Buchtipp: "Schön war’s, aber nicht nochmal. Urlaub mit den Eltern" von André Hermann
Von Helmi Tischler-Venter
Den titelgebenden Stoßseufzer können sicherlich viele nachvollziehen, die als erwachsene Menschen mit den Eltern in Urlaub waren. Zumindest, wenn diese ohne Fremdsprachen- und Computerkenntnisse ins Ausland fliegen, was vonseiten des Kindes viel Geduld und Humor erfordert. Da hilft es, wenn man wie André Herrmann Komiker ist und in Echtzeit tausenden Followern Episoden twittert.
Dierdorf/Hamburg. Eigentlich möchte André Hermann nicht mit den Eltern in Urlaub fliegen, aber da diese alles bezahlen wollen, kann er nicht ablehnen. Das Reiseziel ist Israel, mit einem Abstecher nach Jordanien.
Der Abflug nach Jerusalem soll um zwölf Uhr mittags stattfinden. Um 4 nach 4 mitten in der Nacht ruft die Mutter, von einem menschenleeren Bahnhof in Sachsen-Anhalt aus, ihren Sohn in Berlin an, er solle noch zwei Bananen mitbringen. Stattdessen bringt der Koffertracker mit, die sich als sehr nützlich erweisen. Vater hat ein Klappmesser dabei, das er schweren Herzens in einen Pflanzkübel steckt. Die Kontrollen im Flughafen zeigen ihre Tücken, Mutters Kreditkarte funktioniert nicht, die Kofferschlösser lassen sich nicht öffnen, aber der Markt in Jerusalem bietet sehr viele interessante Souvenirs.
An diesem Zentrum dreier Weltreligionen kann der Vater mit seinen Kenntnissen aus einer Fernseh-Doku glänzen, Fotomotive gibt es ohne Ende und das Essen - Humus mit Fafwaffel - schmeckt hervorragend. Einem erholsamen Urlaub stünde also nichts im Weg, wenn nicht der Hotel-Aufzug mit den Eltern steckenbliebe, eine Straßenkatze in Mutters Finger bisse und die Straßenbahnhaltestelle mitten in der Wüste läge. Auf der Rückfahrt vom Toten Meer geht der Vater ohne Ahnung, Englischkenntnisse, Geld und Ausweis verloren.
Der Autor stellt fest: "Ein bisschen fühlt es sich an wie im Ferienlager, nur dass diesmal alles umgedreht ist, der Jüngste in der Runde die Aufsichtspflicht hat und darauf aufpassen muss, dass die beiden Älteren nicht verloren gehen oder sich aus Versehen ein Loch in den Kopf hauen."
Auf der Fahrt in die Felsenstadt Petra in Jordanien bleibt Vaters Hörgerät an der Grenze liegen, ein befürchteter Überfall auf den Bus löst sich in Wohlgefallen auf und André Hermann bekommt einen kolumbianischen Adoptivbruder.
Die Leser können nebenbei eine Menge lernen, zum Beispiel, wo man den "Third Best View in the World" findet, wie man zum "Most Popular German in ganz Jordanien" avanciert, dass es "Simple Simon" wirklich gibt, dass Coin Pusher-Automaten genauso unfair sind wie Straßenkatzen, dass auch Kaffeekapselmaschinen, Toilettentürklinken und Flughafen-Security-Männer Sensibelchen sind und dass "Yallah" auf Deutsch "zackig" heißt
Das 303-seitige Taschenbuch ist die ideale entspannende Urlaubslektüre, ganz gleich, ob man mit oder ohne Eltern unterwegs ist. Erschienen ist es im Rowohlt Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-499-01399-7. htv
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