Solaranlagen: Wie man den Eigenverbrauch steigert
RATGEBER | Schon Ende 2020 waren im Bundesland Rheinland-Pfalz rund 120.000 Solaranlagen installiert. Jetzt wird es jährlich noch mehr Neuinstallationen geben. Denn landesweit müssen Neubauten per Gesetz seit Anfang 2024 mit Vorrichtungen für PV-Paneele ausgestattet werden. Dabei lohnt Solarstrom vom eigenen Dach nicht nur für die Umwelt. Auch dem Geldbeutel kommt der Umstieg auf die alternative Energie zugute. Das gilt insbesondere bei hohem Eigenverbrauch. Wieso und wie Verbraucher ihren Eigenverbrauchsanteil erhöhen sollten, wird im Folgenden erklärt.
Wirtschaftlichkeit: Wie der Eigenverbrauch die Rentabilität von Solaranlagen beeinflusst
Seit Jahren investiert die Bundesregierung in Klimaschutz. Dabei hat sie sich für das Jahr 2030 ehrgeizige Ziele gesetzt. Bis dahin sollen die deutschen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 dank der Umstellung auf erneuerbare Energien um 65 Prozent sinken. Solarenergie gilt dabei als eine der wichtigsten Säulen. Um Verbraucher zum Umstieg darauf zu motivieren, werden Solaranlagen und zugehörige Speichersysteme großzügig gefördert. Neben Krediten und Zuschüssen machen in Aussicht gestellte Steuervorteile die Installation für Privathaushalte attraktiv. Obwohl die Anlagen mit Anschaffungskosten zwischen 7.000 und 25.000 Euro noch immer relativ teuer sind, rentieren sie sich schnell. Angesichts der heutigen Strompreise erreicht man schon nach zehn bis 15 Jahren eine Amortisierung. Bei einer Lebensspanne von 25 Jahren fahren Solaranlagen damit mindestens zehn Jahre lang Gewinne ein. Zur Berechnung der jeweils zu erwartenden Amortisationszeit und Gewinnspanne teilen Verbraucher die Anschaffungs- und Betriebskosten ihrer Anlage durch die jährliche Einspeisevergütung und die Stromkostenersparnis. Wie rentabel eine PV-Anlage wirklich ist, hängt im Einzelfall von mehreren Faktoren ab. So vor allem von
• der Größe der Solaranlage: Übliche PV-Anlagen für Einfamilienhäuser besitzen eine Leistung von neun bis 13 Kilowatt-Peak und amortisieren sich innerhalb von zehn Jahren. Dabei erreichen größere Anlagen wegen der potenziell höheren Stromkostenersparnis theoretisch eine schnellere Amortisierung. In der Praxis ist dies allerdings nur dann der Fall, wenn die Dimension perfekt zum Stromverbrauch im Haushalt passt und der Eigenverbrauchsanteil relativ hoch ist.
• dem Speichersystem: Mit einem passenden Stromspeicher amortisieren sich Solaranlagen um mehrere Jahre schneller. Dabei fahren sie nach der Amortisierung zudem höhere Gewinne ein. Denn durch Speichersysteme kann sich der Eigenverbrauchsanteil verdoppeln.
• dem Eigenverbrauchsanteil: Je mehr produzierter Solarstrom von elektrischen Geräten und Anlagen im eigenen Haushalt verbraucht wird, desto rentabler ist eine Solaranlage. Überschüsse werden gegen eine Einspeisevergütung dem öffentlichen Stromnetz zugeführt. Angesichts der gegenwärtigen und künftig zu erwartenden Vergütungen sowie Strompreise ist dies nicht so lukrativ wie die Stromkostenersparnis beim Eigenverbrauch.
