"Schmallenberg-Virus" jetzt im Westerwald angekommen
Eine neue Tierseuche greift im Westerwaldkreis um sich. Gegen das "Schmallenberg-Virus", das erstmals 2011 bei Bisons in Schmallenberg diagnostiziert wurde, existiert bisher kein Gegenmittel. Eine Übertragung auf den Menschen wird nach derzeitigem Erkenntnisstand ausgeschlossen.
Schmallenberg-Virus: Verdacht auf
neue Tierseuche im Westerwaldkreis
Die Verdachtsdiagnose „Schmallenberg-Virus“ in einem Schafbestand im nördlichen Westerwaldkreis wurde gestern durch die Untersuchung von Probenmaterial im Landesuntersuchungsamt Koblenz untermauert. Eine offizielle Bestätigung durch das Friedrich-Löffler-Institut auf der Ostseeinsel Riems wird zwar erst für nächste Woche erwartet, bei der Kreisverwaltung ist man sich jedoch weitgehend sicher, dass es sich tatsächlich um einen Fall der neuen Tierseuche handelt.
In dem betroffenen Betrieb sind innerhalb weniger Tage mehr als 20 missgebildete Lämmer geboren worden, die typische Verdrehungen und Versteifungen der Gliedmaßen und der Halswirbelsäule zeigten und bei denen naturgemäß der Geburtsvorgang erschwert war. Weitere Lämmer kamen äußerlich unverändert, aber tot oder lebensunfähig zur Welt.
Das "Schmallenberg-Virus", benannt nach der Gemeinde Schmallenberg im
Sauerland, wurde im November 2011 aus dort gewonnenen Blutproben erkrankter Rinder isoliert. Es gehört zur Gattung "Orthobunyavirus", als deren Verbreitungsgebiet normalerweise Afrika, der mittlere Osten, Südasien und Australien gilt. Inzwischen sind in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hessen mehr als 50 Betriebe betroffen, weitere Erkrankungsfälle sind in Belgien und den Niederlanden zu verzeichnen. In Rheinland-Pfalz gibt es mehrere Verdachtsfälle bei Schafen, der erste bestätigte Nachweis betrifft eine Bisonkuh und ihren Fetus aus dem nördlichen Teil des Landes.
Das Virus wird durch Stechmücken übertragen und befällt Schafe, Ziegen und Rinder. Bei erwachsenen Tieren werden milde Krankheitsverläufe mit etwas Fieber, Milchrückgang und Appetitlosigkeit beobachtet. Die typischen Tot- und Fehlgeburten sind Spätfolge einer Infektion in einem frühen Stadium der Trächtigkeit, die bei Schafen bekanntlich fünf Monate dauert.
Dr. Helmut Stadtfeld, Veterinärdezernent der Kreisverwaltung, rät den Tierhaltern, die in den nächsten Tagen und Wochen zur Geburt anstehenden Schafe und Ziegen im Auge zu behalten, damit erforderlichenfalls Geburtshilfe geleistet werden kann. In welchem Umfang auch Rinderbestände betroffen sind, wird sich in Anbetracht einer Tragzeit von neun Monaten wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt erweisen.
Für die betroffenen Tierhalter, so Stadtfeld, ist die Virusseuche ein schicksalhaftes Ereignis, gegen das sie sich so gut wie nicht schützen können. Eine Entschädigungsregelung für Tierverluste gebe es nicht. Die einzige gute Nachricht sei, dass die Infektion nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht auf den Menschen übergeht.
Wenngleich eine Meldepflicht erst eingeführt werden soll, bittet die Kreisverwaltung die Tierhalter, Verdachtsfälle zu melden, damit man einen Überblick über das Seuchengeschehen behält. Aber auch für Fragen rund um das Thema Schmallenberg-Virus steht die Kreisverwaltung unter der Telefonnummer 02602/124- 328 zur Verfügung.
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