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Pressemitteilung vom 03.06.2024    

Eric Pfeil bringt Dolce Vita ins Kulturcafé Hillscheid

Ein fragendes Gemurmel, wann er denn nun komme, war im vollbesetzten Saal des Kulturcafés in Hillscheid zu vernehmen. Nachdem Bürgermeister Andreas Rath den Autor Eric Pfeil in den schönen Räumlichkeiten der "Ahl Schul" begrüßt und wieder Platz genommen hatte, war erst einmal nur das Standbild des Buches "Ciao amore, ciao" zu sehen, das an diesem Abend im Rahmen der 23. Westerwälder Literaturtage vorgestellt werden sollte.

Eric Pfeil und seine Frau führten den Tanz auch direkt vor (Foto: Wolfgang Heil)

Hillscheid. Doch nicht lange, fünf Sekunden heruntergezählt, und da erschien er, allerdings erst einmal auf der großen Präsentationswand, bei einem Auftritt in einer Bar in Sanremo, untermalt mit seinem eigenen gleichnamigen Song. Und am Ende, als sei er gerade aus der Leinwand gesprungen, erschien Eric Pfeil im gleichen Smoking live vor dem begeisterten Publikum. Gute Stimmung und herzliches Lachen erntete er auch gleich mit der Bemerkung, seine Frau finde, er sehe in diesem Outfit aus wie Nosferatu im Kommunionsanzug.

Dolce Vita in düsteren Zeiten
Was hilft in düsteren Zeiten? Nach Pfeils Ansicht suchen die Menschen auf diese Frage verschiedene Antworten: Alkohol, Fußball, neue Partner, neue Klamotten. Was aber in jedem Fall helfe, sei die italienische Popmusik als legaler, preiswerter und unschädlicher Stimmungsaufheller. Das haben die Italiener, die gegenwärtig in einer "Dauerkrise vor malerischem Hintergrund" leben, selbst bitter nötig. Und sie nutzen es auch. Als Beispiel nannte der Autor das jährliche Sanremo Festival della Canzone Italiana, bei dem an fünf Tagen jeweils 30 Teilnehmer gegeneinander ansingen und der andere europäische Wettbewerbe in den Schatten stellt.

Eric Pfeil wuchs mit italienischen Pop-Hits auf. Seine Eltern nutzten die in den Sommerferien erworbenen Langspielplatten zur "Urlaubsverlängerung" und versetzten sich und ihre Gäste damit regelmäßig in die entsprechende Stimmung im Partykeller. Die vielen auf der Leinwand gezeigten Plattencover, im jeweiligen Zeitgeist gestaltet, sorgten im Publikum für Wiedererkennung und Heiterkeit. Die Bandbreite von den 60er bis in die 80er Jahre reiche von genialen Songs mit Tiefgang über heiteren Disco-Pop bis zu "charmant-beknackten" Party-Hits. In seinem Vortrag hatte Pfeil diese Kategorien, untermalt mit historischen Fotos und angespielten Songs, verdichtet in wenigen Künstlerportraits.

Der geniale Lucio Battisti, dessen Lieder eine "Italienische Schule der Empfindsamkeit" seien, wurde zu Recht mit Bob Dylan verglichen. Anfang der 70er Jahre bewirkte er eine regelrechte Revolution, indem er in einer großen Fernsehsendung dem kritischen, an Belcanto gewöhnten Publikum erklärte, ein Sänger müsse nicht singen können, sondern berühren. Der größte italienische Popstar Italiens mied jedoch große Fernseh- und Bühnenauftritte, zog sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück und verstarb 1998 mit nur 55 Jahren.



Tanz und Gesang
Die heitere, partytaugliche Seite des Italo-Pop stellte Eric Pfeil in der Person von Raffaela Carrá vor, die sich die Befreiung der Frau von den Fesseln des Patriarchats auf die Fahnen geschrieben hatte und sich singend und tanzend entsprechende Freiheiten erlaubte. Am bekanntesten und entsprechend vom Hillscheider Publikum mitgesungen war ihr Song "A far l'amore comincia tu". Die deutsche Übersetzung "Tanze Samba mit mir", von Tony Holiday gesungen, war jedoch jedes emanzipatorischen Appells beraubt. Carrás "Tuca Tuca"-Tanz erschütterte die italienische Gesellschaft Anfang der 70er in ihren Grundfesten, wurde entsprechend mit Auftrittsverboten und Zensur belegt, was aber nur zu weiterer Verbreitung und Beliebtheit führte. Pfeil führte den Tanz mit seiner Frau, die sich als Raffaella verkleidet hatte, in seiner heute allgemein empfundenen Harmlosigkeit vor.

Italo-Pop auf dem Vormarsch
Anfang der 80er begann ein beispielloser Boom italienischer Pop-Songs von fast aggressiver Lebensfreude in den deutschen Charts, die allerdings von jeglicher Subtilität befreit waren. Als Beispiele dienten Al Bano & Romina Power sowie die Band Ricchi e Poveri, deren Song "Sará perché ti amo" in der Südkurve des AC Mailand erklingt und 2023 gar zum meistgegrölten Wiesn-Hit avancierte. Pfeil berichtete, dass viele Italiener bestürzt seien, wenn sie erfahren, dass diese Art der Musik in Deutschland für typisch italienisch gehalten wird.

Nach unterhaltsamen 90 Minuten, in denen Eric Pfeils eigener Vortrag davon zeugte, dass sich Tiefgang und Witz vorzüglich vertragen, bedankte er sich bei Katharina Roßbach, der Programmleiterin der ww-Lit, und bei Wolfgang Heil vom Kulturcafé e.V. für die gute und reibungslose Organisation. Danach kam es am Signiertisch noch zu vielen Gesprächen und Austausch mit dem begeisterten Publikum.

Die 23. Westerwälder Literaturtage gehen noch bis Ende Oktober weiter. Auf Wunsch wird die Programmbroschüre auch versendet. Das gilt auch für Eintrittskarten. Bestellungen können unter Telefon 02742-1874 oder per E-Mail an buchladenwissen@web.de aufgegeben werden. (PM)


Mehr dazu:   Veranstaltungsrückblicke  
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