Bernd Stelter beglückte Montabaur
Von Wolfgang Rabsch
Mehr als 700 Menschen hatten den Weg in die ausverkaufte Stadthalle nach Montabaur gefunden, um Bernd Stelter hautnah zu erleben. Vorab: es gab wohl niemanden im Saal, der sein Kommen bereut hatte.
Montabaur. Bernd Stelter ist einer der bekanntesten Unterhaltungskünstler in Deutschland, der in vielen Bereichen erfolgreich ist. Er hat sich als Karnevalist, Kabarettist, Schriftsteller, Schauspieler, Sänger, Fernsehmoderator und Komiker einen großen Namen gemacht. Entsprechend breit sind seine Liveauftritte aufgestellt, die er, wie er selbst zugibt, über alles liebt. Das Programm trug bezeichnenderweise den Titel "Reg´ dich nicht auf. Gibt nur Falten!"
Mit diesem Titel hatte Stelter vorgegeben, warum es ihm an diesem Abend insbesondere ging: Er hat es einfach satt, sich nur das Gejammere der Menschen anzuhören, die nicht das Licht am Ende des Tunnels sehen wollen. Den begeisterten Zuschauern bot er einen Mix aus Nostalgie, feinsinnigem Humor, Hoffnung und Glück. Damit traf er den Geschmack des Publikums, dessen Alter man getrost, ohne despektierlich zu wirken, auf Ü50 einstufen konnte.
Dankbar nahmen die Besucher an den Geschichten teil, in denen Stelter auch aus seinem Leben berichtete und viele im Saal damit erreichte, die Ähnliches erlebt hatten. Es war kein karnevalistisches Programm, das Stelter als einer der Größen des Kölner Karnevals aus dem Effeff beherrscht, eher ein Resümee seines bisherigen Lebens, versehen mit einer großen Prise Humor, wobei er sich auch selbst häufig "auf die Schippe" nahm.
Lachen verhindert Faltenbildung
Gleich zu Beginn regte er sich über die Menschen auf, die ohne Pause über alles meckern würden. Dadurch würden sich an den heruntergezogenen Mundwinkeln Falten bilden, die er als "Sabberablaufrinne" bezeichnete, die aber nichts mit der "Merkelfalte" zu tun hätte. Bei Menschen, die sich ständig ärgern und zornig sind, würde sich zwischen den Augenbrauen über der Nase die sogenannte Glabellafalte bilden und tief in die Haut eindringen, darum heißt sie auch im Volksmund "Zornesfalte". Lachen macht Menschen attraktiver, auch für das andere Geschlecht, und ist zudem gratis. Im Hinblick auf die Gesundheit würde das Gehirn beim Lachen eine Sauerstoffdusche erhalten und die Lunge beanspruchen.
Die ewigen Meckerer wären keine angenehmen Zeitgenossen, die aber in der Mittagsruhe ihren Rasen mähen, ihren Müll falsch entsorgen würden und zudem eine Neigung hätten, Falschparker anzuzeigen. "Mit dummen Menschen zu diskutieren, ist so, als wenn man mit einer Taube Schach spielt", war Stelters Meinung zu diesem Thema. Kleine Kinder, diese frechen kleinen "Rotzplagen", wie der zweifache Vater sie liebevoll nannte, würden häufig nerven. Die besorgten Eltern würden sie dann in Schutz nehmen und behaupten, sie wären müde oder würden zahnen oder hätten ganz einfach "Kacke in der Hose". Es ist müßig festzuhalten, dass die Schilderungen durchgehend von lautem Gelächter und Beifall begleitet wurden.
Nicht den Kopf in den Sand stecken
Einer seiner Reisen hätte Stelter nach Japan geführt, um die Kirschblüten zu bewundern. Dabei sei er auch mit dem "Shinkansen", dem japanischen Schnellzug, gefahren, von dem behauptet wird, dass er bei seiner Ankunft in einem Bahnhof in Bezug auf Pünktlichkeit lediglich eine Abweichung von plus oder minus 15 Sekunden habe. Ihm fiel dazu der passende Vergleich zur Deutschen Bahn ein, bei der man schon von Pünktlichkeit der Züge spreche, wenn das Datum stimmt.
Eine Lebensweisheit erzeugte viel zustimmenden Beifall: "Auch wenn du den Kopf noch so tief in den Sand steckst, der Hintern schaut immer heraus." Stelter outete sich auch als extrem unsportlich, so sei bei der Abnahme des Sportabzeichens in der Schule bei ihm der 100-Meterlauf nach spätestens 68 Metern vorbei gewesen und beim Weitsprung wäre er nie im Sand gelandet.
Große Stücke hielt Stelter auf seine Oma, die er immer wieder liebevoll erwähnte und für ihn ein großes Vorbild war. Die Oma hätte aber auch mal gesagt: "Ich habe mir immer einen aufregenden Mann gewünscht, jetzt habe ich einen, der regt mich aber nur auf."
Sören als Kleinkrimineller
Als Sören verkleidet berichtete Stelter von einem Besuch beim Psychiater. Dort klagte er sein Leid über sein Fehlverhalten, da er bereits wegen Beleidigung, Körperverletzung und Sachbeschädigung zur Polizei musste. "Das ist zu viel, Sören, du bist doch erst sieben Jahre alt", meinte resignierend der Psychiater.
Bei einer landwirtschaftlichen Ausstellung im Sauerland zeigte ein Bauer ihm stolz seinen Prachtbullen, der jeden Tag eine Kuh besamen könnte. Ganz erstaunt hätte Stelter gefragt, der Parallelen zum realen Leben zog, "Aber nicht immer mit der gleichen Kuh?".
Zufriedenes, glückliches Publikum
Stelter bewies während seines Programms hervorragende musikalische Fähigkeiten. Er begleitete sich selbst auf der Gitarre oder am Keyboard und gab einige Lieder zum Besten, die seine Familie, seinen Hund und das Altwerden betrafen. Sehr berührend, aber immer mit viel Humor gespickt, traf er den Geschmack des Publikums.
Als Resümee kann anerkennend festgestellt werden, dass auf der Bühne ein authentischer, zufriedener und glücklicher Mensch stand, dem es gelang, seine Ansichten und Gefühle auf das Publikum zu übertragen. Jubelnder Beifall und Standing Ovation belohnten den Entertainer für seinen gelungenen Auftritt. Im dichten Gedränge, beim Verlassen der Stadthalle, konnte man ausnahmslos nur in glücklich dreinschauende Gesichter blicken. (Wolfgang Rabsch)
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