Pressemitteilung vom 10.04.2024
Abschied mit Tränen und Segen: Pfarrerin Anne Pollmächer verlässt Montabaur
Sechs Jahre lang hat Pfarrerin Anne Pollmächer die Evangelische Kirchengemeinde Montabaur geprägt. Nun hat sie in der voll besetzten Pauluskirche Adieu gesagt: Sie bleibt mit ihrer Familie zwar in der Kreisstadt, arbeitet künftig aber als Theologische Ausbildungsreferentin in Darmstadt. Ein Abschied, der nicht nur ihr, sondern vielen Westerwäldern zu Herzen geht.
Westerwaldkreis. Der Posaunenchor intonierte "Wer nur den lieben Gott lässt walten" und Kirchenmusiker Leo Wildauer spielte "Kein schöner Land" für Pollmächer auf dem Klavier. Abschiedslieder, die für das stehen, was der Pfarrerin wichtig ist: für die Orte, die ein Leben prägen. Und für das, was bleibt, wenn man diese Orte verlässt. Pollmächer erinnert sich in ihrer letzten Predigt an einen Steg in Brandenburg an der Havel oder einen Berggipfel, über dem sich ein Gewitter zusammenzieht. "An diesen Heimat-Orten habe ich Gott gespürt. Aber ich bin immer wieder von ihnen aufgebrochen", sagt sie und erzählt die biblische Geschichte des Volkes Israel, das am Berg Sinai Gott ganz nah war und trotzdem weitergezogen ist.
Pollmächer nimmt Abschied und was sie sich für die Kirche in Zukunft wünscht
Was also bleibt, wenn Menschen wie Pollmächer weiterziehen? Die Antwort findet sie im sogenannten Aaronitischen Segen: "Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden." So enden die meisten evangelischen Gottesdienste. Und so endet auch die Zeit Pollmächers als Pfarrerin in Montabaur. "Diese Worte sind für mich Heimat. Sie waren vor mir und werden auch nach mir sein. Diese Zusage Gottes gilt."
Die Pfarrerin hat oft über den Tellerrand der eigenen Gemeinde hinausgeblickt. Sie war da für die, die in den Seniorenheimen unter der Coronapandemie gelitten haben, für die Geflüchteten aus der Ukraine, die in den Räumen der Kirchengemeinde eine Bleibe gefunden haben, für die Diakonie. Diesen Blick müsse sich auch die Kirche der Zukunft bewahren, findet sie. Sie träumt von einer Kirche der neuen Wege, "die am Rande steht, statt mit den Mächtigen zu tanzen; die mit denjenigen weint, denen nach Heulen zumute ist."
Abschiedsworte für Pollmächer
Auch während ihres Abschieds fließen Tränen. Bei Pollmächer selbst, als ihr Dekan Axel Wengenroth, Pfarrer Stefan Claaß und Pastor Arnd Schomerus Gottes Segen für den weiteren Weg zusprechen. Bei den Gästen, als Kirchenvorstandsmitglied Alexander Böhler einen Friedenswunsch auf Altrussisch vorträgt. Ein trauriger Abschied ist es trotzdem nicht. Denn Pollmächer hinterlässt ein "wohl bestelltes Feld", wie Dekan Axel Wengenroth sagt. Dass die Gemeinde so gut dastehe, sei auch ihr Verdienst.
Auch ihr katholischer Kollege Steffen Henrich hat die Zusammenarbeit sehr geschätzt: "Du hast viele Spuren in den Herzen hinterlassen", sagt er und lobt die scheidende Pfarrerin als ehrlichen, authentischen Menschen. Für Wilfried Kehr, den Leiter der Regionalen Diakonie Westerwald, hat Pollmächer Glaube und Liebe stets gemeinsam gedacht und nennt ihr großes Engagement für die Geflüchteten aus der Ukraine als Beispiel. Drei von ihnen bedanken sich auf ihre Weise bei ihr und singen zwei bewegende Lieder zum Abschied.
Auch die Montabaurer Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland ist dankbar für die Zeit mit Pollmächer. "Die Gesellschaft braucht das gute Miteinander und die Perspektive auf etwas, das uns trägt", sagt die Stadtbürgermeisterin. Das gute Miteinander hat auch der Montabaurer Kirchenvorstand erlebt, für den Annedore Schäfer-Bösch stellvertretend spricht. Pollmächer sei ein Mensch, der nicht nur Dinge beim Namen nenne, sondern der auch die Seel- und Fürsorge im Blick habe, sagt Schäfer-Bösch, die nun aus dem Kirchenvorstand ausscheidet. "Danke für Deine offene Art, fürs Zugehen auf uns. Wir waren ein gutes Team, sind aneinander gewachsen und haben uns gegenseitig gestützt."
Der Abschied Pollmächers geht zu Herzen. Aber die vielen Weggefährten haben am Ende des letzten Gottesdienstes "ihrer" Pfarrerin kein verzagtes Herz. Denn das Feld ist in Montabaur tatsächlich wohl bestellt, bereit für die nächste Pfarrperson in der Kreisstadt. Ihn oder sie erwartet mit Pfarrerin Ricarda Bosse eine offene, kreative Kollegin und ein Heimat-Ort, der schon viele Leben geprägt hat. (PM)
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