dem Dezember 2022 gibt es 300 Erwerbslose mehr. Die Quote ist im Laufe des vergangenen Monats von 3,7 auf 3,8 Prozent gestiegen. Vor einem Jahr waren es 3,4 Prozent. (PM)
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