Wie ein Sturm über Westerburg: "Motörblast" sprengen die Dezibel-Skala
Von Wolfgang Rabsch
Am Freitagabend (9. August) war es vorbei mit der Beschaulichkeit in Westerburg. Verantwortlich für den Ausnahmezustand war die Motörhead Tribute Band "Motörblast", die nicht dafür bekannt ist, zärtliche Balladen zu performen. Die Band liebt es, vor vielen Wacken-tauglichen Zuschauern an die Grenzen der Dezibelvorgaben zu gehen.
Westerburg. Entsprechend überwogen beim Konzert auf der Freilichtbühne in Westerburg die sogenannten "Grauschädel", die zur Ü50 bis Ü60-Generation gehören. Die meisten der wild aussehenden Besucher in ihren Rockerklamotten sind friedfertige Menschen, die nur eines im Sinn haben: Spaß haben und Party feiern. So war der Erwartungshorizont vor dem Konzert hoch angesiedelt, vorab kann bestätigt werden, dass niemand sein Kommen zu bereuen brauchte.
Und auch der liebe Gott muss ein Rockfan sein, über dem Konzertgelände hingen vor Konzertbeginn dunkle Regenwolken, die sich etwa eine halbe Stunde vor dem Beginn in einem kräftigen Regenschauer entluden. Erstaunlicherweise endeten die nassen Grüße just in dem Moment, als Stadtbürgermeister Jannik Pape und Dirk Weimar vom Kulturring Westerburg die Bühne betraten, um die Besucher zu begrüßen. Innerhalb weniger Minuten verschwanden die düsteren Regenwolken und die Freilichtbühne wurde in gleißenden Sonnenschein getaucht. Einige der Besucher meinten, Lemmy Kilmister, der 2015 verstorbene Godfather des Heavy Metal, hätte seine Finger im Spiel gehabt.
Beide Herren betonten unisono, dass sie zum Abschluss der erfolgreichen Platzkonzerte an der Freilichtbühne, etwas Außergewöhnliches bieten wollten und darum "Motörblast" verpflichtet haben. Sie dankten dem Bauhof, deren Mitarbeiter für den Aufbau der Bühne verantwortlich zeichneten und "Metal-Doro", die den entscheidenden Tipp für die Band gab.
Harter Sound und überragende Bühnenshow
Die dreiköpfige Band wurde mit viel Beifall begrüßt, der auch die Vorfreude der Besucher ausdrückte. Und "Motörblast" benötigte auch kein langes Warm-up, um die Fans vorbehaltlos für sich zu gewinnen. In dem etwa zweistündigen Konzert boten sie eine überragende Bühnenshow und vergaßen dabei nicht, den harten Sound von "Motörhead" eins zu eins zu performen. Die Setlist konnte problemlos mit "The very best of Motörhead" überschrieben werden. Über 20 Songs wurden in dem zweistündigen Konzert interpretiert. An der Vielzahl der Welthits von "Motörhead" war feststellbar, welche "Schätze" sie nach Lemmys Tod 2015 und der damit verbundenen Auflösung der Band der Metal-Szene hinterlassen haben.
Eine kleine Auswahl der unvergesslichen Hits von "Motörhead", die "Motörblast" wieder aufleben ließ und die Fans zum Ausflippen brachten: "Ace of Spades", "Killed by death", "Stay clean", "Killers", "I got mine", "Over the top", "Damage case", "Goin to Brazil" und "Eat the rich". Als die Band selbst zwei absolute Welthits anderer Stars coverte und diesen den Motörhead-Stempel aufdrückte, kannte die Begeisterung an der Freilichtbühne keine Grenzen: "Good Golly Miss Molly" von Little Richard und "Heroes" von David Bowie erwiesen sich als absoluter Volltreffer.
Ein Rockkonzert für Augen und Ohren
"Motörblast" erwies sich als Band, die absolut authentisch den harten Sound von "Motörhead" verinnerlicht hat und darum diesen spielerisch leicht auf der Bühne interpretieren kann. Die Show glich einer Blaupause der Konzerte ihre Idole, sie haben keine Experimente nötig, bleiben ganz nah am Original und liegen damit vollkommen richtig, so wollen die Fans es sehen. Dr. Ape, der den "Lemmy" spielt, erzeugt mit seiner Gitarre den gleichen legendären Bass-Sound und gleicht mit der angeborenen Warze Lemmy wie ein Zwilling. Seine Stimme klingt genauso und schmeckt nach Rauch und Whisky.
H.P. Hammersmith verkörpert das Spiel seiner Gitarre ebenso, wie das Original Philip "Wizzö" Campbell. Last but not least bearbeitete Dr. Overkill als Mikkey Dee seine Drums so heftig, dass man Angst um das Material haben könnte. "Motörblast" spielten nicht nur ein Routinekonzert, sie zelebrierten "Motörhead" bis ins kleinste Detail und lagen damit goldrichtig, denn nichts anderes hatten die feiernden Fans erwartet.
Fans feiern bis zur Sperrstunde
Im Laufe des Konzerts steigerte sich die Stimmung immer weiter, vor der Bühne wurde wild getanzt und Headbangen war angesagt. Die Fans hätten noch unendlich lange feiern wollen, doch leider wurde wegen der Sperrstunde der Stecker gezogen. Nach dem umjubelten Ende des Konzerts waren viele Stimmen zu hören, die Jannick Pape und Dirk Weimar für ihren Mut lobten, diese außergewöhnliche Band, die kein Kurkonzert gaben, nach Westerburg einzuladen.
"Motörblast" kommt aus dem Siegener Raum, hat demzufolge viele Fans aus dem angrenzenden Kreis Altenkirchen, so unter anderem Fred aus Betzdorf, der voll des Lobes war: "Das Konzert hat meine Erwartungen noch übertroffen, die Jungs spielten wie aus einem Guss, man konnte ihnen so nahe sein, dass man sie berühren konnte. Der Sound von Motörhead kam dank der hervorragenden Akustik auf der Freilichtbühne voll zum Tragen und machte mich und die vielen Fans sehr glücklich. Beim Konzert war auch viel Nostalgie spürbar, auch ich hatte Motörhead 2004 in Originalbesetzung bei Rock am Ring erleben dürfen".
(Wolfgang Rabsch)
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