Gefangenenaustausch mit Russland: Kevin Lick (19) aus Montabaur ist unter den Freigelassenen
Von Angela Göbler
Im Rahmen des umfangreichsten Gefangenenaustauschs seit Beendigung des Kalten Kriegs ist auch ein 19-jähriger Mann aus Rheinland-Pfalz freigelassen worden. Kevin Lick, der in Montabaur aufwuchs, war in Russland wegen Landesverrats verurteilt worden.
Montabaur. Kevin Lick, geboren und aufgewachsen in Montabaur, zählt zu den entlassenen Häftlingen des Gefangenenaustauschs zwischen Russland und mehreren westlichen Staaten. Dies berichteten mehrere Medien übereinstimmend. Nachdem er die ersten zwölf Jahre seines Lebens in Montabaur verbracht hatte, zog Lick mit seiner russischen Mutter in deren Heimatstadt Maikop im Nordkaukasus.
In Russland wurde Lick beschuldigt, dem Regime kritisch gegenüberzustehen und Militärstützpunkte fotografiert und die Bilder nach Deutschland geschickt zu haben. Der russische Geheimdienst FSB verurteilte ihn daraufhin wegen Landesverrats. Laut Berichten wurde er im Alter von 17 Jahren in Sotschi festgenommen, als er sich mit seiner Mutter auf dem Weg nach Deutschland befand. Im Dezember 2023 wurde Lick zu vier Jahren in einer Strafkolonie verurteilt.
Viktoria Lick, Kevins Mutter, spielte während der Inhaftierung ihres Sohnes laut Medienberichten eine entscheidende Rolle. Sie sei von großer Angst, aber auch Hoffnung erfüllt gewesen, dass ihr Sohn zu den Freigelassenen gehören würde. Noch kurz vor dem Austausch zeigte sie sich zuversichtlich, dass die deutschen Behörden ihren Sohn nicht im Stich lassen würden.
Größter Gefangenenaustausch seit dem Kalten Krieg
Der Gefangenenaustausch, der als der größte seit dem Ende des Kalten Krieges gilt, führte zur Freilassung von insgesamt 26 Häftlingen. Unter ihnen waren fünf Deutsche, drei US-Amerikaner, ein russisch-britischer Staatsbürger mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung für die USA und sieben russische Oppositionelle und Kremlkritiker.
13 der freigelassenen Personen landeten in der Nacht auf Freitag (2. August) am Flughafen Köln/Bonn, wo Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sie empfing. "Das war sehr bewegend", sagte Scholz. Er betonte, dass der erfolgreiche Austausch nur durch eine intensive Kooperation mit vielen europäischen Ländern und besonders den Vereinigten Staaten von Amerika möglich war.
Zu den freigelassenen Häftlingen gehörte auch der in Belarus verurteilte und später begnadigte Deutsche Rico K. Im Gegenzug hatte sich die Bundesregierung dazu bereiterklärt, den als "Tiergartenmörder" bekannten Wadim Krassikow abzuschieben. Krassikow hatte 2019 einen Georgier tschetschenischer Abstammung im Kleinen Tiergarten in Berlin ermordet und wurde dafür vom Berliner Kammergericht zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Mittlerweile hat der Kreml bestätigt, dass Krassikow ein Agent des russischen Geheimdienstes FSB sei.
"Die Bundesregierung hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht", so heißt es in einer Presseerklärung. "Dem staatlichen Interesse an einer Vollstreckung der Freiheitsstrafe eines verurteilten Verbrechers standen die Freiheit, das körperliche Wohlergehen und – in einigen Fällen – letztlich auch das Leben unschuldig in Russland inhaftierter Personen und zu Unrecht politisch Inhaftierten gegenüber. Unsere Schutzverpflichtung gegenüber deutschen Staatsangehörigen sowie die Solidarität mit den USA waren wichtige Beweggründe."
(Angela Göbler)
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