Pressemitteilung vom 05.05.2024
Ökologische Entdeckungsreise: Familienveranstaltung mit Gummistiefeln entlang der Nister
Bei einer naturkundlichen Familienveranstaltung, organisiert vom NABU Rennerod in Niederroßbach, begaben sich die Teilnehmer gemeinsam mit dem Diplom-Geographen Frank Steinmann auf eine spannende Erkundungstour in die Welt der Gewässer- und Fischökologie. Der Ausflug führte sie zum sogenannten Ortsbach und schließlich zur Nister, wo sie viel über die ökologischen Zusammenhänge zwischen Fließgewässern und ihrer Umgebung lernten.
Niederroßbach. Der Treffpunkt für die Veranstaltung war der Ort Niederroßbach, wo sich die Gruppe mit dem Geographen Frank Steinmann traf. Sein Fachgebiet umfasst die Gewässer- und Fischökologie. Die Route führte die Teilnehmer zunächst zum sogenannten Ortsbach, einem Wasserlauf, der durch die umliegende Landnutzung stark beeinträchtigt ist. Steinmann erklärte, dass der Bach seinen ursprünglichen Verlauf verloren habe und daher nicht sein volles ökologisches Potenzial ausschöpfen könne. Steinmann stieg ins Wasser und griff in den lehmigen Untergrund. In diesem dichten Lehm gebe es keine Zwischenräume, Luft- und Wasserporen fehlen, Fische, Krebstiere, Eintags- und Köcherfliegenlarven fänden hier keinen Lebensraum, erklärte er.
Kieselsteine im gesunden Bachbett
Trotz dieser Herausforderungen zeigte Steinmann den Teilnehmern, wie das Ökosystem im Laufe der Zeit Resilienz zeigt. Nach ergiebigen Regenfällen in den letzten Monaten konnten Teile des ursprünglichen, kiesreichen Bachbettes freigelegt werden. Diese Kies- und Steinstrukturen sind die Grundlage der Artenvielfalt natürlicher Bäche. Ein Biber hat sogar eine kleine Staustufe eingebaut. In diesem Kontext zeigte der Geograph anhand eines mitgebrachten Aquariums typische Bewohner der Mittelgebirgsbäche. Darunter befanden sich Bachforelle, Groppe und Bachneunauge - allesamt bedrohte und geschützte Arten.
Der Weg führte die Gruppe weiter entlang des Ortsbachs, vorbei an gefällten Weidenstämmen, mit Bissspuren vom Biber, bis hin zur Nister. Hier konnten die Teilnehmer einen besonders schönen und natürlichen Abschnitt des Flusses erleben. Steinmann erklärte jedoch, dass trotz der idyllischen Szenerie rund 92 Prozent der deutschen Bäche und Flüsse in einem mangelhaften ökologischen Zustand seien. Diese Tatsache steht im Kontrast zu den politischen Bemühungen auf nationaler und europäischer Ebene.
Mit Fangnetz im Wasser
Die Exkursion endete mit einer praktischen Übung: Die Kinder der Gruppe, ausgestattet mit Keschern und Becherlupen, konnten im Wasser verschiedene Tierarten beobachten und identifizieren. Dabei erfuhren sie auch, wie wichtig der Schutz von Wäldern für die Fließgewässer ist. Sie bieten eine Vielfalt an Lebensräumen für Wasser- und Waldbewohner. Gerade Beschattung sei für den Bach lebensnotwendig, um Überhitzung zu vermeiden, erläuterte Steinmann, insbesondere die gefährdete Bachforelle sei auf kühles und sauerstoffreiches Wasser angewiesen. In den Wurzeln der Erlen am Bach fänden Fische und Krebstiere ihre Kinderstube.
Frank Steinmann verabschiedete sich schließlich von den Teilnehmern mit den Worten: "Wir müssen nachdenken, wie wir mit unserem wichtigsten und am besten kontrollierten Rohstoff Trinkwasser umgehen." Ein passender Schlussgedanke für eine Veranstaltung, die darauf abzielte, das Bewusstsein für die Bedeutung unserer natürlichen Wassersysteme zu stärken. (PM/Red)
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