Eigenverbrauch erhöhen: So rentiert sich Solarstrom vom eigenen Dach
Anfang 2024 verlangen die günstigsten deutschen Stromanbieter für Neukunden 26 Cent pro Kilowattstunde. Im Vergleich dazu beträgt die Einspeisevergütung für Solarstrom pro Kilowattstunde zur selben Zeit 8,11 Cent. Angesichts dieser Zahlen ist der Eigenverbrauch mehr als dreimal so rentabel wie die Einspeisung ins Netz. Um Solaranlagen so wirtschaftlich wie möglich zu betreiben, müssen sich Verbraucher daher um einen möglichst hohen Eigenverbrauchsanteil bemühen. Empfehlenswert sind in diesem Kontext etwa Maßnahmen wie
• die Integration eines passend dimensionierten Stromspeichers. Tagesspeicher stellen sicher, dass die zu Spitzenzeiten im Überschuss produzierte Solarenergie auch in der Nacht und in den Morgenstunden zur Verfügung steht. Abhängig vom jeweiligen Strombedarf und der Größe der Solaranlage sind auch Langzeitspeicher im Sinne von Cloud-Lösungen empfehlenswert. Führt man die an sommerlichen Sonnentagen überschüssige Solarenergie solchen Systemen zu, so kann man sie an Schlechtwettertagen oder im Winter abrufen.
• eine durch Solarenergie gedeckte Wärmeversorgung, beispielsweise in Form einer Wärmepumpen-Heizung. Diese Heizsysteme beheizen Wohnräume unter der Zuhilfenahme von Strom mit Umgebungswärme, die sie aus der Luft, dem Grundwasser oder Erdreich gewinnen. Wird ihr Strombedarf zum Großteil aus der eigenen Solaranlage gedeckt, heizen sie annähernd klimaneutral. Dabei spart die Kombination von PV-Anlage und Wärmepumpe neben Stromkosten auch die Kosten für Brennstoff.
• eine gezielte Verbrauchssteuerung: Weil die Solaranlage vor allem tagsüber Strom erzeugt, kann der darauf abgestimmte Betrieb von Stromabnehmern wie der Wasch- und Spülmaschine den Direktverbrauch erhöhen. Umsetzbar ist dies beispielsweise durch eine Zeitschaltuhr.
• die Anschaffung eines Elektroautos, das mit PV-Strom geladen wird. Dabei sollte die PV-Anlage von Anfang an auf das E-Auto als Stromabnehmer ausgelegt werden.
• eine intelligente Steuerung im Sinne eines Energiemanagementsystems, das die Stromaufnahme hauseigener Geräte unter Berücksichtigung des Gesamtsystems überwacht und optimiert. Die Eigenverbrauchsquote lässt sich dadurch um bis zu 20 Prozent steigern.
Jede der genannten Maßnahmen hilft bei der Erhöhung des Eigenverbrauchs. Zudem steigt durch den Großteil der erwähnten Punkte die energetische Autarkie. Diese Unabhängigkeit liegt vielen Bürgern in Zeiten unsicherer Energiemarktentwicklungen und großer Blackout-Ängste am Herzen. Denn je unabhängiger man vom öffentlichen Versorgungsnetz ist, desto mehr Versorgungssicherheit gewinnt man.
Welcher Eigenverbrauchsanteil realistisch ist
Zusätzliche Stromverbraucher wie eine Wärmepumpen-Heizung und ein E-Auto erhöhen bei passenden Energiemanagement- und Speichersystemen zwar den Eigenverbrauch einer Solaranlage. Eine Verbrauchsquote von 100 Prozent ist trotzdem nicht realistisch. Realistischerweise können Verbraucher durch die genannten Maßnahmen im Falle einer 3,6-Kilowatt-Peak-Solaranlage und eines 5,12-Kilowatt-Peak-Speichers mit einem Eigenverbrauchsanteil von 70 Prozent rechnen. Zugleich lässt sich auf diese Weise ein Autarkiegrad von rund 65 Prozent erreichen. Damit Solaranlagen einen möglichst hohen Eigenverbrauchsanteil erreichen, muss dabei schon in der Planungsphase alles stimmen. Von der Dachausrichtung bis hin zur Dimensionierung beeinflussen viele planungsrelevante Punkte den Ertrag der Anlage. Dabei sollte jener möglichst gut auf den Strombedarf abgestimmt sein. Auch die unter der Berücksichtigung der persönlichen Verbrauchsgewohnheiten optimale Dimensionierung des Stromspeichers ist ein wichtiger Punkt. (prm)