Fachkräftemangel in der Pflege
Auch am Westerwaldkreis geht die demografische Entwicklung nicht spurlos vorbei. Die Zahl der älteren Bürger steigt in den kommenden Jahrzehnten dramatisch an – und damit der Bedarf an geeigneten mobilen und stationären Pflegeangeboten. Bis zum Jahr 2025 fehlen jedoch 288 Pflegefachkräfte. Im Kreis ist die Pflegestrukturplanung im kommenden Jahr deshalb ein wichtiges Thema.
Westerwaldkreis. In den kommenden beiden Jahrzehnten wird der Bedarf an Fachkräften in der Altenpflege in den 22 Seniorenzentren und ebenfalls 22 mobilen Pflegediensten im Kreis weiter stark zunehmen. Dies geht aus der Auswertung der jetzt vom Statistischen Landesamt vorgelegten Prognosen hervor. Danach wird die Zahl der Pflegebedürftigen über 60 Jahre von 4.326 bereits bis 2015 um 16.9 Prozent auf 5.057 zunehmen. 2025 wird dann bereits mit 5.909 Pflegebedürftigen gerechnet, einer Zunahme von 36,6 Prozent. Weitere 25 Jahre später, also 2050, sind bereits 9.127 Menschen im Westerwaldkreis pflegebedürftig, eine Steigerung um 111 Prozent. Noch stärker nimmt in dieser Zeit der Bedarf an stationärer Pflege zu: um 129,4 Prozent.
Zahlen, die besorgniserregend sind. Für die SPD-Kreistagsfraktion ist die Erarbeitung der für den Kreis vorgeschriebenen Pflegestrukturplanung deshalb eine der wichtigsten kommunalen Aufgaben im nächsten Jahr.
„Wenn wir unsere alten Menschen künftig nicht Pflegerobotern anvertrauen wollen, muss die Pflege jetzt einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft und auch in der Kommunalpolitik bekommen“, stellt der Sozialpolitische Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, Uli Schmidt (Horbach), fest. Da helfe nicht allein der Blick nach Berlin und Mainz, auch in der Kreispolitik müssten die Weichen kraftvoll und richtig gestellt werden.
Dies sei wichtig, da bereits jetzt viele Einrichtungen händeringend nach geeigneten Pflegefachkräften suchen. „Künftig gibt es wesentlich weniger junge Menschen die überhaupt für einen Pflegeberuf in Frage kommen“, meinte die Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, MdL Dr. Tanja Machalet. Dies drücke auch die Prognose des Statistischen Landesamtes aus, das bis 2025 von 288 fehlenden Altenpflegefachkräften in der Region Westerwald ausgeht. Die jungen Leute seien zunehmend auch von anderen Branchen und Wirtschaftszweigen begehrt, da der Fachkräftemangel sich nicht nur auf die Pflegeberufe beziehen wird.
In die Pflegestrukturplanung des Kreises muss nach Ansicht der Sozialdemokraten einbezogen werden, dass der Trend weg von der Pflege durch Angehörige hin zum professionellen ambulanten und stationären Anbieter geht. Dies habe seine Ursachen unter anderem in der zunehmenden Berufstätigkeit von Frauen und der Trennung von Familien durch berufsbedingte Umzüge. „Es ist unrealistisch, dass die Mehrheit der Pflegebedürftigen künftig noch von Angehörigen versorgt werden kann“, meinte Thomas Mockenhaupt (Mörlen) als Mitglied des Kreisausschusses für Soziales, Gleichstellung und Gesundheit. Auch der Einsatz von osteuropäischen Haushaltshilfen sei nicht beliebig steigerbar und zudem rechtlich und moralisch strittig.
Notwendig ist nach Ansicht der Sozialdemokraten, die Pflegeberufe und Pflegehilfsberufe im Hinblick auf Arbeitszeiten und Lohn künftig attraktiver zu gestalten. Zudem seien die Ausbildungsmöglichkeiten weiter zu verbessern. Andernfalls drohe spätestens ab 2025 im Westerwald eine wirkliche Pflegekatastrophe. Der Vorsitzende der SPD-AG 60plus im Westerwaldkreis, Runald Herbertz (Montabaur), unterstütze vor diesem Hintergrund die Vorstellung der Fraktion, eine kreisweite Seniorenvertretung zu schaffen. Der Dank der SPD gilt insbesondere der rheinland-pfälzischen Sozialministerin Malu Dreyer, die auch in der neuen Landesregierung eine menschenwürdige und qualitativ hochwertige Pflege zu einem sozialpolitischen Schwerpunkt gemacht hat.