Helfer gesucht: "Weisser Ring" bietet auch im Westerwald Unterstützung für Kriminalitätsopfer
Von Wolfgang Rabsch
Ein dringender Hilferuf der Außenstelle Westerwald der Opferhilfe "Weisser Ring" fand Gehör. Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Landesvorsitzende der Opferhilfe in Rheinland-Pfalz, besuchte die Außenstelle, um ihre Solidarität und Unterstützung zu zeigen. Derzeit sucht die Opferhilfe dringend weitere Ehrenamtliche für die Betreuung.
Steinefrenz. Der Hilferuf der Außenstelle Westerwald der Opferhilfe "Weisser Ring" wegen fehlender Helfer blieb nicht ungehört: Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die Landesvorsitzende der Opferhilfe in Rheinland-Pfalz, besuchte die Außenstelle in Steinefrenz, um ihre Solidarität und Unterstützung zu bekunden. Dirk Schindowski, Leiter der Außenstelle Westerwald, zeigte sich hocherfreut, dass die Politikerin, die auch Fraktionsvorsitzende der SPD im Landtag von Rheinland-Pfalz ist, trotz ihres engen Terminkalenders, kurzfristig den Weg nach Steinefrenz fand.
Nach der Begrüßung ging es gleich ins Eingemachte, als Dirk Schindowski von den Sorgen der Außenstelle Westerwald berichtete. Von ursprünglich 14 Helfern sind zurzeit nur noch sieben aktiv für den "Weissen Ring" tätig. Er sprach auch die Gründe und Ursachen an, die zum einen altersbedingt und andererseits durch Änderung der persönlichen Lebensumstände, zum Beispiel Wechsel des Wohnortes außerhalb des Westerwalds, zustande gekommen wären.
Helfer sind überlastet
Aktuell wäre jeder der aktiven Helfer des Vereins mit etwa zehn Betreuungen stark ausgelastet, wodurch diese auch an seine eigenen Grenzen stoßen würde. Trotz intensiver Schulung durch Seminare und Lehrgänge, sieht die Realität häufig anders aus, da jeder Fall anders gelagert sei. Die meisten Opfer wenden sich an den "Weissen Ring", weil sie häusliche Gewalt, sexuellen Missbrauch oder Vergewaltigung erlebt hätten. Opfer können sich auch an den "Weissen Ring" wenden, wenn sie keinen Strafantrag gegen den vermeintlichen Peiniger gestellt haben.
Die Aufgabe der Helfer besteht in erster Linie darin, den Opfern zuzuhören, damit diese mit neutralen Personen sich ihre Sorgen und Probleme von der Seele reden können. "Jeder, der sich bei uns betätigen möchte, ist herzlich willkommen, sollte mindestens 18 Jahre alt sein und ein sauberes Führungszeugnis vorlegen können", so Schindowski. "Eine den Anforderungen entsprechend gründliche Einarbeitung ist selbstverständlich, alle erforderlichen Schulungen und Seminare sind kostenfrei. Gerne können auch Studenten bei uns vorstellig werden, die sich vorbereitend für das spätere Berufsleben, egal ob im juristischen, sozialen oder psychologischen Bereich, einiges an praxisnaher Lebenserfahrung aneignen wollen."
Neue Straftaten erschweren die Arbeit
Nach der Begrüßung durch den Außenstellenleiter ergriff Sabine Bätzing-Lichtenthäler das Wort und bedankte sich für den äußerst herzlichen Empfang beim "Weissen Ring". Als sie von den Problemen im Hinblick auf die Helferzahl hörte, wäre ihr sofort klar gewesen, dass sie schnellstmöglich und bestmöglich, der Außenstelle ihre Unterstützung signalisieren will.
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Sie ging in ihrem Statement gleich das brennende Thema an und berichtete: "Das Spektrum der Hilfe durch den Weissen Ring hat sich erheblich erweitert. Waren es vor Jahren noch überwiegend Sexual- und Gewalttaten, bei denen die Helfer den Opfern zur Seite standen, sind neue Straftaten und Vergehen in letzter Zeit hinzugekommen. Dazu gehören Mobbing, Stalking, auch Gewalt gegen Männer, Diskriminierung von queeren Personen und Paaren, physische und psychische Angriffe gegen Rettungsdienste, Polizei und Feuerwehr, sowie Cyberkriminalität. Auch Opfer von Schockanrufen, den sogenannten Enkeltrickanrufen, kann der Weisse Ring Unterstützung leisten. Die Opfer, die auf die Trickbetrüger hereingefallen sind, leiden enorm unter den Folgen, weil das praktisch niemand verstehen kann und denkt, wie kann man nur darauf reinfallen, es wird doch andauernd vor diesen Anrufen gewarnt? Opfer von Antisemitismus finden bei uns ebenfalls Hilfe, zumal die Zahlen der Vorfälle in letzter Zeit stark angestiegen sind".
Prävention ist essenziell
Weiter erklärt die Landesvorsitzende, dass die Prävention (Vorbeugung) eine Aufgabe für die Gesellschaft insgesamt darstellt. Dabei müssen Kinder- und Jugendhilfe Polizei, Behörden und Schulen unbürokratisch zusammenarbeiten und dürfen sich nicht hinter Zuständigkeiten verstecken.
Zum Abschluss ihres Besuchs warb Sabine Bätzing-Lichtenthäler eindringlich um neue Helfer und Unterstützer für den "Weissen Ring", speziell für die Außenstelle Westerwald. Sie habe auf der gesamten Landesebene unglaublich engagierte und motivierte Menschen kennengelernt, denen es ein Herzensbedürfnis ist, anderen zu helfen, die Schlimmes erlebt haben, größtenteils traumatisiert sind und Probleme haben, sich im Alltag wieder zurechtzufinden.
Die nächste Veranstaltung vom "Weissen Ring" - Außenstelle Westerwald, findet am Donnerstag, 4. Juli, vor dem Alten Rathaus in Montabaur statt. Ab 14 Uhr werden dort in einer Podiumsdiskussion zum Thema "Cyberkriminalität" unter anderem Sabine Bätzing Lichtenthäler, Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland, Vertreter der Polizei- und Kriminalinspektion Montabaur und weitere Gesprächsteilnehmer dieses aktuelle Thema diskutieren. Am Alten Rathaus wird auch ein Stand aufgebaut sein, an dem sich Kinder schminken lassen können.
Dirk Schindowski bittet alle, die sich sozial engagieren möchten und eine abwechslungsreiche, ehrenamtliche Freizeitgestaltung in einem kollegialen Team suchen, sich bei ihm zu melden. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 0151-14197247 mit ihm in Verbindung setzen.
(Wolfgang Rabsch)
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